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Forschung

Impfung gegen Krankheitserreger im Boden

Versuch zeigt Potenzial von Mykorrhiza-Pilzen

Impfung gegen Krankheitserreger im Boden © FiBL, Natacha Bodenhausen
Ackerboden wird mit Mykorrhiza-Pilzen geimpft.

Ackerböden beherbergen oft viele Krankheitserreger, die Pflanzen befallen und Erträge mindern. Ein Schweizer Forschungsteam mit Beteiligung des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) hat nun aufgezeigt, dass eine Impfung des Bodens mit Mykorrhiza-Pilzen helfen kann, den Ertrag ohne zusätzliche Düngung und Pestizide zu halten oder gar zu verbessern. In einem groß angelegten Freilandversuch konnte die Ernte um bis zu 40 Prozent gesteigert werden.

Auf 800 Versuchsflächen, verteilt auf 54 Maisfelder in der Nord- und Ostschweiz, hat das Forschungsteam die Pilze vor der Aussaat in den Boden eingearbeitet. Im Ergebnis sei auf einem Viertel der Äcker ein bis zu 40 Prozent besserer Ertrag erzielt worden. „Das ist enorm“, freut sich der Co-Studienleiter Marcel van der Heijden, Bodenökologe an der Universität Zürich

Nur auf einem Drittel der Äcker gab es keine positive Veränderung. Auf der Suche nach der Ursache untersuchten die Forscher chemische, physikalische und biologische Bodeneigenschaften und fanden heraus, dass die Impfung vor allem dann effektiv ist, wenn viele pilzliche Krankheitserreger im Boden vorhanden sind. „Die Mykorrhiza-Pilze wirken wie eine Art Schutzschild bei Krankheitserregern im Boden, welche die Pflanzen schwächen würden“, erklärt Co-Erstautorin Stefanie Lutz von Agroscope, dem Kompetenzzentrum der Schweiz für landwirtschaftliche Forschung. Ernteverluste, die normalerweise von den Erregern verursacht würden, blieben dann aus. Sind die Äcker dagegen im Vorhinein nicht belastet, hätten die Pilze auch keinen großen Effekt.

Ziel der Studie war es, vorherzusagen, unter welchen Bedingungen eine Mykorrhiza-Impfung funktioniert. „Mit wenigen Bodenindikatoren – hauptsächlich Bodenpilzen – konnten wir den Erfolg einer Impfung in neun von zehn Feldern prognostizieren – und damit auch bereits vor der Feldsaison den Ernteertrag“, sagt der Co-Studienleiter Klaus Schläppi von der Universität Basel. Diese Vorhersagbarkeit erlaube es, die Pilze gezielt in Äckern einzusetzen, was entscheidend dafür sei, eine zuverlässige landwirtschaftliche Methode zu entwickeln. Es sei nun noch weitere Forschung darüber nötig, wie sich die Pilze am einfachsten großflächig ausbringen lassen.

Die Studie wurde von der Schweizer Gebert Rüf Stiftung finanziert. Das Forschungsteam setzte sich neben Vertretern des FiBLs aus Forschern der Universitäten Zürich und Basel sowie von Agroscope zusammen.

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