Ökolandbau
Bio in Bayern: weniger Betriebe, mehr Fläche
Verbändevertreter präsentieren neue Zahlen

Im Vorfeld der Biofach gab die Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern (LVÖ) gestern aktuelle Zahlen bekannt. Demnach waren Ende letzten Jahres 7.676 bayerische Betriebe Mitglied in einem der Bio-Anbauverbände Naturland, Bioland, Biokreis oder Demeter – 0,3 Prozent weniger als 2022. Dennoch kamen knapp 10.000 Hektar Verbands-Anbaufläche hinzu, was zeigt, dass auch der Ökolandbau nicht vor dem Strukturwandel gefeit ist.
Rüdiger Brügmann gab als Bioland-Experte einen Einblick in den bayerischen Bio-Milchmarkt. Von 1,4 Milliarden Kilogramm Bio-Milch werden 680 Millionen in Bayern erzeugt – also knapp 50 Prozent. Für 2023 konnte der Freistaat ein Wachstum von 4,7 Prozent verzeichnen, die Milchpreise stabilisierten sich und der Importanteil sei zurückgegangen. Zwar seien Erzeuger nach wie vor einem starken Kostendruck ausgesetzt, aber die Nachfrage steige langsam wieder an und der Handel setze zunehmend auf deutsche Herkunft.
Jörg Große-Lochtmann, Vorstand der Marktgesellschaft der Naturland Bayern AG, hob mit Blick auf den Handel das Engagement von Aldi Süd im letzten Jahr positiv hervor. Der Einsatz des Discounters für Verbandsware, Qualitätsaspekte, Rückverfolgbarkeit und Biodiversitätsprogramme beeinflusse auch andere Händler und habe den gesamten Markt beflügelt. Das Sortiment an heimischer Verbandsware nehme stetig zu. „Qualität spielt jetzt wieder eine größere Rolle bei allen Händlern“, bestätigte Thomas Lang, 1. Vorsitzender der LVÖ Bayern. „Sie haben auch gemerkt, dass Bio eine Inflationsbremse ist.“
Insgesamt blickt die LVÖ Bayern optimistisch in die Zukunft. Nach den Boom-Jahren flache der Anstieg zwar gerade ab, aber die Delle sei überwunden und es gehe wieder bergauf. Im Europavergleich erweise sich der Bio-Markt in Deutschland als stabil und habe noch viel Potenzial.
Allerdings seien für das bayerische Ziel von 30 Prozent Ökolandbau bis 2030 nicht 10.000 sondern 60.000 Hektar Bio-Zuwachs pro Jahr nötig. Hierfür brauche es jetzt eindeutige politische Signale und klare Rahmenbedingungen, die Landwirten eine langfristige Planungssicherheit ermöglichen. Insbesondere die Außer-Haus-Verpflegung müsse als Zugpferd weiter vorangetrieben werden – etwa über verbindliche Vorgaben wie mindestens 50 Prozent Bio in öffentlichen Kantinen.