Ausland
Bio-Qualität aus dem Eichenfass
Die dänische Naturfrisk Gruppe verwöhnt Bio-Kunden mit Whisky, Bier und Limonade

Im Herzen Dänemarks hat sich der Bio-Getränke-Hersteller Naturfrisk mit seiner Brauerei Ørbæk und der Nyborg Destillerie einen Namen gemacht. Hier entstehen Limonaden, Säfte, Biere – und inzwischen auch Whisky. Innovative Nachhaltigkeitsprojekte werden begleitet von stilvollen Vermarktungsideen. Mit einem erweiterten Export-Sorti nt ist Naturfrisk bereit für den deutschen Markt.
Zwischen Seeland im Osten und Jütland im Westen liegt die kleine dänische Insel Fünen, auf der seit jeher viel Bier gebraut wurde. Hier kaufte Niels Rømer mit seinem Sohn Nicolai im Jahr 1997 die stillgelegte Ørbæk-Brauerei und begann mit der Produktion der weltweit ersten Bio-Limonade – zumindest habe man damals nirgends eine andere gefunden. Trotz der Marktlücke blieb das Interesse zunächst überschaubar. Das änderte sich, als man in Ørbæk 2001 wieder mit dem Bierbrauen begann. „In der Zeit gab es gerade eine Bierrevolution in Dänemark“, erzählt Tørk Eskild Furhauge, der jetzige Geschäftsführer des Unternehmens. Nicht nur Mainstream-Biere waren da gefragt und so erzielte der junge Betrieb mit seinem Bio-Bier nun auch wirtschaftlichen Erfolg.
Inzwischen gibt es neben Limos und Bier auch Mineralwasser, Saft und Spirituosen im Sortiment. 2009 wurde im Keller der Brauerei Ørbæk mit der Produktion von Whiskey und Gin begonnen. 2017 erwarb das Unternehmen in der nahegelegenen Hafenstadt Nyborg die Gebäude einer ehemaligen Güterzug-Werkstatt und verlegte die Destillerie dorthin, um die Produktion auszubauen. Auch ein eigenes Restaurant mit Bio-Zertifikat in Gold wurde hier eröffnet: Neben den Getränken können die Gäste nun Steak, Fisch oder Burger mit Whisky-Sauce genießen. Wer es noch exquisiter mag, kann eine Fahrt auf dem Schiff Fionia buchen und sich dort mit Whisky und Bier verwöhnen lassen.
Im Zeichen der Kornblume
2019 wurden Brauerei und Destillerie unter dem neuen blauen Kornblumenlogo zusammengeführt. Die neu gegründete Naturfrisk Gruppe vereint nun Naturfrisk-Limonaden, Soda-Mischgetränke der Marke macarn, Ørbæk-Bier und Nyborg-Whisky. „So wollen wir jetzt ein führendes Bio-Getränke-Unternehmen in Dänemark werden“, meint Furhauge. „Und den Leuten dabei Biodiversität vermitteln!“ Zu diesem Zweck hat der Hersteller geschützte Tiere auf den Limo-Etiketten abgebildet. Bei jedem Verkauf spendet das Unternehmen einen Beitrag an die nationale Naturschutzstiftung in Dänemark, die sich für den Erhalt der Lebensräume von Tier- und Pflanzenwelt einsetzt.
Auch sonst sieht sich Naturfrisk ganz der Nachhaltigkeit verpflichtet, verwendet ausschließlich Glasflaschen und bezieht möglichst viel Energie über Biogas, Sonne und Windräder. Eine besondere Erfindung hat die Brauerei Ørbæk gemeinsam mit dem Ingenieur Kim Christian Dalum entwickelt: Mit Hilfe einer neuen Maschine kann die Brauerei seit März 2020 das CO2, das bei der Bierproduktion im Gärprozess anfällt, sammeln, reinigen, kondensieren und dann in einem Tank lagern. Von dort aus wird es in die Erfrischungsgetränke weitergeleitet, die ihre Kohlensäure mittlerweile ausschließlich vom hauseigenen CO2 erhalten.
Seit März 2020 verwendet die Nyborg Destillerie lokal angebautes Gerstenmalz aus Fünen. Die Malzreste werden von einem Bauer abgenommen, der in einer Biogasanlage Energie für die Brauerei damit gewinnt. Dabei fallen Gärreste an, welche der Landwirt wiederum als wertvollen Dünger auf seinen Malzfeldern verwenden kann. „Es ist ein richtiger Kreislauf!“, freut sich Furhauge.
