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Zertifizierung

EU-Öko-Verordnung in Drittländern in Kraft

Fairtrade Deutschland warnt vor Folgen für Produzenten und Verbraucher

EU-Öko-Verordnung in Drittländern in Kraft © Fairtrade Deutschland e.V. / Nipah Dennis

Ab morgen wird es ernst: Am 15. Oktober endet die Übergangsfrist, die Drittländern gewährt wurde, um sich nach der neuen EU-Öko-Verordnung von 2018 zertifizieren zu lassen. Lange hatten Verbände und Bio-Unternehmen vor den Folgen gewarnt und längere Fristen gefordert, damit Erzeugergruppen den Aufwand der Umsetzung meistern können. Fairtrade Deutschland prognostiziert nun Ausstiege aus der Bio-Zertifizierung und befürchtet Lieferengpässe.

Die 1:1-‚Compliance‘ mit der EU-Öko-Verordnung stellt viele Produzenten vor Herausforderungen – gerade Kleinbauernfamilien in Ländern des Globalen Südens. „Die Umsetzung ist mit enormen Kosten verbunden. Diese können viele Kleinbauernfamilien nicht alleine tragen. Die Folge werden Ausstiege aus der Bio-Zertifizierung sein“, prophezeit Claudia Brück, Vorständin Politik und Kommunikation bei Fairtrade Deutschland.

Die Weiterführung der EU-Bio-Zertifizierung treibe die Kosten für viele Erzeuger enorm in die Höhe. Hinzu komme der große bürokratische und technische Aufwand. Einige Kooperativen müssten sich neu strukturieren und neu zertifizieren lassen. „Die Vorgaben sind so gestaltet, dass sie Interpretationsspielraum lassen – das macht die Umsetzung besonders schwierig. Um alle Produzierenden erreichen und unterstützen zu können, brauchen wir deutlich mehr Personal“, sagt Lorena Perdomo Romero von der Bio- und Fairtrade-zertifizierten Kaffeekooperative Cafescor aus Honduras.

Vielen Betrieben in Asien, Afrika und Lateinamerika droht nach Einschätzung Fairtrade Deutschlands der Ausschluss aus der Bio-Zertifizierung. Die Folgen könnten auch für Verbraucher spürbar werden. Für Bananen, Kaffee und Kakao seien Lieferengpässe wahrscheinlich. „Wir beobachten eine gewisse Unruhe am Markt. Viele Unternehmen befürchten, dass sie ab Oktober nicht mehr die Mengen importieren können, die sie benötigen. Um vorzusorgen haben einige in den vergangenen Monaten größere Warenmengen bestellt als üblich“, so Brück.

Fairtrade begrüßt den Schritt von einheitlichen Regeln für Bio-Betriebe weltweit, weist jedoch auf Schwächen in den Anforderungen der Verordnung hin. Diese verlange praxisferne Kriterien, die viele Kleinbauernfamilien nicht erfüllen können. „In ihrer aktuellen Form könnte die Verordnung zu einer künstlichen Verknappung von Bio-Produkten führen. Die Rohstoffpreise für Kaffee oder Kakao sind ungewöhnlich hoch. Produzenten und Produzentinnen entscheiden sich im Zweifel gegen ein Bio-Siegel, weil sie auch ohne ein solches Abnehmer finden“, sagt Brück.

Was Fairtrade-Produkte angeht, so hätten diese globalen Krisen und steigenden Preisen zum Trotz im ersten Halbjahr 2025 um knapp sechs Prozent zugelegt – mehr als im Vorjahr. Besonders die Kernprodukte entwickelten sich gut: Fairtrade-Bananen erzielten ein Absatzplus von zehn Prozent, dicht gefolgt von Fairtrade-Kaffee mit einem Wachstum von knapp sieben Prozent. Auch der Bereich Schokolade, Kekse und Süßwaren habe leicht zugelegt. Der Anteil der Produkte, die neben dem Fairtrade- auch das EU-Bio-Siegel tragen, ist im ersten Halbjahr 2025 auf knapp 63 Prozent gestiegen.

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