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Markenvielfalt in München

Die Edeka Frisch-Nachbarn bieten über 8.000 Bio-Artikel

Markenvielfalt in München

Im Feringacenter im Gewerbegebiet Unterföhring bei München wurde vor drei Jahren ein neuer Edeka der Kaufleute Stadler und Honner eröffnet, genannt ‚Die Frisch-Nachbarn‘. Heute hat der Markt eine eigene Naturkind-Abteilung, die einem Bioladen in Sachen Markenvielfalt in nichts nachsteht, und erwirtschaftet elf Prozent vom 28-Millionen-Euro-Jahresumsatz mit Bio-Produkten. 100 Wein-Varietäten, ein großes Angebot an Bio-SB-Fleisch und ein Regal voll frischem Bio-Brot verschiedener Hersteller gehören zu den Highlights, die Bio-Kunden hier entdecken können.

Daniel Honner ist seit 2018 als Geschäftsführer bei Edeka Stadler + Honner tätig. Schon seine Großeltern waren Edeka-Kaufleute und haben sich auf einem organisierten Ausflug der Genossenschaft kennengelernt. „Ohne die Edeka würd‘ es mich gar nicht geben“, schmunzelt der Junior-Chef. Seinen Einstieg in die Handelswelt machte er über eine kaufmännische Ausbildung bei der Vorzeigekette Hieber, wo er auch die erste Abteilungsleitung übernahm. 2008 stieg er dann als Marktleiter ins Familienunternehmen seines Vaters Hans-Jürgen Honner ein.

Den Grundstein für die ‚Frisch-Nachbarn‘ legten die Cousins Stephan Stadler und Hans-Jürgen Honner im Jahr 1995 mit der Eröffnung eines Edeka-Markts in Arnbruck im Bayerischen Wald. Heute betreibt das Unternehmen zehn Märkte in Bayern – zwei in München, einen in Freising und die übrigen in Niederbayern. Daniel Honner ist für die Märkte in Oberbayern und für den Personalbereich zuständig, sein Vater leitet die Verwaltung und Expansion und Stephan Stadler führt die Märkte in Niederbayern und ist für Vertrieb und Sortimentspflege verantwortlich.

Ein Treffpunkt für die Nachbarschaft

Die Frisch-Nachbarn in Unterföhring sind der größte Markt des Unternehmens Stadler + Honner. Früher befand sich hier ein Kaufmarkt, später ein Marktkauf. Nach umfassenden Umbauarbeiten wurde 2021 der jetzige Markt unter der Flagge Edekas neu eröffnet. Mit 7.500 Quadratmetern steht hier mehr als genügend Platz zur Verfügung.

„Wir wollen ein Treffpunkt für die Nachbarschaft sein“, erklärt Honner den Anspruch des Handelshauses. Um Regionalität zu vermitteln, wurde etwa das Thema München bei der Gestaltung aufgegriffen und die Decke blau gestrichen. Über Holzverkleidungen soll ein gemütliches Ambiente geschaffen werden. Für Wohlfühlatmosphäre sorgt auch eine Kaffee-Rösterei in der Mitte des Marktes. Drei Tische mit Sitzgelegenheiten laden dazu ein, die selbst gerösteten Sorten direkt vor Ort zu verkosten.

Mit der Rösterei hat Honner sich „einen kleinen Traum erfüllt“. Einfach sei das nicht gewesen – ein ganzer Rattenschwanz an Zollbestimmungen und bürokratischer Arbeit habe die Umsetzung erschwert. In dem nun verkostbaren Fairtrade-Parzellenkaffee sei die jeweilige Baumgruppe nachvollziehbar und die Landwirte könne man sich im Internet anschauen. „Allgemein ist Transparenz für uns wichtig. Die Kunden sollen wissen, wo ein Produkt herkommt“, meint Honner. Ein Bio-Zertifikat kann bisher allerdings keine der Sorten vorweisen.

