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Laborfleisch

Totschnig warnt vor Reaktorfleisch

Greenwashing, Abhängigkeit und Gesundheitsrisiken

Nachdem in der Schweiz erstmals in Europa ein Zulassungsgesuch für Laborfleisch gestellt worden ist, verlangt der österreichische Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig zu dem Thema eine differenzierte inhaltliche Debatte und Transparenz. Von der Produktion profitierten nur wenige internationale Großkonzerne. Um der Abhängigkeit von ihnen zu entgehen, brauche es eine faktenbasierte und umfassende Folgenabschätzung zu Reaktorfleisch auf EU-Ebene. Außerdem fordert Totschnig eine eindeutige Kennzeichnung.

Ende Juli hat das israelische Startup Aleph Farms beim Schweizer Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) einen Antrag zur Zulassung von Laborfleisch eingereicht. Das Produkt mit der Bezeichnung Aleph Cuts soll gemeinsam mit dem Schweizer Handelsunternehmen Migros vermarktet werden. Vertrieb und Vermarktung sollen über die Gastronomie erfolgen.

„Laborfleisch aus der Fabrik, das unter sterilen Bedingungen mit künstlichen Zusätzen und Energie gezüchtet wird, hat nichts mit natürlichem Fleisch zu tun“, merkte Totschnig dazu in einer Pressemeldung an warnte vor damit verbundenen Gefahren. „Hier werden Inhaltsstoffe und Methoden eingesetzt, deren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit genauestens untersucht werden müssen“, so der Minister.

Konsumenten sollten eindeutig erkennen können, ob ein Produkt aus dem Labor oder aus der Landwirtschaft stammt. Wahlfreiheit und Transparenz müssten erhalten bleiben. Der Begriff ‚Fleisch‘ solle nur für natürliche Erzeugnisse verwendet werden und irreführende Bezeichnungen müssten vermieden werden: „Hier werde ich für eine breite Allianz in Brüssel kämpfen.“

Es dürfe außerdem kein Greenwashing betrieben werden, sagte Totschnig mit Blick auf Studien der Universität Oxford, die darauf hinweisen, dass die Produktion von Reaktorfleisch klimaschädlicher ist als die von natürlichem Fleisch. So kommt eine kürzlich veröffentlichte Studie der Universität von Kalifornien in Davis zu dem Schluss, dass der Energiebedarf von Laborfleisch bis zu 25 Mal so viel CO2-Äquivalente pro Kilogramm Fleisch freisetzt wie Produkte aus der Tierhaltung.

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