Start / Ausgaben / bioPress 108 - Juli 2021 / Auch Sri Lanka macht sich auf den Weg zu 100 Prozent Biolandwirtschaft

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Auch Sri Lanka macht sich auf den Weg zu 100 Prozent Biolandwirtschaft

Der indische Bundesstaat Sikkim hat weltweit als erster beschlossen, auf 100 Prozent biologischen Landbau umzustellen, was inzwischen auch von weiteren indischen Bundesstaaten aufgegriffen wird. Bhutan hat sich schon länger auf diesen Weg gemacht, ebenso wie die Mongolei und auch das österreichische Burgenland. Nun hat auch der Präsident von Sri Lanka Gotabaya Rajapaksa mit einer Verordnung das Ziel einer agro-chemiefreien Landwirtschaft für sein Land gesetzt. Am 10. Mai 2021 wurde der Beschluss veröffentlicht und ein staatliches Gremium mit 46 Experten eingesetzt.

Die Umstellung auf komplett chemiefreie Landwirtschaft in Sri Lanka wird betont auch im Hinblick auf das nachhaltige Lösungspotential für die Klimakatastrophe in die Wege geleitet. Motiviert zu diesem radikalen Schritt hat den Präsidenten vor allem die Tatsache, dass enorme Geldsummen für den Import von chemischen Düngemitteln und Pestiziden ausgegeben werden und es durch deren Einsatz unter anderem zu gravierenden Problemen bei der Wasserqualität kommt.

Im Erlass wird  nicht konkret biologische Landwirtschaft (organic farming) genannt, sondern  die Formulierung ‚Natürliche Landwirtschaft‘ benutzt. Der Text des Erlasses lässt aber keinen Zweifel, dass es um einen kompletten Bann von agro-chemischen Inputs geht.

Die Freude der Biobewegung in Sri Lanka und weltweit über diesen mutigen und konsequenten Schritt wird jedoch geteilt mit der Sorge, ob bzw. wie das funktionieren kann, wenn Biolandbau sozusagen von oben staatlich verordnet wird. Sikkim hat für die konsequente Umstellung auf Bio zehn Jahre gebraucht und Zeit muss sich Sri Lanka für solch einen wichtigen Schritt auch nehmen. In jedem Fall steht die Biobewegung in Sri Lanka vor einer enormen Herausforderung.

Ein dringender Hilferuf der nationalen Dachorganisation LOAM an die Biobewegung wurde umgehend erhört. Viele Organisationen und vor allem auch IFOAM-Mitglieder in Asien haben sofort ihre Unterstützung zugesagt. Dies ist auch deshalb nötig, weil die Unternehmen, die an der agro-chemischen Landwirtschaft viel Geld verdienen, umgehend mit übler Propaganda reagierten – unter anderem mit der nachweislich falschen Behauptung, dass die Menschen in Sri Lanka verhungern werden, wenn das Land komplett auf Bio umstellt.

Die Propaganda wird man sich auch ordentlich was kosten lassen, denn besonders in Asien wird es langsam  eng für BAYER und Syngenta & Co. Das Experiment bleibt in jedem Fall spannend und die Biobewegung wird nicht nur hoffnungsvoll den Blick nach Sri Lanka richten, sondern alles Nötige mobilisieren, dass das Experiment letztendlich gelingt.

Bernward Geier

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