Insgesamt hat der große Markt im Gewerbegebiet Feringastraße über 60.000 Artikel im Sortiment. Dabei handele es sich vorrangig um Lebensmittel. „Wir führen kein SB-Warenhaussortiment“, erklärt Honner. Neben der Drogerie gebe es an Non-Food nur Tischaccessoires und Sachen fürs Esszimmer. Die Sortimentspflege liege zwar beim Unternehmen Stadler + Honner selbst, der Edeka verfolge damit aber keinen Erziehungsauftrag – „wir reagieren nur auf Nachfrage“, so Honner. Wenn das so ist, scheint diese allerdings durchaus in Richtung Bio zu gehen.

Mehr als 8.000 Produkte sind inzwischen für Bio-Kunden verfügbar. „Unsere Sortimentstiefe ist besser als früher bei basic oder Alnatura“, meint Honner stolz. Dabei sei Bio im Supermarkt vor 30 Jahren noch unvorstellbar gewesen. Lange Zeit sei es nur in kleinen Babyschritten vorangegangen – die Auswahl von heute habe sich erst in den letzten zehn Jahren entwickelt. „Jetzt sehen wir uns als Vollsortimenter in allen Bereichen – auch in Bio. Gestern haben wir unsere erste Bestellung bei Rapunzel aufgegeben.“ Die Zahl der Bio-Lieferanten bewege sich inzwischen im dreistelligen Bereich.

Vom Grow Tower zur Naturkind-Welt

Am Eingang des Edeka-Markts kann sich auf über 1.200 Quadratmetern die Obst- und Gemüse-Abteilung ausbreiten. Im Verhältnis dazu sind die gebündelten Naturkind-Auslagen überschaubar. Auf der einen Seite liegt das Obst mit Äpfeln, Birnen, Kiwi, Zitronen, Grapefruit und Avocado, auf der anderen das Gemüse: neben Gurken, Karotten und Paprika auch Eisberg- und Romana-Salat, Lauch, Aubergine und Brokkoli.

„Über das Sortiment der Edeka Südbayern sind wir schon gut aufgestellt“, meint Honner. Mit Sitz in Straubing sei das bio-regionale Angebot der Vorstufe groß, viele der Artikel hätten keinen weiten Weg vom Feld – auch wenn die lokalen Liefermengen nicht ausreichten, um die Nachfrage jeden Tag abzudecken.

Zur Obst- und Gemüseabteilung gehört auch ein eigenes Gewächshaus, in dem der Edeka Inhouse-Farming betreibt und die Kunden frisch gezüchtete Kräuter und Salate erwerben können. „Dadurch wird Flächenfraß und Grundwasserverschmutzung vermieden“, so Honner. Früher befand sich der Bereich im ‚Grow Tower‘, der sich weiter hinten auf einer Fläche von 120 Quadratmetern erstreckte. Dann aber ist die betreibende Firma insolvent gegangen und es wurde viel Platz frei, der neu genutzt werden wollte. Das geschah im November 2023 mit der Eröffnung einer Naturkind-Welt.

In der neuen Bio-Abteilung reihen sich nun 84 Regalmeter mit Trockensortimenten, Getränken, WPR und Naturkosmetik. Schönheitsfehler an den Säulen zeugen noch von der ehemaligen Verwendung des Bereichs. „Wir versuchen, den Charakter eines Bio-Fachmarkts widerzuspiegeln“, erklärt Honner. „Im Block können wir mit Masse punkten.“ Wo es sinnvoll sei, werde aber mit Zweitplatzierungen im Rest des Marktes gearbeitet, etwa beim Öl und beim Mehl. Nur Fleisch, Wurst, frisches Brot und Käse befinden sich noch nicht in der Naturkind-Welt, und die TK-Artikel gibt es aus praktischen Gründen nach wir vor kurz vor der Kasse.

Für die Milchprodukte wurden dagegen eigene Kühlregale in die Abteilung integriert. Die oberbayerische Marke Weihenstephan steht hier neben den üblichen Verdächtigen von Alnatura, Berchtesgadener Land und Andechser Natur. Geboten ist alles, was man in puncto Mopro braucht: von Butter über Frischkäse bis hin zu Joghurt- und Milch-Varietäten; dazu kommen vegane Alternativen von Harvest Moon. Die Lieferung erfolge wiederum über die Zentrale, allerdings seien teils nicht genügend Mengen verfügbar – Lücken im Regal zeugen von einer ordentlichen Nachfrage.

