Studie
Rinder als Dreinutzungstiere
Slow Food-Studie zeigt nachhaltiges Potenzial

Wie kann Rindfleisch gut, sauber und fair erzeugt, verarbeitet und vertrieben werden und das Rind zur notwendigen Transformation des Ernährungssystems beitragen? Mit diesen Fragen setzte sich Slow Food Deutschland (SFD) im Rahmen des vom Umweltbundesamt finanzierten Projekts ‚Nachhaltige und umweltgerechte Fleischwirtschaft am Beispiel Rind‘ auseinander. Das Ergebnis veröffentlicht der Verein jetzt in einer Studie und zeigt: Als Dreinutzungstier kann das Rind einen klimaschonenden Beitrag für Landwirtschaft und Umwelt leisten.
Wegen ihres hohen CO2-Fußabdrucks und Flächenverbrauchs steht die Rinderhaltung zumeist in der Kritik. Zukunftsfähige Ernährungsweisen, die sich an den planetaren Grenzen orientieren, raten, weitestgehend auf Rindfleisch zu verzichten.
Seit 2020 ging Slow Food der Frage nach, inwieweit wir uns durch einseitige Zuchtausrichtung, intensive Fütterungs- und Haltungsverfahren mit dem Ziel hoher Leistungen (vor allem bei Milch) in die Sackgasse getrieben haben und welche Wege uns genau dort wieder herausführen. Dazu hat SFD in sechs regionalen Workshops und ergänzenden Fachgesprächen mit Fachleuten aus Haltung, Zucht, Verarbeitung, Handel und Gastronomie diskutiert. Das Ergebnis: Rinder können bei der Transformation des Agrarsystems hin zu mehr Resilienz, Ressourcen- und Klimaschutz eine wichtige Funktion einnehmen.
Dazu die Projektleiterin Andrea Lenkert-Hörrmann: „Entscheidend ist, dass wir Rinder im modernen Sinne als Dreinutzungstiere einsetzen und wertschätzen. Dann geben sie uns Milch, Fleisch und Ökosystemdienstleistungen zugleich und leisten sogar einen klimaschonenden Beitrag für den Erhalt von Landschaft, Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität und den Wasserhaushalt.“
Voraussetzung dafür sei eine veränderte Zuchtausrichtung, weg von Milch- bzw. Fleisch-Höchstleistung hin zu guter Grundfutterverwertung. Dann erst lasse sich das zweite, wesentliche Kriterium für gutes, sauberes und faires Rind realisieren: Die Haltung und die Fütterung des Tieres durch die Weide und mehrjährigen Kleegrasanbau.
„Die Rinder müssen wieder das tun können, was sie am besten können. Nämlich Gras und andere, für den Menschen nicht verwertbare Biomasse fressen, diese in wertvolle Lebensmittel verwandeln und dazu in der Herde auf der Weide grasen“, erklärt Andrea Fink-Keßler, die das Projekt wissenschaftlich begleitet hat.
Auch die berechtigterweise viel diskutierte Frage nach der Fleischmenge auf den Speisetellern bekomme eine Antwort: Würden Milchprodukte und Fleisch in einem an die Futterfläche angepassten Verhältnis verzehrt, würde ihre Menge automatisch zu einer Beigabe auf den Tellern reduziert. Das käme der Gesundheit von Mensch und Planet zugute.