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Naturland kritisiert strenge Auslegung der Bio-Weidepflicht

Heigl: Praxisferne Regeln hemmen Bio-Wachstum

Naturland kritisiert strenge Auslegung der Bio-Weidepflicht © stock.adobe.com/Mediaparts

Auf der Grünen Woche hat der Bio-Anbauverband Naturland mehr Freiheit für Bio-Betriebe gefordert. Hintergrund ist die Weideverpflichtung, die Bio-Landwirte in Deutschland seit 2025 umsetzen müssen. Das hat die EU-Kommission in einem Pilotverfahren (einer Vorstufe des Vertragsverletzungsverfahrens) gegen die Bundesrepublik im November 2024 klargestellt.

Seit Inkrafttreten der neuen EU-Öko-Verordnung im Jahr 2018 haben Bund, Länder und Verbände intensive Diskussionen mit der EU-Kommission über die Umsetzbarkeit der Weideregel geführt. Wie zuvor schon gegenüber Österreich ist die Kommission jedoch bei ihrem Standpunkt geblieben.

Demnach müssen Bio-Höfe für Pflanzenfresser (etwa Rinder, Schafe und Ziegen) ständigen Zugang zu Weideland gewährleisten, „wann immer es die Umstände erlauben“. Ein Laufhof wird nicht mehr als ausreichend akzeptiert. Einschränkungen sind nur aus vorübergehenden Gründen erlaubt: wie jahreszeitlichen Bedingungen, der Witterung oder dem Zustand des Bodens. Möglich ist die Abgabe der Tiere an andere Bio-Betriebe mit Weidehaltung oder die Nutzung von Gemeinschaftsflächen. Strukturelle Bedingungen wie unzureichende Verfügbarkeit oder Erreichbarkeit des Weidelands führen allerdings zu keiner Befreiung von der Weidepflicht.

Naturland bemängelt, es fehle an angemessenen Übergangsfristen zur Umsetzung für die Landwirte, und fordert mehr Raum für individuelle Lösungen, die besondere regionale oder betriebliche Strukturen berücksichtigen. In der Folge drohe der Verlust von Höfen, die die regionale Versorgung mit Bio-Produkten sicherstellen.

„Hier werden Betriebe, die zum Teil seit vielen Jahren mit großer Überzeugung ökologisch wirtschaften, ohne ersichtlichen Grund zum Ausstieg aus Bio gezwungen. Das ist ein Verlust, der automatisch auch weniger Tierwohl, weniger Umweltschutz und weniger Klimaschutz zur Folge hat“, kritisierte Naturland-Präsident Hubert Heigl. Mit dieser Politik gefährde die EU-Kommission die eigenen Ausbauziele für den Ökolandbau.

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