Start / Business / Bio-Unternehmen / Hersteller / Rinder als Dreinutzungstiere

Studie

Rinder als Dreinutzungstiere

Slow Food-Studie zeigt nachhaltiges Potenzial

Rinder als Dreinutzungstiere © Hendrik Haase

Wie kann Rindfleisch gut, sauber und fair erzeugt, verarbeitet und vertrieben werden und das Rind zur notwendigen Transformation des Ernährungssystems beitragen? Mit diesen Fragen setzte sich Slow Food Deutschland (SFD) im Rahmen des vom Umweltbundesamt finanzierten Projekts ‚Nachhaltige und umweltgerechte Fleischwirtschaft am Beispiel Rind‘ auseinander. Das Ergebnis veröffentlicht der Verein jetzt in einer Studie und zeigt: Als Dreinutzungstier kann das Rind einen klimaschonenden Beitrag für Landwirtschaft und Umwelt leisten.

Wegen ihres hohen CO2-Fußabdrucks und Flächenverbrauchs steht die Rinderhaltung zumeist in der Kritik. Zukunftsfähige Ernährungsweisen, die sich an den planetaren Grenzen orientieren, raten, weitestgehend auf Rindfleisch zu verzichten.

Seit 2020 ging Slow Food der Frage nach, inwieweit wir uns durch einseitige Zuchtausrichtung, intensive Fütterungs- und Haltungsverfahren mit dem Ziel hoher Leistungen (vor allem bei Milch) in die Sackgasse getrieben haben und welche Wege uns genau dort wieder herausführen. Dazu hat SFD in sechs regionalen Workshops und ergänzenden Fachgesprächen mit Fachleuten aus Haltung, Zucht, Verarbeitung, Handel und Gastronomie diskutiert. Das Ergebnis: Rinder können bei der Transformation des Agrarsystems hin zu mehr Resilienz, Ressourcen- und Klimaschutz eine wichtige Funktion einnehmen.

Dazu die Projektleiterin Andrea Lenkert-Hörrmann: „Entscheidend ist, dass wir Rinder im modernen Sinne als Dreinutzungstiere einsetzen und wertschätzen. Dann geben sie uns Milch, Fleisch und Ökosystemdienstleistungen zugleich und leisten sogar einen klimaschonenden Beitrag für den Erhalt von Landschaft, Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität und den Wasserhaushalt.“

Voraussetzung dafür sei eine veränderte Zuchtausrichtung, weg von Milch- bzw. Fleisch-Höchstleistung hin zu guter Grundfutterverwertung. Dann erst lasse sich das zweite, wesentliche Kriterium für gutes, sauberes und faires Rind realisieren: Die Haltung und die Fütterung des Tieres durch die Weide und mehrjährigen Kleegrasanbau.

„Die Rinder müssen wieder das tun können, was sie am besten können. Nämlich Gras und andere, für den Menschen nicht verwertbare Biomasse fressen, diese in wertvolle Lebensmittel verwandeln und dazu in der Herde auf der Weide grasen“, erklärt Andrea Fink-Keßler, die das Projekt wissenschaftlich begleitet hat.

Auch die berechtigterweise viel diskutierte Frage nach der Fleischmenge auf den Speisetellern bekomme eine Antwort: Würden Milchprodukte und Fleisch in einem an die Futterfläche angepassten Verhältnis verzehrt, würde ihre Menge automatisch zu einer Beigabe auf den Tellern reduziert. Das käme der Gesundheit von Mensch und Planet zugute.

[ Artikel drucken ]

Ticker

Das könnte Sie auch interessieren

„Wir sind alle in der Verantwortung“

Podium diskutiert über Wege in eine neue Ernährungsumgebung

„Wir sind alle in der Verantwortung“

Wer ist verantwortlich dafür, dass die Ernährungswende gelingt? Wie sieht eine gesunde und nachhaltige Ernährungsumgebung aus? Was passiert bereits und wo gibt es noch Handlungsbedarf? Zur Frage ‚Wie gelingt die Transformation zu einer gesunden und nachhaltigen Ernährung?‘ unterhielten sich am vergangenen Dienstag bei ‚Lidl im Dialog‘ Experten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.

21.03.2023mehr...
Stichwörter: Projekte, Milch, Slow Food, Ernährungswende, Fleisch + Wurst, Nachhaltigkeit, Studie, Rinderhaltung, Agrarwende, Ökosystem, Umweltbundesamt

Kühe mit Hörnern geben bessere Milch

Forschungsinstitut Kwalis untersucht Lebensmittelqualität

Kühe mit Hörnern geben bessere Milch © Jennifer Wohlers – Forschungsinstitut KWALIS

Im Projekt HornMilch_2021 haben Forscher des Labors Kwalis die Milch von 20 Kühen auf ihre ganzheitliche Lebensmittelqualität untersucht. Ziel war es, die Auswirkungen der Faktoren Horn, Futter und Umgebungstemperatur auf die Milchqualität zu beurteilen. Die Untersuchung der Proben ergab, dass sich das Tragen von Hörnern und das Füttern von Heu positiv auf die Milchqualität auswirken.

04.11.2022mehr...
Stichwörter: Projekte, Milch, Slow Food, Ernährungswende, Fleisch + Wurst, Nachhaltigkeit, Studie, Rinderhaltung, Agrarwende, Ökosystem, Umweltbundesamt

Nachhaltigkeit im Supermarkt: Handel schöpft Potenzial nicht aus

Sortimentsgestaltung und Werbung mangelhaft

Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) engagiert sich mit verschiedenen Aktivitäten für den Umweltschutz – zum Beispiel mit eigenen Bio-Marken, einem vegetarischen und veganen Angebot oder Energieeffizienzsteigerungen in den Filialen. Insgesamt aber könnten die Supermärkte ihren Einfluss und Handlungsspielraum deutlich stärker nutzen, vor allem in puncto Sortimentsgestaltung und Sensibilisierung der Konsumenten. Das zeigt eine aktuelle Studie des Forschungsinstituts für Biologischen Landbau (FiBL) im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA).

22.09.2022mehr...
Stichwörter: Projekte, Milch, Slow Food, Ernährungswende, Fleisch + Wurst, Nachhaltigkeit, Studie, Rinderhaltung, Agrarwende, Ökosystem, Umweltbundesamt

WWF prangert Soja-Produktion an

Analyse zeigt mangelnde Nachhaltigkeit bei über 97 Prozent des Anbaus

29.08.2023mehr...
Stichwörter: Projekte, Milch, Slow Food, Ernährungswende, Fleisch + Wurst, Nachhaltigkeit, Studie, Rinderhaltung, Agrarwende, Ökosystem, Umweltbundesamt