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Wertschätzung als Schlüssel zur Agrarwende

Forschungsprojekt Öko-Valuation zeigt Methoden zur Verständigung

Wertschätzung als Schlüssel zur Agrarwende © Universität Hohenheim / Max Kovalenko

Fehlende Wertschätzung wird als zentrales Hindernis für eine ökologische Transformation des Agrar- und Ernährungssystems wahrgenommen. Dieses Fazit zieht die Universität Hohenheim aus ihrem Forschungsprojekt Öko-Valuation. In Workshops und Diskussionsrunden haben sich dabei lokale Akteure über ihre Perspektiven ausgetauscht. Die Ergebnisse sind im Kursbuch ‚Landwirtschaft gemeinsam gestalten: Grundlagen, Methoden und Potentiale der Verständigung über Werte‘ zusammengefasst.

„In der Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren in den Bio-Musterregionen Enzkreis und Heidenheim haben wir gesehen, dass eine Verständigung über Werte und Normen möglich ist und dazu beitragen kann, Brücken zwischen gegensätzlichen Positionen zu bauen“, erklärt Claudia Bieling, Leiterin des Lehrstuhls für Gesellschaftliche Transformation und Landwirtschaft an der Universität Hohenheim.

Im offenen Austausch in unterschiedlichen Formaten sei fehlende Wertschätzung als wesentliches Hindernis für eine nachhaltige Ausrichtung des Agrar- und Ernährungssystems genannt worden. Es brauche nicht nur eine höhere Wertschätzung für Lebensmittel. Auch die Arbeit der Menschen, die sie erzeugen, müsse gesellschaftlich anerkannt und finanziell gewürdigt werden, um deren Motivation und Bereitschaft zur Mitwirkung am gesamtgesellschaftlichen Veränderungsprozess zu fördern. Nicht zuletzt bedürfe es eines größeren gesellschaftlichen Bewusstseins für den existenziellen Wert fruchtbarer Böden.

„Die Landwirtschaft gehört zu den Berufsfeldern, in denen Menschen sich stark mit ihrer Tätigkeit identifizieren. So wird Kritik an bestimmten Praktiken schnell als Kritik an der Person wahrgenommen“, erklärt Uta Eser vom Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften der Universität Tübingen. Das mindere die Kooperationsbereitschaft.

„Im Projekt ist deutlich geworden, wie wichtig geschützte Räume sind, in denen die verschiedenen Beteiligten gehört werden und in Dialog darüber treten können, was ihnen wichtig ist“, so Veronica Hector, Doktorandin an der Universität Hohenheim. Darauf aufbauend könnten gemeinsame Ziele und Handlungspfade für eine zukunftsfähige regionale Landwirtschaft entwickelt werden.

Ein Schlüssel dazu seien regionale Netzwerke, wie sie schon heute in den Bio-Musterregionen aufgebaut und gepflegt würden und in die neben Erzeugern und Verbrauchern auch Handel, Gastronomie oder Bildungseinrichtungen eingebunden sind. An sie wendet sich auch das im Projekt entwickelte Kursbuch. Es will nicht nur theoretische Grundlagen liefern, sondern auch praktische Hilfen bieten.

Öko-Valuation ist eines von vier Projekten im ‚Forschungsprogramm Ökologischer Landbau‘, das die Landesregierung von Baden-Württemberg ins Leben gerufen und finanziell gefördert hat. Koordiniert wird das Programm vom Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau an der Universität Hohenheim.

Das Projekt Öko-Valuation wurde vom Fachgebiet Gesellschaftliche Transformation und Landwirtschaft der Universität Hohenheim koordiniert. Partner waren das Internationale Zentrum für Ethik in den Wissenschaften der Universität Tübingen, die Agentur Ökonsult sowie die Bio-Musterregionen Heidenheim plus und Enzkreis. Gefördert wurde es vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.

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