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Özdemir eröffnet Labore in der Ukraine

Lebensmittelsicherheit, Veterinärmedizin und Pflanzenschutz

Um die Ausfuhr von landwirtschaftlichen Produkten aus der Ukraine zu erleichtern, haben Landwirtschaftsminister Cem Özdemir und sein ukrainischer Amtskollege Mykola Solskyi gestern ein Labor für Lebensmittelsicherheit und Veterinärmedizin sowie ein Pflanzenschutzlabor in der Ukraine eröffnet. Finanziert wurde das Projekt vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO über den bilateralen Treuhandfond. Insgesamt 2,7 Millionen Euro, zusammen mit Beiträgen aus der EU und Japan, wurden unter anderem für die Ausstattung des phytosanitären und veterinärmedizinischen Labors verwendet, um Abfertigungskapazitäten zu erhöhen.

„Unser Interesse ist es, dass die Ukraine ihre Souveränität umfassend gegen den russischen Aggressor verteidigen kann“, erklärt Özdemir. „Dafür ist die Ukraine auf ihre Wirtschaftskraft angewiesen, zu der die Landwirtschaft einen wichtigen Beitrag leistet. Der Export über das Schwarze Meer bleibt auf absehbare Zeit mit großen Risiken behaftet. Wir helfen alternative Exportwege zu etablieren, damit die Ukraine ihr Getreide dorthin bringen kann, wo es dringend gebraucht wird – nämlich in den Ländern des globalen Südens.“

„Die deutsche Unterstützung spüren wir in der Ukraine auf politischer, wirtschaftlicher und militärischer Ebene“, bedankt sich Solskyi. „Diese Laboratorien sind ein Beispiel für diese Unterstützung. Sie sind einer der Schritte, die es uns ermöglichen, landwirtschaftliche Produkte in andere Länder der Welt zu liefern. Dazu muss die Qualität des Getreides sichergestellt sein, und die Unternehmen müssen unter optimalen Bedingungen arbeiten.“

Russland blockiert seit Kriegsbeginn die ukrainischen Schwarzmeerhäfen, über die zuvor nahezu alle Agrarrohstoffe verschifft wurden. Die EU hat mit den ‚Solidarity Lanes‘ (Solidaritätskorridore) damit begonnen, alternative Exportwege zu etablieren. So konnten mehr als 48 Millionen Tonnen Agrargüter exportiert und Einnahmen für die ukrainische Landwirtschaft generiert werden. Große Flächen in der Ukraine sind durch den russischen Angriffskrieg mit Kampfmitteln kontaminiert (UKR Schätzungen: 17 Millionen Hektar betroffen), auf denen Lebensmittel für Millionen Menschen angebaut werden könnten.

Der ukrainische Gesamtagrarexport betrug im Juli 2023 gerade einmal noch 3,39 Millionen Tonnen Getreide, Ölsaaten und weitere landwirtschaftliche Produkte. Das ist der niedrigste Wert seit einem Jahr. Bislang wurden diese Produkte zu einem sehr großen Anteil per Schiff über das Schwarze Meer exportiert. Da durch die Aufkündigung des Getreideabkommens durch Russland der Export über die Schwarzmeerkorridore beendet wurde, braucht es dauerhafte alternative Exportrouten. Exporte in der genannten Größenordnung sind allerdings nur über einen weiteren Ausbau der Solidarity Lanes möglich. Deren Stärkung, insbesondere über die Donau, werde daher immer wichtiger, schreibt das BMEL. Nach Schätzungen des ukrainischen Agrarministeriums kann die Kapazität der Donauroute potentiell um 500-800.000 Tonnen monatlich gesteigert werden.

Seit Beginn des Angriffskriegs Russlands unterstützt das BMEL die Ukraine durch diverse Aktivitäten auf bilateraler und multilateraler Ebene. Die bilateralen Kooperationsprojekte des BMEL mit der Ukraine wurden für die Jahre 2022 und 2023 um 2,1 Millionen Euro aufgestockt, darunter 500.000 Euro für den Wiederaufbau im Forstsektor der Ukraine. Außerdem fördert das BMEL neben dem Ausbau der Exportkapazitäten die Ukraine mit weiteren 14 Millionen Euro im Rahmen des Rapid Response Plans der FAO. Dabei werden Tierarzneimittel, Impfstoffe sowie Generatoren für die Stromversorgung und Betriebsmittel für landwirtschaftliche Betriebe und für die Unterstützung von Kleinbauern in vom Krieg besonders betroffenen Gebieten bereitgestellt.

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