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Kultprodukt Wasserkefir

Das belgische Startup Kult Kefir zeigt eine Lücke im deutschen Handel

Kultprodukt Wasserkefir © Kult Kefir

Die Generation Z ist ernährungsbewusst, gesunde Erfrischungsgetränke sind im Trend. Während der fermentierte Tee Kombucha inzwischen den Weg aus der Nische in deutsche Supermärkte geschafft hat, ist ein anderes Trendgetränk hierzulande außerhalb von Instagram noch weitgehend unbekannt: Wasserkefir enthält kaum Zucker, erfrischt und schmeckt auch ohne künstliche Zusätze. Das Startup Kult Kefir aus Brüssel will die fermentierte Limonade in Bio-Qualität jetzt auch im deutschen Handel zu mehr Bekanntheit verhelfen.

Bei Kefir denken die meisten zunächst an das dickflüssige Sauermilchgetränk, das mit Hilfe von Kefirkulturen über Milchsäuregärung gewonnen wird. Tatsächlich basiert auch die Limonadenalternative Wasserkefir auf Kefirkulturen, die sich allerdings von Milch-Kefirkörnern unterscheiden. Erinnern Milch-Kefirknollen optisch an Milchreis oder Blumenkohlröschen, so sind Wasserkefirkulturen transparenter und sehen aus wie Kristalle. Seinen Ursprung hat Milch-Kefir im Kaukasus, während Wasserkefirkörner vermutlich erstmals von Kakteen in Mexiko geborgen wurden. „Seither werden die Kristalle von Hand zu Hand weitergegeben – und vervielfältigt“, erzählt Mathilde Riga, Gründerin von Kult Kefir.

Das Grundrezept für traditionellen Wasserkefir besteht nur aus vier Zutaten: Wasser, Zucker, Zitronensaft und eine Kefirkultur. Die in der Kultur enthaltenen Hefen und Milchsäurebakterien wandeln den Zucker im Zuge der Fermentierung in Milchsäure um, wodurch das Getränk erfrischend sprudelig wird und seinen charakteristischen, süß-säuerlichen Geschmack erhält. Durch die Zugabe von Früchten, Säften oder Botanicals im Ansatz können weitere Geschmacksrichtungen erzielt werden.

In Deutschland sind Pulver und Kristalle, um selbst Wasserkefir herzustellen, bereits im Naturkostfachhandel zu finden. Was das fertige Getränk angeht, so bleibt die Suche allerdings in der Regel vergeblich. Weder deutsche Hersteller noch der deutsche Handel sind bisher auf den Zug aufgesprungen. „Deutschland ist eines der wenigen Länder in Europa, in denen Wasserkefir noch nicht auf dem Markt angekommen ist“, stellt Riga fest. Insgesamt schätzt sie, dass aktuell europaweit zehn bis 15 Unternehmen hauptberuflich Wasserkefir vertreiben, viele davon aus Frankreich. In Belgien seien fünf Hersteller gleichzeitig in die Produktion eingestiegen, wovon sich zwei am Markt behaupten konnten: einer davon Kult Kefir.

Vom Küchenexperiment zum Vertrieb in ganz Europa

Die Idee, Wasserkefir herzustellen, kam Mathilde Riga im Jahr 2019. Nach ihrem Studium der Biowissenschaften und Lebensmitteltechnik experimentierte die junge Unternehmerin, die sich für gesundes Essen und Kochen interessierte, zu Hause mit verschiedenen Fermentationsmethoden. „Dann hat meine Schwester mir Kefirkristalle mitgebracht“, erzählt Riga. Damals war Wasserkefir auch in belgischen Läden erst sehr vereinzelt zu finden. Das sprudelige Erfrischungsgetränk, das sich aus den Kristallen gewinnen ließ, hat sie sofort überzeugt. „Wasserkefir hat weniger Zucker als Kombucha – und schmeckt besser!“, findet sie.

2020 gründete Riga offiziell ihr eigenes Unternehmen ‚Kult Kefir‘. Ihren bisherigen Job bei einem Recyclingkonzern ganz aufzugeben und richtig in die Selbstständigkeit zu starten, traute sie sich allerdings erst zwei Jahre später, als sie den Bio-Ingenieur Patrick Staes kennenlernte, der bereits professionell in der Kefirherstellung tätig war, seine Produkte aber noch nicht verkaufte. „Heute ist Patrick für die Produktion zuständig“, erzählt Riga.

