Stellvertretend für Steffi Lemke und Cem Özdemir nimmt Staatssekretärin Silvia Bender die Petition entgegen.
Mit einem über zwei Meter hohen Glyphosat-Kanister mit verknotetem Ausguss hat gestern ein Bündnis aus Umweltverbänden dem Bundeslandwirtschaftsministerium 136.125 Unterschriften für die Petition ‚Glyphosat-Verbot jetzt‘ übergeben. Der Aufruf wurde im Juni vom Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft (BEL), Eko, Greenpeace, Slow Food Deutschland und dem Umweltinstitut München gestartet. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir und Umweltministerin Steffi Lemke werden damit aufgefordert, bei der anstehenden EU-Abstimmung gegen die Wiederzulassung von Glyphosat zu stimmen.
Nächsten Freitag, den 22. September, werden die EU-Mitgliedsstaaten in einer Sondersitzung des Ständigen Ausschusses für Pflanzen, Tiere, Lebens- und Futtermittel erneut über Glyphosat debattieren. In der nächsten regulären Sitzung Mitte Oktober wird er über die Wiederzulassung des Totalherbizids in der EU abstimmen.
Im Koalitionsvertrag hatte die Ampel-Regierung bereits festgehalten, dass es ab 2024 kein Glyphosat mehr auf deutschen Äckern geben soll. Dennoch hat sich die Bundesregierung bisher nicht klar dazu bekannt, in Brüssel gegen die weitere Zulassung zu stimmen. Ohne ein EU-Verbot wird es deutlich schwieriger sein, ein nationales Glyphosat-Verbot rechtskräftig umzusetzen.
Glyphosat ist der weltweit am meisten eingesetzte Pestizidwirkstoff. 2015 stufte ihn die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation als ‚wahrscheinlich krebserregend beim Menschen‘ ein. Die Europäische Chemikalienagentur sieht zudem Gefahren für Wasserorganismen, wodurch das Totalherbizid zum Artensterben beiträgt.
„Wir brauchen eine vielfältige und resiliente Landwirtschaft als Nahrungsquelle und Rückzugsmöglichkeit für Insekten und Vögel“, erklärt Sophia Guttenberger, Referentin für Landwirtschaft am Umweltinstitut München. „Die Biodiversität leidet stark unter dem massenhaften Einsatz von Glyphosat. Deshalb muss die EU das Ackergift endlich verbieten und den Weg für die Agrarwende ebnen.“
Die Petition ‚Glyphosat-Verbot jetzt‘ ist weiterhin offen und kann hier unterstützt werden.
Umweltschützer kritisieren neue Bewertung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gab heute bekannt, dass sie in ihrer Risikoeinschätzung zu Glyphosat „keine kritischen Problembereiche“ feststellen konnte, es gebe allerdings noch einige Datenlücken. Umweltorganisationen kritisieren, dass die EFSA bei ihrer Bewertung zahlreiche unabhängige wissenschaftliche Studien vernachlässigt habe, die Glyphosat mit schwerwiegenden Gesundheits- und Umweltproblemen in Verbindung bringen.
Zusammen mit anderen Umweltschutzorganisationen startet das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft (BEL) heute eine Unterschriften- und Infokampagne gegen Glyphosat. Der Anlass: In Brüssel werden Ende des Jahres die EU-Mitgliedsstaaten darüber abstimmen, ob das Totalherbizid weiter zugelassen wird. Deutschland müsse mit einem klaren ‚Nein‘ stimmen, plädiert das BEL. Engagierte Bio-Unternehmen sind aufgerufen, sich aktiv zu beteiligen.
Mitte Oktober entscheiden die EU-Mitgliedsstaaten darüber, die auslaufende Zulassung des Totalherbizids Glyphosat um weitere fünf Jahre zu verlängern. Die Europäische Kommission wird voraussichtlich morgen einen Entwurf zur konkreten Ausgestaltung einer weiteren Zulassung von Glyphosat vorlegen. Dazu ein Kommentar von Gerald Wehde, Leiter Agrarpolitik Bioland e.V.