Vom Newmake zum Whisky
In großen Hefefässern lagert in Nyborg eine bierähnliche Flüssigkeit aus Gerste, Wasser, Malz und Hefe mit sechs Prozent Alkohol. Sie läuft durch eine Destillationsanlage, die den Alkoholgehalt auf 80 Prozent erhöht. Indem man das Resultat wieder etwas verwässert, erhält man den sogenannten ‚Newmake‘ – eine noch ganz durchsichtige Flüssigkeit mit 65 Prozent Alkohol, die sich etwa gut für Cocktails verwenden lässt. Damit er als echter Whisky verkauft werden darf, muss der Newmake mindestens drei Jahre lang im Eichenfass reifen. Dabei lösen sich Aromastoffe vom Holz und der Whisky erhält seine charakteristische bräunliche Farbe.
„Es dürfen sich nicht zu viele Stoffe lösen, sonst geht der Whisky kaputt“, erklärt Furhauge. Deshalb dürfen die Spirituosen in der Nyborg Destillerie nur ein paar Monate lang in ‚frischen‘ dänischen Eichenfässern reifen. Danach werden sie in verschiedene ältere Fässer umgefüllt, um den Geschmack perfekt zu machen. Die meisten erhält die Destillerie gebraucht aus den USA. „Bourbon Whiskey darf nur in neuen Fässern gelagert werden“, weiß Furhauge. Daher seien im Rest der Welt zahlreiche gebrauchte Bourbon-Fässer unterwegs.
Qualitätswhisky als Rache des Admirals
150 bis 200 Fässer Whisky werden aktuell in Nyborg gelagert, langfristig sollen es noch viel mehr werden. Eine ansehnliche alte Lokomotive, die in der Lagerhalle platziert wurde, um auf die Ursprünge des Gebäudes hinzuweisen, müsste dafür wohl irgendwann wieder weichen. Eine schöne Geschichte gibt es zur Limited Edition ‚The Admiral’s Revenge‘ (die Rache des Admirals). 1807 haben die Engländer in den Napoleonischen Kriegen die dänische Flotte gestohlen – damals eine der größten der Welt. Um sie wiederaufzubauen, pflanzten die Dänen viele neue Eichen. Inzwischen braucht Dänemark aber keine Flotte mehr, also kann man die Eichen auch für Whiskyfässer verwenden – „und die Briten als Rache mit besserem Whisky ärgern“, schmunzelt Furhauge.
Ihre Spirituosen vermarktet die Destillerie bisher vor allem in Dänemark. „Ein wirklich hochwertiger Whisky muss acht bis zehn Jahre im Fass liegen – und wir haben erst 2009 begonnen“, erklärt Furhauge. Ab 2018 sei man mit der Produktion richtig durchgestartet – „in ein paar Jahren können wir also viele tausende Flaschen abfüllen!“
In der Ørbæk-Brauerei ist man schon etwas weiter: Um die zwei Millionen Liter Bier verlassen jährlich die Produktion und sind für einen großen Teil des Umsatzes der Naturfrisk Gruppe verantwortlich. „Zehn Millionen haben wir durch Covid verloren“, bedauert Furhauge. Das sei etwa den kleinen Limos geschuldet, die ausschließlich in der Gastronomie verkauft werden. Auch das Restaurant und das Schiff mussten viele Verluste hinnehmen. Dagegen sei der Umsatz mit den 0,5-Liter-Bierflaschen, die nur im LEH vermarktet werden, 2020 um fast 20 Prozent gestiegen.
25 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet Naturfrisk bereits durch Export – hauptsächlich mit seinen Limos und Erfrischungsgetränken. Im deutschen LEH sind bisher ‚Indian tonic‘, Rosenlimonade und Ingwerbier verfügbar. Im Juni wurde das Export-Sortiment upgedatet und mit verschiedensprachigen Labeln ausgestattet. Neben Limonaden und Säften warten nun etwa auch das erfolgreiche ‚Fynsk Forår‘, ein sommerliches Weizenbier mit Holunderblüten, und der preisgekrönte ‚Isle of Fionia‘ Whisky auf Kunden aus dem Ausland.
Lena Renner