Zwei Brauereien haben für das Startup die Herstellung in kommerziellem Maßstab übernommen. Innerhalb kurzer Zeit ging Kult Kefir von da an mit seinen Produkten ziemlich durch die Decke. „Am Anfang haben wir 20 Liter pro Woche hergestellt – jetzt sind es 6.000!“, so Riga. Die Produktion sei damit „fit für Europa“.

Begonnen hat das Unternehmen seinen Absatz in belgischen Naturkostläden von Bio-Planet, dann wurde der Vertrieb in die Regale des belgischen Lebensmitteleinzelhändlers Delhaize ausgeweitet. Inzwischen exportiert Kult Kefir in 14 europäische Länder: zum Beispiel in kleine Läden in Spanien, nach Finnland über den Bio-Großhändler Aduki und in die Schweiz über die Feinkostsparte der großen Warenhauskette Manor. Größter Exportmarkt sind die Niederlande, wo das Startup mit dem Naturkosthändler Ekoplaza sowie der Supermarktkette Albert Heijn kooperiert.

„Unser Ziel ist es, ein gutes Getränk für mehr Leute zugänglich zu machen“, erklärt Riga. Dafür wolle das Unternehmen auch mit so vielen Partnern wie möglich zusammenarbeiten – solange die Preispolitik fair bleibt. Momentan kostet eine 0,3-Liter-Dose für Endverbraucher 2,50 Euro – „wie ein Kombucha oder ein gutes Craft Bier“, meint die Gründerin.

Begleitet wird Riga inzwischen von zwei Gesellschaftern, die als Shareholder die Bereiche Finanzen und Vertrieb verantworten und die finanzielle Unabhängigkeit des Startups ohne externe Investoren sicherstellen. Für Entwicklung und Marketing ist die Gründerin nach wie vor selbst zuständig. Dazu kommt ein kleines Mitarbeiterteam, das die Abläufe unterstützt. „Wir sind fast alle unter 30“, hebt Riga hervor. Die familiäre Zahl und die gemeinsame Motivation junger Gleichaltriger schaffe eine besondere Unternehmenskultur.

Wasserkefir mit Yuzu, Hopfen oder Ingwer

Begonnen hat das Bio-Startup mit drei Geschmacksrichtungen: ‚Passionsfrucht und Hopfen‘, in Anlehnung an das in Belgien beliebte hopfenbetonte Bier India Pale Ale (IPA), ‚Yuzu und Mandarine‘, das laut Riga durch die japanische Zitrusfrucht eine besondere Geschmacksexplosion verspricht, und die etwas klassischere Sorte ‚Ingwer und Zitrone‘ – denn: „die Leute lieben Ingwer“.

Für die Herstellung gibt Kult Kefir nur Bio-Säfte und -Konzentrate zu, Aroma-, Süß- und Konservierungsstoffe sind tabu – die Zutatenliste ist kurz. Der Zuckergehalt liegt bei 2,4 Gramm pro 100 Milliliter – also etwa nur halb so hoch wie beim Bio-Hersteller Lemonaid, der sich wegen des für Limonaden vermeintlich zu geringen Zuckergehalts schon gegen Abmahnungen wehren musste. Alkohol ist nach Angaben des Unternehmens im Endprodukt weniger als 0,1 Prozent enthalten.

Für 2025 hat Kult Kefir bereits die nächsten Schritte geplant. Es soll eine Zero-Version entwickelt werden, die durch eine längere Fermentationsdauer komplette Zuckerfreiheit garantiert – „zum Beispiel ideal für Diabetiker“. Fünf weitere Sorten, darunter Maté und Rosenelixier, haben bereits Marktreife erlangt und werden anders als die ersten Artikel in Glasflaschen statt Dosen angeboten. Diese Innovation sei interessant für den deutschen Markt, in dem Kult Kefir großes Potenzial sieht, bislang jedoch noch nicht Fuß fassen konnte. „Deutsche Bio-Kunden sind skeptisch gegenüber Dosen“, erklärt Riga. Mit den neuen Produkten will das Unternehmen nun den Markteintritt schaffen. „Es soll für jeden Bedarf eine Alternative geben“, stellt die Gründerin in Aussicht.

Lena Renner

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