Auch in den Trockenregalen bleiben keine Wünsche offen. Das Müsli-Sortiment wird von Barnhouse und Bauck dominiert, ergänzt durch Verival, Wholey, Allos und Alnatura. „Bei den Cerealien ist es inzwischen einfach, das konventionelle Angebot nachzuahmen“, stellt Honner fest. Beim Mehl sind neben den Bio-Standards auch regionale Marken vertreten: Mehlzauber, Unser Land, Chiemgaukorn und Nimm’s RegRonal stammen allesamt aus Oberbayern und auch Donath aus dem Unterallgäu befindet sich noch im 100-Kilometer-Umkreis des Markts. Ausgefallene Sorten wie Braunhirsemehl von Werz oder Hanfmehl von Seitenbacher runden das Angebot ab.

Im Backwaren-Regal gibt es Convenience-Körnerbrot von Mestemacher, Zwieback von Sommer und Knäckebrot von Le Pain des Fleurs oder dem schwedischen Anbieter Leksands Bio. Terra Sana stellt Pizzaboden und Pita und Bauck ist mit seinen zahlreichen Backmischungen präsent. Auch die Backzutaten von Vanillezucker bis Kuvertüre zeigen eine Markenvielfalt, die man im LEH für gewöhnlich vermisst: zu Biovegan, Naturata und Govinda kommen Biovita und Gerhard Wagner mit der Marke Bioenergie.

Qual der Wahl zum Frühstück

Für die Aufstriche von süß bis salzig ist eine komplette Regalreihe reserviert. Neben Nuss-Nougat von Nocciolata sowie dem Klassiker Bionella von Rapunzel gibt es weitere Nussaufstriche von Wholey, Davert und Terra Sana. Das La Vida Vegan-Sortiment von Brinkers befindet sich nicht in der Bio-Welt, sondern in der Zuordnung, ebenso wie die Erdnussbutter von Peanut Revolution. „Hier handelt es sich um Produkte, die nicht nur Bio-Kunden ansprechen, sondern auch so gekauft werden“, erklärt Honner.

Bei den Marmeladen ist das volle Programm von Fior di Frutta geboten: von Aprikose über Orange bis Pflaume. Die Beerenbauern und La Selva sind vertreten, ebenso wie Blattfrisch mit seiner Marke Smiling Fruits, der Kiebitzhof und Tarpa mit Sitz bei München. Vielfältige Bio-Honig-Spezialitäten stellen schließlich Allos, Hoyer aus Oberbayern und Bio Gourmet.

Auch Tee und Kaffee vermögen eine ganze Regalreihe zu füllen. Gepa, Lebensbaum und Herbaria können in beiden Kategorien punkten. Beim Kaffee darf Mount Hagen von Wertform nicht fehlen, ebenso wie original-italienischer Espresso von LaSelva. BioTropic bezieht seine Kaffeebohnen aus einem Kleinbauernprojekt in Peru und Naturata kann als koffeinfreie Alternative Getreidekaffeepulver bieten. Für eine reiche Tee-Auswahl von Kräuter- und Früchte- über Chai- bis hin zu Grün- und Schwarztee sorgen im Beutel Yogi Tea, Pukka, Cupper und Himmelbauer, und lose die Marken Saritee und teeverliebt.

Italienische Pasta, vegane Gemüsecrèmes

Die würzigen Aufstriche in der Bio-Abteilung reichen von Klassikern wie Linse, Erbse oder Bohne von Tartex, Allos und Rinatura über Antipasti- oder Auberginen-Crème von Culinessa, LaSelva und Sanchon bis hin zu bio-veganer Leberwurst von Hedi. Bei Tomatensaucen helfen LaSelva und Naturata mit ihrer Auswahl weiter und Senf und Ketchup gibt es von Byodo, Unser Land und Münchner Kindl.

