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Getreide-Vielfalt in Demeter-Qualität
Aurion verwandelt Urgetreide und glutenfreie Sorten in Mehl, Brot und mehr

Im hohen Norden Dänemarks sitzt einer der frühesten Bio-Pioniere und die größte Demeter-Gesellschaft des Landes. 1974 wurde Aurion gegründet und ist heute der größte Verarbeiter alter Getreidesorten in Skandinavien. Insgesamt gehen 3.200 Tonnen Getreide pro Jahr durch seine Mühlen, für die Herstellung von rund 500 verschiedenen Produkten. Ein breites glutenfrei-Sortiment ist bereits etabliert, das neueste Projekt sind Hülsenfrüchte.
„Von Anfang an war Aurion anthroposophisch geprägt“, erzählt Brian Tholstrup Nybo, der seit 2013 die Geschäftsführung innehat. Das Gründerpaar – Jørn und Inger Ussing Larsen – war in den 70ern frustriert von der geringen Verfügbarkeit biodynamischer Produkte und begann daher selbst mit der Herstellung von Bio-Brot. 1980 folgte eine eigene Bäckerei, deren Holzofen heute immer noch im Unternehmenssitz bei Hjørring verwendet wird. Bald darauf gingen die ersten eigenen Mühlen in Betrieb.
Heute sind 38 Bauern und 35 Mitarbeiter für Aurion tätig. Der Hersteller liefert eine enorme Vielfalt an Mehl, Müsli, Haferflocken, Porridge, Brot und Keksen. Auch Schokolade gibt es im Produkt-Portfolio. Seit 2014 betreibt Aurion eine eigene glutenfrei-Mühle und produziert inzwischen auch Convenience wie Müsli, Kuchen und Brei, die für Zöliakie-Betroffene geeignet ist.
Biodynamisch und innovativ
75 Prozent des verarbeiteten Getreides kommt aus Demeter-Anbau, auch bei den übrigen Bio-Partnern wird keinerlei Pestizideinsatz toleriert. Ein weiteres Markenzeichen der Mühle ist die Verwendung alter Getreidesorten: Als erster Getreideverarbeiter Dänemarks hat Aurion Anfang der 1990er Jahre Dinkel wiedereingeführt, was dem Unternehmen im ganzen Land einen großen Bekanntheitsgrad bescherte.
80 Prozent der Erzeugnisse Aurions basieren auf Vollkorn (Mehltyp 1050). Auch die Verwendung der alten Sorten, deren Proteingehalt höher ist als der des heute geläufigeren Getreides, steigert den Gesundheitsmehrwert der Produkte. Zusatzstoffe, Enzyme oder Essig sind in der Brotherstellung tabu.
Insgesamt werden 28 verschiedene Getreidesorten in den Mühlen bei Hjørring vermahlen: Urgetreide wie Emmer und Dinkel, besondere Varianten wie Purpurweizen und Standards wie Roggen und Hafer, alles möglichst aus Dänemark. Kamut, Hartweizen oder glutenfreie Zwerghirse werden in Dänemark nicht angebaut und daher aus dem Ausland bezogen. Auch Quinoa aus Bolivien hat Aurion im Programm. „Jedes Jahr probieren wir zwei oder drei neue Sorten aus“, berichtet Tholstrup.
Vor kurzem ist Aurion mit Erbsen, Linsen und Bohnen erstmals in den Anbau von Hülsenfrüchten eingestiegen. Zunächst ist eine Ernte von 500 Tonnen geplant, in drei Jahren bereits die doppelte Menge.
Qualitätsgeprüftes Steinmühlenmehl
Der Prozess von Getreide zum Mehl ist aufwendig: 24 Stunden braucht es, bis der Dinkel gereinigt, also von jedem Nicht-Getreide befreit ist. Anschließend wird die berüchtigte Spreu – unverdauliche Samenhüllen und Blütenteile – mittels Luftzirkulation von den Dinkelkörnern getrennt. Zum Mahlen des Getreides verwendet Aurion insgesamt 18 österreichische Steinmühlen. „Die sind sehr besonders und erzeugen ein weicheres Mehl mit viel Geschmack“, so Tholstrup. Wichtig ist für den Verarbeiter auch die Qualitätskontrolle, für die sogar ein eigenes kleines Labor vor Ort installiert wurde. „Alles wird bei uns drei Mal getestet!“ Noch komplexer werde die Arbeit dadurch, dass jede der Getreidesorten einer etwas unterschiedlichen Behandlung bedürfe. Aurion brauche daher sehr kompetente Müller. Von fünf Uhr morgens bis fünf Uhr nachmittags seien die Mühlen in Betrieb – „auch am Samstag“.
Die Resultate kann man bisher vor allem in Dänemark genießen. Aurion arbeitet zwar mit den deutschen Bio-Herstellern Bauck und Bohlsener Mühle zusammen, konzentriert sich in der Vermarktung aber überwiegend auf den dänischen Markt. 90 Prozent der Produkte bleiben in Dänemark, der Rest wird nach Skandinavien exportiert. In Deutschland ist Aurion aktuell nur bei Private Label-Fruchtriegeln aktiv.
Lena Renner