Agrarpolitik
Bio-Ziele brauchen Agrarstatistik
IFOAM fordert systematische Datenerhebung zum Ökolandbau
In Brüssel findet heute der erste Trilog zur Verordnung über die Statistik der landwirtschaftlichen Inputs und Outputs (SAIO) statt. Sie soll wichtige Daten zur Überwachung von Farm-to-Fork-Zielen liefern: zum Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche, dem Einsatz chemischer Pestizide sowie von Nährstoffverlusten. Die Durchsetzung einer effektiven Regelung steht jedoch infrage. Der Bio-Dachverband IFOAM Organics Europe fordert den Ministerrat auf, die Chance nicht zu verpassen.
Die Verordnung SAIO soll einen gemeinsamen europäischen Rahmen für Statistiken über landwirtschaftliche Produktion, Agrarpreise, Nährstoffe und Pflanzenschutzmittel bieten und damit zahlreiche bisherige Rechtsakte ersetzen. Der Standpunkt des EU-Rates zur neuen Verordnung enthält laut IFOAM aber Bestimmungen, die die Erhebung von Daten über den ökologischen Landbau einschränken würden – eine verpasste Chance.
Nach dem Entwurf der EU-Kommission sollen Daten über die Verwendung von Pestiziden jährlich in elektronischem Format übermittelt werden. Im Europäischen Parlament hat sich der Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI) mit dem SAIO-Vorschlag befasst und im Oktober 2021 einen Bericht mit verbesserten Schlüsselelementen in Bezug auf Bio- und Pestiziddaten angenommen.
Im Rat wurde der Kommissionsvorschlag allerdings erheblich abgeschwächt, sodass nur noch alle fünf Jahre Daten über den Einsatz von Pestiziden erhoben und ermittelt werden sollen. Auch den Vorschlag der Kommission, dass bestehende Pestiziddaten einheitlich und verpflichtend verwendet sowie in elektronischer Form vermittelt werden, lehnten die Mitgliedstaaten ab. Zudem werden nun Pilot- und Machbarkeitsstudien gefordert, die sicherstellen sollen, dass den Mitgliedstaaten durch die Schließung von Datenlücken keine erheblichen Kosten entstehen. Der Absatz, der klarstellt, dass die SAIO-Verordnung das Recht der EU-Bürger auf Umweltinformationen nicht berührt, soll gestrichen werden. Deutschland und Österreich hatten gegen das Mandat gestimmt, weil es zu wenig ambitioniert sei.
„Wenn der ökologische Landbau im Jahr 2030 ein Viertel der landwirtschaftlichen Nutzfläche der EU ausmachen soll, können wir uns nicht auf Agrarstatistiken verlassen, die den ökologischen Landbau nicht berücksichtigen“, betonte IFOAM Europe-Präsident Jan Plagge. Auch das EU-Ziel, den Pestizideinsatz bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren, könne auf dieser Grundlage nicht überwacht werden.
„Die Mitgliedstaaten müssen genaue Daten zur Verfügung stellen, um die Fortschritte bei den Zielen der Farm to Fork- und der Biodiversitätsstrategie angemessen zu überwachen“, so Eduardo Cuoco, Direktor von IFOAM Organics Europe. „Forscher, die sich mit dem ökologischen Landbau befassen, fordern seit Jahren Zugang zu genauen Daten.“
Berichte der Umweltorganisationen Client Earth, PAN Europe und Global 2000 stützen die Forderungen IFOAMs.