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Pestizide

Offener Brief gegen Wiederzulassung von Pendimethalin

Umweltinstitut München und Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft pochen auf Vorsorgeprinzip

Am 11. Juli 2024 steht der Herbizidwirkstoff Pendimethalin auf der Tagesordnung des Ständigen Ausschusses für Pflanzen, Tiere, Lebens- und Futtermittel (SCoPAFF) der Europäischen Union. Weil eine abschließende Neubewertung des Stoffes noch aussteht, soll die Zulassung voraussichtlich um ein weiteres Jahr verlängert werden. In einem offenen Brief an Landwirtschaftsminister Cem Özdemir und Umweltministerin Steffi Lemke fordern das Umweltinstitut München und das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft (BEL) die Bundesregierung auf, gegen die Wiederzulassung zu stimmen.

„Pendimethalin ist nicht nur gesundheitsschädlich und sehr giftig für Wasserorganismen, der Stoff reichert sich auch in Lebewesen an und verbreitet sich unkontrollierbar kilometerweit durch die Luft. Darüber hinaus handelt es sich um einen so genannten Substitutionskandidaten, der in der Europäischen Union wegen seiner erwiesenermaßen schädlichen Eigenschaften vom Markt genommen werden soll“, erklärt Fabian Holzheid, politischer Geschäftsführer des Umweltinstituts. „Einem solchen Stoff ohne aktuelle Risikoprüfung eine Zulassungsverlängerung zu erteilen, widerspricht klar dem Vorsorgeprinzip und den Schutzzielen in der Europäischen Pflanzenschutzmittelverordnung“.

In einer deutschlandweiten Studie hatten Umweltinstitut und BEL 2019 die Verbreitung von Pestiziden durch die Luft untersucht. Pendimethalin, eines der meistverkauften Pestizide in Deutschland, wurde an fast 90 Prozent der Standorte nachgewiesen.

„Unser Bündnis als ein Vertreter der Biobranche beobachtet seit Jahren, wie chemisch-synthetische Pestizide nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Koexistenz von konventioneller und ökologischer Landwirtschaft gefährden“, kommentiert BEL-Geschäftsführerin Anja-Marie Voß. „Durch Abdrift und Ferntransport kontaminiert Pendimethalin immer wieder die Felder von Bio-Betrieben und verursacht unverschuldete, schwere Einbußen.”

In ihrem offenen Brief fordern die Organisationen, jede weitere Zulassung für das Herbizid umgehend zu stoppen und sich dafür einzusetzen, ‚technische Verlängerungen’ für EU-Substitutionskandidaten in Zukunft zu unterbinden.

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