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Ernährungswende

Der Weg zur klimafreundlichen Ernährung

AöL-Podium diskutiert auf der Biofach

Der Weg zur klimafreundlichen Ernährung © AöL
v.l.n.r.: Florian Berendt, Geschäftsführer der Farmcycle Gmbh; Hubertus Doms, Geschäftsleiter des Hipp-Werks Georg Hipp OHG; Anne Baumann, Teamleiterin AöL; Sarah Wiener, Mitglied des Europaparlaments für die Grünen/EFA

Waldbrände, Dürrezeiten, Hitzewellen und kein Ende in Sicht: Die Auswirkungen der Klimakrise auf Rohstoffe, Ernteerträge und die Lebensmittelversorgung sind verheerend und werden spürbarer. Ein Systemwechsel hin zu Klimafreundlichkeit ist überfällig. Die Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller e.V. (AöL) hat sich auf ihrem Podium im Rahmen der Biofach/Vivaness 2022 mit klimafreundlicher Ernährung beschäftigt.

Wie der Weg zu klimafreundlichen Produkten konkret aussehen kann, das beschrieb Hubertus Doms, Geschäftsleiter des Hipp-Werk Georg Hipp OHG. Er verdeutlichte auch die Notwendigkeit von ‚wahren Preisen‘, also von Lebensmittelpreisen, die alle tatsächlich verursachten Kosten eines Produkts abbilden – dazu gehören auch Kosten durch Umweltschäden oder negative Folgekosten für die menschliche Gesundheit: „Wir lernen gerade alle, dass die freie Marktwirtschaft ihre Grenzen hat. Der Preis dominiert die Vertriebspolitik und das ist falsch. Denn die Systeme, die hinter den Preisen stecken, spiegeln nicht die wahren Umweltkosten“.

Ein weiteres best practice-Beispiel für klimafreundliche Produkte stellte Florian Berendt, Geschäftsführer der Farmcycle Gmbh, vor: „Wir als Hersteller von Insekten für die tierische und menschliche Ernährung arbeiten nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft. Lebensmittelabfälle werden bei uns zu Futter für Insekten, die wiederum wertvolle Proteine für Tierfutter und Lebensmittel liefern. So schließen wir eine Lücke im Kreislauf, die die Lebensmittelverschwendung aufwirft.“

Neben diesen Beispielen aus der Produktion gilt es, auch auf politischer Ebene dem Ruf nach Klimafreundlichkeit konkrete Maßnahmen folgen zu lassen. Ein mögliches Klimalabel ordnete Sara Wiener, Mitglied des Europaparlaments für The Greens/EFA, für das Publikum ein: „Klar ist: Wir brauchen Transparenz. Doch beim Klimalabel greifen wir zu kurz, denn ihm fehlen wichtige Komponenten, wie der Grad an enthaltenen schädlichen Stoffen oder der Verarbeitungsgrad eines Produkts. Was uns wirklich helfen würde, ist ein Nachhaltigkeitslabel, aufbauend auf einer tatsächlich ganzheitlich nachhaltigen Produktion.“

Auch für die Verbraucher ist die Frage nach Klimafreundlichkeit beim Lebensmitteleinkauf spätestens seit Fridays for Future ein Thema – wie diverse, als klimafreundlich betitelte Ernährungsstile zeigen. Doch welche Ernährungsweise ist wirklich positiv für Klima und Umwelt? „Die Ernährung der Zukunft ist ein großes Puzzle mit vielen Teilen“, resümierte Florian Berendt. Einige der Puzzleteile, wie der Fokus auf gering verarbeitete Lebensmittel, auf eine Ernährung, die weniger und dafür hochwertige tierische Produkte einschließt, auf selbstgekochte Gerichte, Bio in der Außer-Haus-Verpflegung und weniger Lebensmittelabfälle seien ein wesentlicher Schritt in die richtige Richtung – dessen waren sich die Teilnehmenden einig. Offen blieben Fragen nach der Notwendigkeit neuer Technologien und hochgradig technologischer Produktionsweisen, sowie die Berechtigung von Ansätzen wie Permakulturen, Vertical Farming und Mikrofarming.

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