USA
Hoffnung auf besseres Bio in den USA
Offener Brief des NOSB an den Landwirtschaftsminister
Jahrelang war die Bio-Bewegung in den USA von Stillstand und den Interessen der Lebensmittelindustrie geprägt. Die Trump-Regierung hat jede Entwicklung blockiert, aber unter Biden gibt es nun neue Hoffnung. 40 ehemalige Mitglieder des National Organic Standards Board (NOSB), US-Beratungsgremium für Bio-Lebensmittel, haben sich gestern in einem offenen Brief an den Landwirtschaftsminister Tom Vilsack gewandt. Darin formulieren sie ihre Sorge über die Integrität des Nationalen Bio-Standards und das Vertrauen von Verbrauchern und Bio-Bauern.
Vielfach hätten sich die Bio-Standards von der ursprünglichen Intention des Organic Foods Production Acts (Gesetz über die ökologische Lebensmittelproduktion) entfernt, so kritisieren die Unterzeichner. Das Fehlen einer strengen Durchsetzung der bestehenden Standards habe außerdem zu gut dokumentierten Betrugsfällen geführt. Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) müsse deshalb endlich tätig werden, um das Vertrauen in das USDA-Bio-Siegel nicht zu verspielen.
Die Unterzeichner bitten den Landwirtschaftsminister, folgende NOSB-Empfehlungen umzusetzen:
1. das Verbot der hydroponischen Produktion im Bio-Programm. Hydroponik und Aeroponik könnten nicht als ökologische Anbaumethoden zertifiziert werden, da sie die Boden-Pflanzen-Ökologie ausschlössen, die für ökologische Anbausysteme charakteristisch ist. Seit 2014 ist die hydroponische Produktion entgegen der Empfehlung des NOSB im Bio-Programm erlaubt. Immer mehr große Player der Lebensmittelindustrie produzierten preiswerte Bio-Lebensmittel ohne Böden und setzen seriöse Biobauern unter Druck.
2. die Schlupflöcher in Bezug auf die Herkunft von Vieh schließen. Demnach müssten nach einer zwölf-monatigen Übergangszeit alle neuen Milchtiere eines bisher konventionellen Milchviehbestandes ab dem letzten Drittel der Trächtigkeit ökologisch gehalten werden. Einen entsprechenden Regelvorschlag veröffentlichte das USDA 2015, stellte ihn aber nie fertig.
3. die Organic Livestock und Poultry Practices (OLPP) (Praktiken zur ökologischen Tier- und Geflügelhaltung) umsetzen. Sie beinhalten eine umfassende Reihe von Tierschutzstandards, die von der großen Mehrheit der Bio-Landwirte, Unternehmen, Verbraucher und Interessenverbände unterstützt werde. Verabschiedet wurden sie bereits 2017, von der Trump-Regierung jedoch abgelehnt.
Dazu wird gefordert, die bestehenden Standards besser durchzusetzen:
1. das Pasture Compliance Program (Programm zur Einhaltung von Weidevorschriften). Es gebe öffentliche Beispiele dafür, dass große Betriebe mit intensiver Tierhaltung die Weideregel schlecht durchgesetzt hätten. Dies ziehe das öffentliche Vertrauen in das USDA-Bio-Siegel in Mitleidenschaft.
2. Maßnahmen gegen den Getreide-Betrug. Trotz erheblicher Mittel des Kongresses, um den Betrug mit importiertem, als biologisch zertifiziertem Getreide zu stoppen, seien bislang kaum regulatorische Maßnahmen dagegen ergriffen worden.
Das Nationale Bio-Programm könne nur gedeihen, wenn es auf öffentlichem Vertrauen aufbaut. Mit den Empfehlungen des NOSB sollen die grundlegenden, im Organic Foods Production Act festgelegten Ziele in Zukunft besser verwirklicht werden.