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Spanrunft rudert rückwärts

In den Augen von Kunden und Lieferanten hat Basic einen Sündenfall begangen

Bio für alle versucht Basic nun seit der Gründung 1998 umzusetzen. Indes die Widerwärtigkeiten sind groß und das ehrgeizige Vorhaben mag nur schwer gelingen. Mit der Schwarz-Gruppe hat die in München ansässige Bio-Supermarktkette endlich einen potenten Geldgeber gefunden. Basic-Vorstand und Aktionäre hatten das Geschäft eingefädelt, die Mehrheit an den Lebensmittelriesen aus Neckarsulm zu übertragen. Doch daraus wird vorerst nichts. Die Pecunia ist Bio-Kunden wie –Herstellern anrüchig. Sie boykottieren oder drohen mit Boykott. Der Basic-Vorstand hat die Rolle rückwärts gemacht und den Verkauf der Mehrheitsanteile gestoppt.

Die Schwarz-Gruppe, die Kaufland, Handelshof und Lidl betreibt, hatte den Basic-Altaktionären ein Übernahmeangebot gemacht und wollte die Mehrheit an der Basic AG erwerben. Mit den im Lebensmittel-Discount verdienten Millionen soll die Expansion der Bio-Supermarktkette bezahlt werden. Kunden protestierten, Lieferanten sprangen ab. Die Basic-Vorstände Josef Spanrunft und Johann Priemeier haben nun der Übertragung der vinkulierte Namensaktien an die Schwarz-Gruppe die erforderliche  Zustimmung versagt.

Diese Entscheidung haben die Basic-Vorstände vor dem Hintergrund der großen Unruhe getroffen, die der Einstieg der Schwarz-Gruppe bei der Basic AG in den letzten Wochen verursacht hat. „Ein Teil unserer Kunden ist besorgt über die aktuelle Entwicklung bei uns im Hause. Das müssen wir sehr ernst nehmen. Somit haben wir beschlossen, ein Veto gegen den Verkauf einzulegen,“ erläuterte der Vorstandsvorsitzende Josef Spanrunft die Rolle rückwärts. Immerhin findet der Kunde hier noch Gehör. 

Die basic-Aktien, die die Schwarz-Gruppe bereits hält, und die Wandelanleihe, die erst 2008 in Aktien wirksam wird, sind von der aktuellen Entscheidung nicht betroffen, heißt es in einer Presseerklärung aus München. Zusammen mit der Wandelanleihe wird die Schwarz-Gruppe in Zukunft 23 Prozent an der Basic AG halten. Die weitere Marschrichtung für die Zukunft wird der Vorstand jetzt zusammen mit dem Aufsichtsrat festlegen.

Neben Kundenprotesten haben einige Lieferanten die Zusammenarbeit aufgekündigt: Drei kleinere und das Schwergewicht Dennree, der rund die Hälfte der Ware herbeischafft. Der Großhändler setzt sich dabei die Maske des Bio-Moralisten auf. Das in Jahrzehnten erarbeitet Bio-Wissen soll dem Preisdrücker Schwarz nicht zugänglich werden. „Wir müssen unser einmaliges Know-how doch nicht an Lidl weitergeben“, sagt Dennree-Sprecher Peter Knopp.

Dabei gebührt den Töpenern keineswegs der Fairness-Preis. Der Großhändler führt seit Jahren Eigenmarken. Das Know how hat man seinen Lieferanten abgeschaut und flugs gegen sie angewendet. Rapunzel ist daraufhin vom Dennree-Zug  abgesprungen und vertreibt direkt. Den Bio-Ladnern als Kunden macht Dennree mit eigenen billigeren Bio-Märkten Konkurrenz. Ein doppelter Sündenfall also gegen die Bio-Moral.

Als Konsequenz aus dem Dennree-Rückzug baut Basic gerade eine eigene Warenversorgung auf. Auf  Dauer ein unumgänglicher Schritt, wenn ein größeres Filialnetz in Regie betrieben werden soll. Die Großhandelsspanne fällt weg; als fairer Partner kann Basic die besseren Konditionen mit Kunden und Herstellern teilen. Damit käme der Bio-Filialist dem hehren Anspruch des bezahlbaren „Bio für alle“ einen Schritt näher.

Die heftigen Reaktionen der Kunden mag man verstehen, befürchten sie doch einen lidl Basic zu bekommen. Nein, Schwarz muss Saulus bleiben, darf nicht Paulus werden: Schlechte Arbeitsbedingungen von Verdi dokumentiert, Hersteller im Preis gedrückt, Klein-Bauern um die Existenz gebracht. Das ist das verbreitete Image. „Es läuft eine Diskussion, was gutes und was schlechtes Geld ist“, beklagt Basic Vorstandsvorsitzender Spanruft in einem Interview. Dabei prüft nicht mal der Pfarrer in der Kirche den Geruch des Geldes. Auch BÖLW-Vorsitzender Felix Prinz zu Löwenstein mahnt zur Vorsicht und unterscheidet zwischen sinnvollen und weniger sinnvollen finanziellen Engagements.

Bioland-Präsident Thomas Dosch ist da weit weniger vordergründig. Er sieht keine Änderung des Konzepts und darum auch keinen Grund, Basic zu boykottieren. Außerdem hat kein Handelsunternehmen aktuell die Einkaufsmacht, um bei knappen Bio-Rohstoffen die Preise zu diktieren. Auf dem Bio-Markt ist der Hebel des Anbieters länger. 

„Um Bio für alle anbieten zu können, müssen wir in möglichst hohem Tempo expandieren, um mehr Kunden zu erreichen und somit für die Landwirte wieder Argumente zu schaffen, auf die Produktion von Bio umzustellen. Dazu brauchen wir finanzielle Unterstützung von Investoren, die bereit sind, langfristig Geld in den wachsenden Bio-Markt zu stecken. Die Beteiligung des Lidl-Konzerns ist eine reine Finanzbeteiligung, sonst gibt es keine Zusammenarbeit,“ hatte Spanrunft im  Juli verlauten lassen. Seine Worte fanden bisher nur wenig Anklang. Der dynamische Vorstand wurde gebremst. Muss er weiter im Schneckentempo expandieren?
Anton Großkinsky
 

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