Nachhaltigkeit
WWF prangert Soja-Produktion an
Analyse zeigt mangelnde Nachhaltigkeit bei über 97 Prozent des Anbaus

Lediglich drei Prozent der weltweiten Soja-Anbaufläche von 130 Millionen Hektar sind derzeit nach Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert. Und selbst bei diesen Standards gebe es noch gravierende Defizite, meint eine Untersuchung, die von der niederländischen Forschungsorganisation Profundo im Auftrag von WWF Deutschland sowie der Weltnaturschutzunion IUCN (Nationaler Ausschuss der Niederlande) durchgeführt wurde.
Von insgesamt 20 untersuchten freiwilligen Standardsystemen und Richtlinien erfüllten nur wenige die grundlegenden Nachhaltigkeitskriterien. Die Analyse bewertete Problemfelder wie Entwaldung, Verlust von Biodiversität, soziale Belange und Menschenrechte oder die Rückverfolgbarkeit. Von den untersuchten Standards schnitten nur RTRS, Donau Soja, Europe Soya, ProTerra und ProTerra Europe sowie ISCC EU und ISCC Plus angemessen ab.
Die Analyse verdeutlicht laut WWF, dass die Soja-Industrie weiterhin eine erhebliche Bedrohung für die Natur darstellt. Billiges Soja für die konventionelle Massentierhaltung werde, so die WWF-Kritik, auf Kosten von Ökosystemen, den Arbeitern auf den Feldern und den Menschen vor Ort produziert.
„Soja kann nachhaltig produziert werden, derzeit steht der Sojaanbau jedoch größtenteils noch für Entwaldung und Naturzerstörung in vielen Regionen der Welt. Wir müssen sicherstellen, dass Nachhaltigkeitsversprechen nicht nur Lippenbekenntnisse sind, sondern echten Schutz für die Menschen vor Ort und die Natur bringen“, so Maja-Catrin Riecher, Referentin für Nachhaltige Agrarrohstoffe beim WWF Deutschland. Die gravierenden Probleme würden von den großen deutschen Herstellern für Tierfutter, Verarbeitern und Handel bisher größtenteils ignoriert.
Besorgniserregend ist laut Riecher vor allem die mangelnde Rückverfolgbarkeit, ein Schlüsselaspekt für die Einhaltung der künftigen EU-Vorschriften sowie unternehmerischer Sorgfaltspflichten. Unternehmen, die Soja in ihrer Lieferkette haben, sowie Zertifizierungssysteme dürften sich nicht auf die gesetzlichen Regelungen zur Entwaldung beschränken, sondern müssten echtes Engagement zeigen, um die Biodiversität zu schützen, den Klimawandel einzudämmen und die Rechte von indigenen und lokalen Bevölkerungsgruppen zu achten.
Der Bericht wurde in Auftrag gegeben, um den ‚Soy Voluntary Sustainability Standards‘-Benchmark-Bericht von 2019 zu aktualisieren und zu erweitern. Er wurde im Kontext des gemeinsamen Projekts ‚Tackling the main drivers of deforestation and conversion in Brazil‘ von WWF Brasilien und WWF Deutschland veröffentlicht, das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert und von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt wird.