Start / News / Ökologie / Trinkwasser vor Belastung schützen

Pestizide

Trinkwasser vor Belastung schützen

Verbändebündnis fordert Anwendungsverbot für chemisch-synthetische Pestizide

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW), der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) und Bioland e.V. fordern ein Anwendungsverbot für chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und die Ausweitung des Ökolandbaus in Einzugsgebieten, die der Trinkwassergewinnung dienen. Sie unterstützen entsprechende Pläne der europäischen Kommission.

Trotz strenger Zulassungsvorschriften werden Pflanzenschutzmittelwirkstoffe (PSM-Wirkstoffe) und ihre Abbauprodukte (Metaboliten) regelmäßig in Grund- und Oberflächenwasser nachgewiesen. Die Konzentrationen liegen laut der Wasserverbände teilweise oberhalb der geltenden Schwellenwerte und Umweltqualitätsnormen. 

Seit vielen Jahren unvermindert hoch sei auch die Nitratbelastung des Grundwassers in vielen intensiv landwirtschaftlich genutzten Regionen. Gleichzeitig sei mittlerweile bekannt, dass das natürliche Nitratabbauvermögen in den Grundwasserleitern endlich ist, was unmittelbar einen weiteren Anstieg der Nitratkonzentrationen im Grundwasser zur Folge hat.

Dr. Wolf Merkel, Vorstand Wasser DVGW: „Trinkwasser ist unser Lebensmittel Nummer eins und es gelten strenge Grenzwerte zum Schutz vor Belastungen mit chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und ihren Abbauprodukten. Um diese Grenzwerte einzuhalten, müssen Wasserversorgungsunternehmen teilweise viel Aufwand und Geld in eine kostenintensive Trinkwasseraufbereitung investieren. Damit wird das Verursacherprinzip auf den Kopf gestellt, denn die Verbraucherinnen und Verbraucher müssen über einen erhöhten Wasserpreis die von der Intensivlandwirtschaft verursachten Folgekosten der Trinkwasseraufbereitung bezahlen.

Daher plädieren wir dafür, dass der ökologische Landbau in Wasserschutzgebieten und den Einzugsgebieten von Wassergewinnungsanlagen die erste Wahl sein muss. Wir brauchen umgehend politische Rahmenbedingungen, die den Ausbau des Ökolandbaus in den Einzugsgebieten der Trinkwassergewinnung stärken und die ökologischen Leistungen dieses Anbauverfahrens ausreichend finanziell fördern.”

In ihrem Verordnungsentwurf über die nachhaltige Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) schlägt die Europäische Kommission vor, die Anwendung von Pestiziden in ökologisch empfindlichen Gebieten zu verbieten. Ein breites Verbändebündnis hat dazu ein Positionspapier an Bundesagrarminister Cem Özdemir, Bundesumweltministerin Stefanie Lemke und die Berichterstatterin des federführenden Ausschusses des EU-Parlaments, Sarah Wiener, verschickt und fordert darin Nachbesserungen.

„Wir begrüßen im Grundsatz den Vorschlag der EU-Kommission“, erklärt Gerald Wehde, Geschäftsleiter Agrarpolitik bei Bioland. Allerdings müsse das Anwendungsverbot auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel spezifiziert werden. Die für den Ökolandbau zugelassenen Naturstoffe einschließlich mineralischer Stoffe sollten weiter zugelassen bleiben, damit dieser auch in ökologisch empfindlichen Gebieten gefördert werden kann.

[ Artikel drucken ]


Das könnte Sie auch interessieren

Bioland gründet Insektenlobby

Auftaktveranstaltung in Berlin mit Renate Künast

Bioland gründet Insektenlobby © Bioland

Bioland hat heute in Berlin eine Insektenlobby gegründet. Ihr Ziel ist es, Verbraucher und politische Akteure sowie Kommunen hinsichtlich des Insektensterbens nachhaltig zu sensibilisieren und zum wirksamen Insektenschutz zu aktivieren. Mit gezielten Forderungen will sie im Namen aller 11.200.000.000.000.000.000 Insekten des Landes Politik und Landwirtschaft zum Handeln aufrufen.

23.11.2022mehr...
Stichwörter: Pestizide, Bioland, Verbände, Politik, EU-Kommission, Agrarpolitik, Ökolandbau, Pestizidverbot, Wasser, Pestizidrückstände, Trinkwasserschutz

Stopp dem Artenschwund: Kein Jahr länger Glyphosat

Bioland appelliert an Cem Özdemir

Ende dieser Woche entscheiden die EU-Mitgliedsstaaten darüber, die auslaufende Zulassung des Totalherbizids Glyphosat um zunächst ein Jahr zu verlängern. Die Europäische Kommission hatte dazu einen entsprechenden Entwurf vorgelegt. Bioland fordert Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir nun dazu auf, gegen diesen Vorschlag zu stimmen. Außerdem erwartet der Verband von ihm die Mobilmachung nötiger Mehrheiten, um eine weitere Verlängerung des Einsatzes von Glyphosat zu verhindern.

11.10.2022mehr...
Stichwörter: Pestizide, Bioland, Verbände, Politik, EU-Kommission, Agrarpolitik, Ökolandbau, Pestizidverbot, Wasser, Pestizidrückstände, Trinkwasserschutz

Ökolandbau muss gentechnikfrei bleiben

Biokreis setzt sich gegen drohende Deregulierung ein

Anlässlich des heutigen EU-Bio-Tags mahnt der Bioverband Biokreis ein Grundprinzip des Ökolandbaus an: die Gentechnikfreiheit von Bio-Produkten. Durch die drohende Ausnahme neuer Gentechnik-Verfahren wie CRISPR/Cas aus der EU-Regulierung ist diese aktuell gefährdet. Vorsorgeprinzip und die Wahlfreiheit der Konsumenten stehen auf dem Prüfstand.

23.09.2022mehr...
Stichwörter: Pestizide, Bioland, Verbände, Politik, EU-Kommission, Agrarpolitik, Ökolandbau, Pestizidverbot, Wasser, Pestizidrückstände, Trinkwasserschutz

Naturland wird 40

Jubiläumskongress mit hochkarätigen Gästen

13.09.2022mehr...
Stichwörter: Pestizide, Bioland, Verbände, Politik, EU-Kommission, Agrarpolitik, Ökolandbau, Pestizidverbot, Wasser, Pestizidrückstände, Trinkwasserschutz


Bio-Ziele brauchen Agrarstatistik

IFOAM fordert systematische Datenerhebung zum Ökolandbau

03.02.2022mehr...
Stichwörter: Pestizide, Bioland, Verbände, Politik, EU-Kommission, Agrarpolitik, Ökolandbau, Pestizidverbot, Wasser, Pestizidrückstände, Trinkwasserschutz