Start / News / Bio-Tops / IFOAM veröffentlicht Analyse der GAP-Strategiepläne

Agrarpolitik

IFOAM veröffentlicht Analyse der GAP-Strategiepläne

Besorgnis über nationale Umsetzung der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik

Der Bio-Dachverband IFOAM Organics Europe hat heute seine neue Analyse über die nationalen Strategiepläne für die Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) veröffentlicht. Das Ergebnis beurteilt er als besorgniserregend. Die Europäische Kommission müsse dafür sorgen, dass die Mitgliedstaaten über bessere Maßnahmen und Budgets zur Entwicklung des Ökolandbaus verfügen.

Insgesamt befürchtet IFOAM, dass es mit der neuen GAP weniger Anreize für die Umstellung auf Biolandwirtschaft geben wird – im Vergleich zur Förderung anderer landwirtschaftlicher Praktiken, die weniger transformativ seien und weniger Umweltvorteile böten. Grund hierfür sei vor allem der mangelnde ökologische Ehrgeiz der Öko-Regelungen und ihre schlechte Kombinierbarkeit mit der Förderung von Bio-Leistungen.

Besonders kritisch sieht der Verband die Situation in großen Agrarländern wie Spanien, wo die für den Ökolandbau vorgesehenen Mittel drastisch gekürzt wurden: von 400 Millionen auf 140 Millionen Euro pro Jahr. Österreich wolle die Bio-Förderung von bisher 235 Euro auf 205 Euro pro Hektar reduzieren. Frankreich plane, die Biolandwirtschaft mit gleich vielen Zahlungen wie andere Standards mit geringerer Umweltwirkung zu bedenken. Und in Deutschland würden die vorgesehenen finanziellen Mittel nicht ausreichen, um das ehrgeizige 30-Prozent-Ziel zu erreichen. Zudem bleibe hier die Gefahr bestehen, dass Ökolandwirte wegen einer vermeintlichen Doppelfinanzierung durch Öko-Regelungen und Maßnahmen zur Entwicklung des ländlichen Raums Gelder verlieren.

Bulgarien, Tschechien, Estland, Holland, Spanien und Schweden haben entgegen den Vorgaben der Europäischen Kommission immer noch kein offizielles Ziel für ihre Ökoflächen angegeben. Für andere Länder stuft die IFOAM die geplanten Ziele als nicht ehrgeizig genug ein: für Österreich, Belgien (Flandern), Dänemark, Ungarn, Finnland, Frankreich, Lettland, Polen und Portugal. So habe etwa Österreich mit einer Ökolandbaufläche von bereits 26 Prozent nur ein Ziel von 30 Prozent für 2027 festgelegt. Und Portugal will seine Biofläche sogar nur von aktuell 18 Prozent auf 19 Prozent im Jahr 2027 erhöhen.

Angesichts dieser Beobachtungen sieht IFOAM Europe-Präsident Jan Plagge eine deutliche Lücke zwischen dem Ziel der EU, bis 2030 einen Anteil von 25 Prozent Biofläche zu erreichen, und den derzeitig geplanten Maßnahmen und Budgets der Mitgliedsstaaten.

IFOAM Europe-Geschäftsführer Eduardo Cuoco weist auf die große Verantwortung der Kommission dabei hin, nur solche Strategiepläne zu genehmigen, die Klima- und Biodiversitätskrise ausreichend berücksichtigen. Biolandwirte sollten mit gerechten Zahlungen für den Nutzen belohnt werden, den sie für Umwelt und Gesellschaft erbringen.

Die vollständige Analyse kann hier nachgelesen werden.

[ Artikel drucken ]


Das könnte Sie auch interessieren

GAP-Strategiepläne sind zu wenig ehrgeizig

IFOAM Organics Europe sieht dringenden Nachholbedarf

Am 18. November hat der Bio-Dachverband IFOAM Organics Europe einen Bericht veröffentlicht, der die bisherigen Strategiepläne der EU-Mitgliedstaaten, mit denen die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) umgesetzt werden soll, bewertet. Die Analyse basiert auf dem Feedback von Öko-Verbänden aus den 19 untersuchten Ländern. Demnach liegen die nationalen Entwürfe weit hinter den erforderlichen Anforderungen zurück und müssten deutlich verbessert werden, wenn das 25-Prozent-Ziel erreicht werden soll.

22.11.2021mehr...
Stichwörter: IFOAM, Agrarpolitik, International, Strategie, GAP Gemeinsame EU-Agrarpolitik, IFOAM EU, Analyse, Farm-to-Fork-Strategie, GAP, Europäische Union, Bio-Ziele

GAP-Lockerungen: NGOs reichen Beschwerde ein

ClientEarth und BirdLife Europe wenden sich an EU-Ombudsstelle

Gestern haben die Umweltorganisationen ClientEarth und BirdLife Europe eine Beschwerde bei der Europäischen Bürgerbeauftragten gegen das Aus für Umweltregeln in der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik (GAP) eingereicht. Nach Ansicht der NGOs hat sich die EU-Kommission mit dem Eilverfahren, in dem die GAP-Lockerungen durchgewunken wurden, über ihre eigenen demokratischen Standards hinweggesetzt.

25.07.2024mehr...
Stichwörter: IFOAM, Agrarpolitik, International, Strategie, GAP Gemeinsame EU-Agrarpolitik, IFOAM EU, Analyse, Farm-to-Fork-Strategie, GAP, Europäische Union, Bio-Ziele

GAP-Verwässerung beschlossen

Aus für Umweltregeln im Eilverfahren

GAP-Verwässerung beschlossen © stock.adobe.com/Thomas

Mit 425 Ja-Stimmen bei nur 130 Gegenstimmen und 33 Enthaltungen wurde gestern die ‚Vereinfachung‘ der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik (GAP) vom EU-Parlament beschlossen. Der Entwurf war erst Mitte März von der Kommission eingebracht worden und wird von der Bio-Branche und Umweltschützern scharf kritisiert – ebenso wie das Eilverfahren, in dem er durchgewunken wurde.

25.04.2024mehr...
Stichwörter: IFOAM, Agrarpolitik, International, Strategie, GAP Gemeinsame EU-Agrarpolitik, IFOAM EU, Analyse, Farm-to-Fork-Strategie, GAP, Europäische Union, Bio-Ziele

GAP-Vereinfachung: „Verwässerung ohne Vision“

Bio-Branche kritisiert Pläne der EU-Kommission

18.03.2024mehr...
Stichwörter: IFOAM, Agrarpolitik, International, Strategie, GAP Gemeinsame EU-Agrarpolitik, IFOAM EU, Analyse, Farm-to-Fork-Strategie, GAP, Europäische Union, Bio-Ziele

Parlament billigt neue Gemeinsame Agrarpolitik

IFOAM fordert ambitionierte nationale Strategiepläne

24.11.2021mehr...
Stichwörter: IFOAM, Agrarpolitik, International, Strategie, GAP Gemeinsame EU-Agrarpolitik, IFOAM EU, Analyse, Farm-to-Fork-Strategie, GAP, Europäische Union, Bio-Ziele

Kritik zu GAP-Vorschlägen der Kommission

Bio-Verbände fordern gemeinsame europäische Ziele und die Honorierung von Umweltleistungen

18.07.2025mehr...
Stichwörter: IFOAM, Agrarpolitik, International, Strategie, GAP Gemeinsame EU-Agrarpolitik, IFOAM EU, Analyse, Farm-to-Fork-Strategie, GAP, Europäische Union, Bio-Ziele