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Biodynamisch schließt biozyklisch aus?

Demeter hält bio-veganen Anbau für „unvereinbar“ mit eigenen Richtlinien

Biodynamisch schließt biozyklisch aus? © stock.adobe.com/lovelyday12

Horndünger für den eigenen Anbau aus dem nicht-europäischen Ausland importieren? Nach Demeter-Richtlinien ist das mit der Idee der biodynamischen Landwirtschaft vereinbar. Durch Kompostierung auf tierische Düngemittel verzichten? Das scheint dagegen ein Ausschlusskriterium. In einem offenen Brief reagiert der Demeter-Gärtner Jakob Mannherz auf die Entscheidung von Demeter Baden-Württemberg, der biozyklisch-vegane Anbau sei nicht mit der Demeter-Zertifizierung kompatibel.

Seit 2020 ist Mannherz Geschäftsführer der Gärtnerei Moosfeld in Singen am Hohentwiel, im Süden von Baden-Württemberg. Die Gärtnerei ist bereits seit 1988 nach Demeter-Standard zertifiziert; im Oktober vergangenen Jahres hat Mannherz sie auch nach den Richtlinien des biozyklisch-veganen Anbaus zertifizieren lassen. Wegen der Unvereinbarkeit dieser Standards sei ihm daraufhin vom Landesvorstand BW indirekt die Kündigung beim Demeter-Verband nahegelegt worden.

„Als Gärtnerei waren wir seit jeher ohne eigene Tierhaltung auf die Einfuhr von tierischen Betriebsmitteln angewiesen“, erklärt Mannherz in dem offenen Brief. Diese Praxis ist für ihn allerdings weit entfernt von einem geschlossenen Hofkreislauf. Die Methoden des biozyklisch-veganen Anbaus böten eine Möglichkeit, den Kreislaufgedanken Demeters besser umzusetzen.

Insgesamt hält Mannherz die Stickstoffdüngung mit Tierreststoffen für „sehr wenig nachhaltig“ und einen aktuellen Kernkritikpunkt am Bio-Gemüseanbau. Deutlich umweltfreundlicher ist es nach seiner Rechnung, durch intensive Kompostierung von Grüngut aus Grünland und Zwischenfrüchten auf tierische Düngemittel zu verzichten, sodass die ‚Kompostmiete‘ gewissermaßen die Aufgabe des Kuhmagens übernimmt. „Auch ohne Tierhaltung ist mit Pflanzenkompost ein gesunder Hoforganismus möglich“, ist der Demeter-Gärtner überzeugt.

Vom eigenen Verband schlug ihm für diese Ansicht bislang allerdings viel Gegenwind entgegen. Beim Fachgruppentreffen der Gärtner im vergangenen Jahr sei sein Vorschlag zur Kompostwirtschaft als Alternative zur Tierhaltung im Demeter-Standard abgelehnt worden.

Seine Idee, als Forschungsbetrieb den Einsatz vegetabiler Präparate ohne tierische Substanzen zu untersuchen, wurde nun vom Landesvorstand BW verworfen, da eine Anwendung der originalen Präparate als „zentraler Bestandteil der biodynamischen Agrikultur“ zwingend erforderlich sei. Dabei habe es im Vorfeld mit Vertretern des Verbands bereits „sehr offene und vielversprechende“ Gespräche gegeben.

„Die Frage scheint auch in den Reihen des Verbandes nicht unumstößlich festgelegt“, folgert Mannherz. In Anbetracht der sozio-ökologischen Transformation der Gesellschaft habe das Thema ‚tierische Düngemittel‘ heute eine neue Relevanz und berge außerdem die Gefahr einer unnötigen Zersplitterung innerhalb der Bio-Branche.

Daher bittet er den Landesvorstand BW, seine Entscheidung nochmals zu überdenken und eine rein pflanzliche Demeter-Strömung innerhalb des Verbands zu ermöglichen. Er wünscht sich „einen fruchtbaren Austausch“ und hofft auf „kreative Offenheit“ statt „Polarisierung und Konkurrenzdenken“.

Offener Brief an Demeter-Vorstand[69 KB]

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