Start / Business / Themen / Events / Slow Food fordert prioritäre Rolle der Ernährung beim Klimaschutz

Ernährungswende

Slow Food fordert prioritäre Rolle der Ernährung beim Klimaschutz

„Weltgemeinschaft muss Verantwortung übernehmen“

Slow Food fordert prioritäre Rolle der Ernährung beim Klimaschutz © Meerfreiheit

Anlässlich der Weltklimakonferenz COP27 im ägyptischen Scharm El-Scheich fordert Slow Food Deutschland (SFD) die Staatengemeinschaft auf, sich zu einem nachhaltigen Agrar- und Ernährungssystem als entscheidende Maßnahme für Klimaschutz zu bekennen. Unsere Art, Nahrungsmittel zu erzeugen und zu verarbeiten sowie unsere Ernährungsgewohnheiten dürften nicht länger treibende Kräfte für den Klimawandel bleiben.

Ab diesem Sonntag (6.11.) beraten Vertreter der Weltgemeinschaft weiter darüber, wie die Pariser Klimaziele noch erreicht und die verheerenden Folgen des Klimawandels eingedämmt werden können. Schon heute wirkt sich die Klimakrise in vielen Teilen der Welt massiv aus. Das industrialisierte Lebensmittelsystem sowie daran angepasste Ernährungsgewohnheiten tragen erheblich dazu bei. Die intensive Landnutzung verursacht weltweit 23 Prozent der klimarelevanten Treibhausgasemissionen und eine zunehmende Degradation unserer Böden. Die Landwirte haben aufgrund von Veränderungen der natürlichen Landschaft und extremen Wetterereignissen (Waldbrände, Stürme, Hitzewellen, Überschwemmungen, Dürren usw.) zunehmend Schwierigkeiten, Nahrungsmittel zu erzeugen. Laut Slow Food riskieren wir die sichere Existenzgrundlage der Landwirte und die Versorgungssicherheit mit guten, sauberen und fairen Lebensmitteln. Das aber erfahre bei politischen Entscheidungsträgern weiterhin nicht ausreichend Aufmerksamkeit.

Dabei sei das Agrar- und Ernährungssystem nicht nur Ursache und Opfer der Klimakrise, sondern von hoher strategischer Bedeutung und müsse im Zentrum einer verantwortungsvollen ökologischen Transformation stehen. Deswegen solle das Thema Ernährung in der Weltklimapolitik eine prioritäre Rolle einnehmen.

SFD-Vorsitzende Nina Wolff betont: „Ernährung ist das ultimative Grundsatzthema unserer Zeit. Weil das Lebensmittelsystem einen erheblichen Beitrag zur Reduktion von Treibhausgasen leisten könnte, sollten Landwirtschaft und Ernährung entsprechend in den Gesprächen und den Beschlüssen der COP27 eingeordnet werden. Die Weltgemeinschaft muss Verantwortung übernehmen, Fortschritte verbindlich einleiten und Zuversicht vermitteln. Die nächsten Jahre sind für Klima- und Biodiversitätsschutz sowie Ernährungssicherung entscheidend.“

Für Slow Food geht damit die Förderung ökologisch wirtschaftender Betriebe, kulturell diversen Wissens, regionaler und handwerklicher Versorgungsstrukturen sowie kurzer Lieferketten einher. „Wir müssen den Bezug zu unserem Essen wiederherstellen, ebenso die Beziehungen zwischen Landwirtschaft und Umwelt, zwischen Ernährungssystemen und Gesellschaft“, so Wolff. Speisepläne sollten vorwiegend pflanzliches Essen, möglichst regional und saisonal, voranbringen; das weltweite Ziel der Halbierung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung müsse bis spätestens 2030 erreicht sein.

Unter dem Motto ‚Unser Essen: gut und gerecht!‘ kommuniziert Slow Food Deutschland aktuell seinen Appell für eine nationale Ernährungsstrategie der Bundesregierung. Die fünf zentralen Forderungen laufen über die Social-Media-Kanäle des Vereins, unterstützt von Stimmen aus dem Netzwerk.

