Vor drei Jahren hat der Anbauverband Biokreis erstmals eine Richtlinie für den Handel verabschiedet, nach der Discounter von der Mitgliedschaft ausgeschlossen waren – ebenso wie Lebensmittelhändler, die weniger als 20 Prozent ihres Umsatzes mit Bio machen. Auf der Online-Mitgliederversammlung am 2. März wurde der Fachhandelsbeschluss jetzt revidiert: Ab sofort können auch Discount und konventioneller LEH mit Biokreis ausgelobte Eigenmarken führen.
Dem neuen Beschluss sei eine ausgiebige Diskussion vorangegangen. Laut ‚über bio‘-Redakteur Jens Brehl belief sich das Abstimmungsergebnis auf 61 Ja- zu 53 Nein-Stimmen bei acht Enthaltungen. Während Fachhändler ihre Angst darüber äußerten, nun mit Aldi und Lidl konkurrieren zu müssen, habe es auf der anderen Seite Verständnis für die Erzeuger gegeben, die auskömmliche Preise erzielen müssen.
Grund für die Neufassung der Handelsrichtlinie ist nach Biokreis die Erkenntnis, dass die Fokussierung des Verbands auf den Fachhandel seine Marktposition nicht im erhofften Maße stabilisiert und verbessert habe. Infolge der Inflation der letzten Jahre hätten Biokreis-Rohwaren teilweise als EU-Bio mit entsprechendem Preisabschlag abgesetzt werden müssen. Durch die Neuausrichtung der Handelspolitik soll ein solches Downgrading künftig vermieden werden.
Zusammenarbeit mit allen großen Bio-Anbauverbänden
Vor zwei Jahren gab der Edeka-Verbund die Zusammenarbeit mit Biokreis zur Zertifizierung seiner Fachhandelsmarke Naturkind bekannt. Nun werde der Anbauverband aus Niederbayern auch Produkte der Eigenmarke Edeka Bio ausloben, so die Edeka.
Beschlüsse der ersten Online-Mitgliederversammlung
Bei der ersten Online-Mitgliederversammlung des Biokreis e.V. am 6. März stimmten die Mitglieder über neue Verbandsrichtlinien ab. Neben dem Beschluss, die In-Ovo-Selektion zu verbieten, wurde eine Richtlinie für den Handel verabschiedet, welche Discounter von der Mitgliedschaft ausschließt. Die Versammelten sprachen sich außerdem für den Start eines Biodiversitäts-Projekts aus.
Im Jahr 2024 hat der Bio-Markt in Deutschland stärker als im Vorjahr zugelegt: um 5,7 Prozent, auf einen neuen Rekordwert von 17 Milliarden Euro. Bei einer sinkenden Inflation war das Wachstum mehr auf steigende Absätze als Preise zurückzuführen. Gleichzeitig stagnierte der Ausbau des Ökolandbaus mit einem Flächenzuwachs von lediglich 0,4 Prozent und die Anzahl der Bio-Höfe ging leicht zurück. Die neuen Zahlen und Fakten haben Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) und Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft vergangene Woche auf der Biofach präsentiert.