Im Pasta-Regal stößt man auf Nudelfülle von ppura, Werz, Alnatura, LaSelva und Campo Verde. Es gibt Dinkelnudeln von Naturata, Hülsenfrüchte-Nudeln von Govinda, Pappardelle mit Weizenkeimen von Morelli (Bio Gourmet) und italienische Spezialitäten wie Orecchiette von Byodo. Der Hersteller Pastalpina aus Bozen wurde im konventionellen Marktteil platziert und steuert dort Dinkelgrissini, Tagliatelle, Penne und Galletti bei. Und in einem Aufsteller von Bio Gourmet werden Bio-Spätzle aus Süddeutschland präsentiert.

Gewürze, Öl und Knabbereien

Im Sortiment von Reis, Couscous, Bulgur und Co beherrscht Davert das Regal, ergänzt von Bio Gourmet oder Rinatura. Bei den Tütensuppen hat man die Wahl zwischen Cenovis, Natur Compagnie und der veganen Marke veprosa, während Konservensuppen von Ökoland gestellt werden. Das Gewürzregal füllen schließlich Sonnentor und Herbaria.

Auf der Suche nach Bio-Speiseöl wird man wie erwähnt sowohl in der Bio-Zone als auch außerhalb fündig. LaSelva liefert im Naturkind-Bereich italienisches Olivenöl, die Ölmühle Oberschwaben Klassiker wie Sonnenblume und Raps und Bio Planète steuert ausgefallene Sorten wie Schwarzkümmelöl bei. In der Zuordnung stößt man wiederum auf Bio-Olivenöl der Marke Jordan von der Insel Lesbos sowie italienische Lieferanten: Primoli aus Ligurien neben Terre Francescane und Monini aus Umbrien.

Last but not least ein Blick auf Süßigkeiten und Knabbereien. Hier ist EcoFinia mit seinen beiden Schokoladen-Linien iChoc und Vivani präsent. Dazu kommt Amazonas-Schokolade vom vielfach ausgezeichneten Hersteller Paccari mit Sitz in München. Es gibt Kekse von der Bohlsener Mühle und Sommer, Knusperstangen von Werz und Knusperbrezeln von Erdmann Hauser. Die Chips-Auswahl wird durch Alnatura, die Bio-Zentrale und El Origen abgedeckt. Und zu guter Letzt darf eine Unverpackt-Station von Ecoterra nicht fehlen und liefert um die 100 Behälter zum Selberabfüllen von Nüssen, Flocken, Trockenfrüchten, Schokobällchen oder Gummibärchen.

100 Weine, 25 Biere

Auch die Bio-Getränke sind nicht in der Getränke-Abteilung, sondern in der Naturkind-Welt angesiedelt. Definitiv mit Masse punktet das Bio-Weinregal. Um die 100 verschiedene Varietäten von zahlreichen Weingütern werden hier präsentiert. Preislich bewegen sie sich im Rahmen von fünf bis 15 Euro und gleiche Sorten werden etwas günstiger als bei tegut angeboten. Es gibt einen Doppio Passo Primitivo aus Apulien, einen Merlot von der Azienda Giol aus Venetien, spanischen Solaz Tempranillo von den Bodegas Osborne oder französischen Soliano Cabernet Sauvignon. Von deutschen Weingütern stammen etwa Burgunder und Dornfelder von Landlust, ein Demeter-Riesling aus Rheinhessen von Jakob Neumer oder Lemberger mit Trollinger von den Weingärtnern Stromberg-Zabergäu. An Schaumweinen ist ein Prosecco von Valdo oder ein Sekt von VivoLoVin verfügbar. Und ganze Aufsteller haben schließlich französische Bordeaux-Weine von Mouton Cadet und spanische Rosé-Weine von Musso bekommen.

Wie nicht anders zu erwarten in einem bayerischen Markt ist der Edeka auch mit Bio-Bieren überdurchschnittlich ausgestattet – auch wenn sich der Kunde hier auf die zwei bekannten Marken Riedenburger (acht Sorten) und Neumarkter Lammsbräu (18 Sorten) beschränken muss. Dafür wird das Sortiment der Bio-Hersteller umfassend abgebildet: mit Urhellem, Edelpils, Dunklem Weizen, Natur-Radler, Emmerbier oder gluten- und alkoholfreien Varianten.