[ Artikel drucken ]


Das könnte Sie auch interessieren

Wachstumsparadigma ist Haupthindernis für einen nachhaltigen Systemwandel

Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit befragt Experten in fünf EU-Ländern

Wachstumsparadigma ist Haupthindernis für einen nachhaltigen Systemwandel © stock.adobe.com/Miha Creative

Bedürfnisbefriedigung und Wohlergehen statt Wirtschaftswachstum: Dieses Leitbild für eine Neugestaltung der Versorgungssysteme propagiert eine Studie des Forschungsinstituts für Nachhaltigkeit (RIFS) in Potsdam. Um herauszufinden, wie sich klimakompatible Lebensstile in Europa ermöglichen lassen, haben die Autoren Experten aus Thinktanks, Politik und Zivilgesellschaft in Deutschland, Lettland, Schweden, Spanien und Ungarn befragt. Zu den gemeinsamen Handlungsempfehlungen gehört auch die Förderung von Bio und pflanzlichen Lebensmitteln.

07.08.2024mehr...
Stichwörter: Slow Food, Ernährungswende, International, Klimaschutz, Weltklimakonferenz, Klimawandel, Agrarwende, Treibhausgas, Nina Wolff

„Klimahandeln muss Wirtschaftsgut werden“

Rudolf Bühler spricht vor den Vereinten Nationen

„Klimahandeln muss Wirtschaftsgut werden“ © BESH

Vom 8. bis 17. Juli tagte in New York das Hochrangige Politische Forum für Nachhaltige Entwicklung (HLPF) der Vereinten Nationen, das für die Umsetzung der 17 UN-Ziele für Nachhaltige Entwicklung (SDGs) verantwortlich ist. Rudolf Bühler, Gründer der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH), war vor Ort und sprach beim Forum des Wirtschafts- und Sozialrats (ECOSOC) im Auftrag der Weltbauernorganisation (WFO) über den Kampf gegen Armut durch eine angemessene Vergütung von klimafreundlicher Landwirtschaft.

23.07.2024mehr...
Stichwörter: Slow Food, Ernährungswende, International, Klimaschutz, Weltklimakonferenz, Klimawandel, Agrarwende, Treibhausgas, Nina Wolff

Agrarministerkonferenz: Erklärung zum Kampf gegen Hunger

61 Nationen wollen eine nachhaltige Produktion und resiliente Lieferketten stärken

Agrarministerkonferenz: Erklärung zum Kampf gegen Hunger © BMEL

Bei der 16. Berliner Agrarministerkonferenz am vergangenen Samstag haben 61 Nationen eine Erklärung zum Kampf gegen Hunger unterzeichnet. Darin erkennen sie an, dass eine Transformation hin zu nachhaltigen und damit widerstandsfähigen Landwirtschafts- und Ernährungssystemen notwendig ist, um der Klima- und Biodiversitätskrise zu begegnen. „Das Recht auf Nahrung setzen wir nicht um, wenn wir nur auf Produktionssteigerung setzen“, so Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir.

23.01.2024mehr...
Stichwörter: Slow Food, Ernährungswende, International, Klimaschutz, Weltklimakonferenz, Klimawandel, Agrarwende, Treibhausgas, Nina Wolff


Pflanzenbetont essen: für Klima, Mensch und Erde

Neues Papier von Slow Food Deutschland erklärt notwendige Anpassungen

19.09.2022mehr...
Stichwörter: Slow Food, Ernährungswende, International, Klimaschutz, Weltklimakonferenz, Klimawandel, Agrarwende, Treibhausgas, Nina Wolff

Bio, Klima, Resilienz

Biofach veröffentlicht Kongress-Schwerpunkt 2022

12.08.2021mehr...
Stichwörter: Slow Food, Ernährungswende, International, Klimaschutz, Weltklimakonferenz, Klimawandel, Agrarwende, Treibhausgas, Nina Wolff