Im Bio-Saftregal darf Voelkel sich ausbreiten und stellt die Basis mit Apfel und Orange über Maracuja und Ananas bis hin zu ausgefallenen Sorten wie Rote Bete, Tomate und Sauerkraut – alles in der Glasflasche. Dazu kommen Fläschchen mit Aloe Vera-, Aronia- und Sanddornsaft von Alnavit, Bergapfelsaft in der Bügelflasche von Kela sowie Säfte im Tetrapack von Alnatura und Jacoby.

Am Ende der Naturkind-Welt befindet sich das Drogerie-Sortiment. Almavin, Sonett und Klar sind hier mit ihren Angeboten an Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln vertreten. Körperpflegeprodukte liefern die Hersteller Logona, Speick, Santé, Primavera und Alviana. Das ökologische Non-Food-Sortiment sei allerdings schwerer zu verkaufen als die Lebensmittel, stellt Honner fest. Ein Grund, um die bekannten Naturkosmetik-Marken Lavera, Blütezeit und Weleda Richtung Kasse beim konventionellen Sortiment zu platzieren. „Die Produkte sprechen jeden Kunden an“, meint der Händler. Der Verkauf funktioniere hier besser als in der Bio-Abteilung.

Prepacked-Käse auf Holzwolle

Auch um zum Frische-Bio – zu Brot, Wurst und Käse – zu gelangen, muss man die Naturkind-Welt verlassen. Die Käsetheke des Edekas ist mit prepacked-Ware angefüllt. „Eine Arbeitserleichterung ist das nicht, aber das Konzept macht die besten Umsätze in der ganzen Firma – 10.000 Euro pro Woche“, so Honner. Mit Bio-Siegel entdeckt man die Pfeffer-Sorte der Käserebellen, einen Bergkäse von Andechser, Bergblumenkäse von Edeka Bio und als Weichkäse einen Bio-Camembert von der Naturkäserei Tegernseer Land. Eine Erweiterung der Theke ohne Bedienung ist ansprechend mit Holzwolle gestaltet und bietet prepacked-Stücke von Gruyère, Emmentaler, Appenzeller und Comté in Bio-Qualität. „Am Wochenende ist die Käse-Auswahl noch größer“, verspricht Honner. Wird der Markt in einer Woche von über 20.000 Kunden aufgesucht, so komme fast die Hälfte davon – rund 8.000 – am Samstag vorbei.

SB-Fleisch in Fülle: von Wienerle bis Alpenrind

Bio-Fleisch und -Wurst ist an der Bedientheke nicht verfügbar – dafür werden Kunden an einer eindrucksvoll langen SB-Bio-Truhe fündig, deren Angebot sich sehen lassen kann. „Ursprünglich hatten wir versucht, Bio an der Theke anzubieten“, erklärt Honner. Allerdings laufe der Verkauf im SB-Bereich um ein Vielfaches besser – im konventionellen Sortiment werde dort gar fünf Mal so viel abgesetzt. „Hier ist der Kunde unabhängig und kann sich das bestaussehendste Fleischstück selbst aussuchen“, ist für den Marktchef ein möglicher Grund.

In den Bio-Auslagen sorgen Pichler und Juffinger bereits für ein stolzes SB-Sortiment: mit Lyoner, Schinken und Salami, Bruderhahn-Wurzen und Wiener Würsten, Alpenrind, Putenschnitzel, Hähnchenkeule und Hackfleisch. Bio Bühler steuert Schweine- und Rindfleisch in Naturland-Qualität bei. Und der Lieferant italienischer Spezialitäten Marziale bietet sogar ‚Prosciutto di Parma‘ mit Bio-Siegel. Für einen weiteren Lieferanten wurde gerade erst Platz geschaffen: „Ab morgen kommt Ware von Herrmannsdorfer dazu“, freut sich Honner.

Frisches Bio-Brot aus Bayern

Ein Highlight in puncto Frische-Bio ist ein kompletter Brotaufsteller: bestückt mir Ware von bayerischen Herstellern. Es gibt Bauernbrot von der Münchener Hofpfisterei, Holzofen- und Sonnenblumenbrot von der Gottschaller Biohofbäckerei (aus Niederbayern), ‚Hafer-Wonne‘ oder ein Sportlerbrot von Unser Land (Fritz Mühlenbäckerei, Oberbayern) – und sogar Bio-Baguettes von der Backsinfonie aus dem Umland von München. Für diese Vielfalt ist etwa der Backwaren-Großhändler Slottke verantwortlich, der seinen Sitz vor den Toren der bayerischen Hauptstadt hat.

Auch im TK-Bereich vor der Kasse können Kunden sich am Ende des Einkaufs noch mit Bio eindecken. Beim Speiseeis ist der Münchener Hersteller Del Fiore natürlich vertreten, ebenso wie Biopolar und die vegane Marke Nomoo. Es gibt eine reiche Auswahl an Tiefkühlpizzen: von Margherita, 3 Formaggi und Vegetariana über Caprese und Pesto bis hin zu Diavolo, vervollständigt durch Flammkuchen. Gestellt werden die Produkte von Followfood, den Demeter-Felderzeugnissen (bio inside) und Ökofrost (Biopolar). Deutsche See und Followfood bieten Lachsfilets, die Demeter-Felderzeugnisse Gemüse, Gemüsepfannen und Süßkartoffeln. Daneben findet man Spinattaschen von Moin, Chicken Nuggets und Geflügel-Hackbällchen von Ökofrost (BioCool) – und sogar einen Bio-Burger von Blockhouse.

Als nächste Herausforderung für das Unternehmen Edeka Stadler + Honner steht laut eigenen Angaben der Generationenübergang an. Die Staffelübergabe von Hans-Jürgen Honner an Daniel Honner – die vierte Generation – hat bereits begonnen, aber auch Stephan Stadler will sich in einigen Jahren zurückziehen und das Ruder seiner Tochter Kathrin Stadler überlassen.

Eine Herausforderung für die Zukunft bleibe außerdem der Personalmangel im Handel. „Bürotätigkeiten werden immer beliebter – genauso wie Homeoffice und die 4-Tage-Woche“, stellt Honner fest. Empfänger von Bürgergeld zögen Minijobs als Zusatzeinnahme einer festen Anstellung vor, weil ihnen dadurch am Ende mehr übrig bleibt. So seien gute Leute aktuell schwer zu finden und man müsse um jeden Bewerber kämpfen. „Wir versuchen schon länger, Flüchtlinge zu integrieren“, nennt der Kaufmann als möglichen Ausweg.

Mit Blick auf den Bio-Ausbau seien die Kunden momentan immer noch zurückhaltender als vor der Krise. „Die Inflation tut Bio nicht gut. Wenn man weniger Geld zur Verfügung hat, wird auf Genusswaren wie Alkohol oder Käse vielleicht verzichtet“, meint Honner. Der Trend zum Trading Down – zum Griff nach einer Qualitätsstufe niedriger – halte an und der Preiskampf mit Discountern nehme zu.

„Wir müssen einen Wow-Effekt bieten – kein 0815“, weiß er als Lösung, um sich von der Konkurrenz abzugrenzen. Mit der Dimension des Marktes gehe auch ein gewisser Leuchtturmcharakter und eine Verantwortung einher – „Größe verpflichtet“. Auch wenn Honner sich nur als Nachfrage-Erfüller sieht: Kundenwünsche zu befriedigen, bleibe ein herausforderndes Unterfangen.

Lena Renner

 

Edeka Stadler + Honner – Die Frisch-Nachbarn
Feringastraße 16
85774 Unterföhring

Eröffnung: 2021
Mitarbeiter in Vollzeit: 80
Verkaufsfläche: 7.500 Quadratmeter
Artikelanzahl (Lebensmittel): 55.000
Bio-Artikel: über 8.000
Kassen: 14 Normale, 6 SB-Kassen
Öffnungszeiten: Mo - Sa, 7 - 20 Uhr

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