Start / News / Bio-Tops / DLG-Ausschuss für Ökolandbau veröffentlicht Positionspapier

Ökolandbau

DLG-Ausschuss für Ökolandbau veröffentlicht Positionspapier

Mehr praxisnahe Forschung gefordert

Der Ausschuss für Ökolandbau der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) hat ein Positionspapier zur Bedeutung und den Entwicklungschancen des Ökolandbaus vorgelegt. Als verbandsunabhängiger Zusammenschluss von ökologisch wirtschaftenden Landwirten möchte er neue Impulse für die Landwirtschaft und die Agrarforschung geben.

Der DLG-Ausschuss für Ökolandbau stellt in seinem Positionspapier fest, dass Ökolandbau der Nische im Markt entwachsen sei. Seit Beginn der 2000er Jahre habe er deutlich mehr Gewicht in der öffentlichen und politischen Wahrnehmung gewonnen, woraus die politische Forderung nach 20 Prozent Anteil an der gesamten Anbaufläche Deutschlands resultiere.

Der Ökolandbau erbringe eine Reihe von ‚Ökosystem-Dienstleistungen‘, die ihn dazu qualifiziere, Ideengeber für eine künftige, ökologischere konventionelle Landwirtschaft zu sein. Außerdem könne die ökologische Landwirtschaft mit ihrem breit vorhandenen Praxiswissen, zum Beispiel in den Bereichen Unkrautregulierung und Fruchtfolgegestaltung, Lösungsansätze für aktuelle Probleme und Aufgaben der konventionellen Landwirtschaft bieten.

Entwicklungsdefizite vorhanden

Die Autoren des Positionspapiers weisen auch darauf hin, dass im Ökolandbau durchaus Entwicklungsdefizite bestehen. Zu nennen wären unter anderem der Kupfereinsatz, die Eiweißversorgung bei 100-prozentiger Ökofütterung oder auch die Ertragsabstände zum konventionellen Landbau. Diese Defizite ließen sich zum Teil mit geringen Forschungsfortschritten begründen, denn die Forschung für den Ökolandbau sei strukturell unterfinanziert.

Durch eine noch stärkere Verbindung zwischen Praxiswissen und praxisorientierter Forschung seien deutliche Entwicklungsmöglichkeiten für den Ökolandbau zu erwarten. Dazu sei es notwendig, die Mittel für Ökoforschung, Pflanzen- und Tierzucht aufzustocken, Projekte zu ermöglichen, die über den üblichen Dreijahreszeitraum hinausgehen, und Landwirte und Forscher stärker miteinander zu vernetzen. Perspektivisch würde sich die Ertragslücke zwischen konventionell und ökologisch wirtschaftenden Betrieben deutlich verkleinern lassen. Der Ökolandbau habe ein großes Interesse daran, die Ertragsfähigkeit dauerhaft zu steigern und zu stabilisieren, ohne dabei die eigenen Grundsätze zu verletzen.

Kurze Wertschöpfungsketten aufbauen

In dem Maße, in dem die Richtlinien eine deutliche Trennung zwischen konventioneller und ökologischer Landwirtschaft ermöglichten, schränkten sie unter Umständen aber auch die Entwicklungsmöglichkeiten der ökologischen Landwirtschaft ein. Auf Verbandsebene und in politischen Gremien werde man künftig selbstkritisch prüfen müssen, in welche Richtung sich der Ökolandbau entwickeln dürfe und solle. Es sei zu klären, wie sich die Richtlinienstrukturen verändern ließe, um wissenschaftlichen Fortschritt schneller in die Praxis umzusetzen und die Innovationskraft der Landwirte für einen zukunftsfähigen Ökolandbau zu nutzen.

Entscheidend für das weitere Wachstum des Ökolandbaus seien neben der Umstellung von Betrieben die Weiterentwicklung der Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen, damit Rohwaren ihren Weg in den Markt finden. Ziel solle es nach dem DLG-Ausschuss für Ökolandbau sein, neue, kurze Wertschöpfungsketten aufzubauen, die alle Absatzkanäle für Bioprodukte bedienen und das wirtschaftliche Bestehen der Marktpartner nachhaltig absichern könnten.

Verfasser der Publikation sind Gunther Lötzke (Freiherr von der Borch´sche Verwaltung Gut Holzhausen und Ausschuss-Vorsitzender), Dag Frerichs (Levoos GmbH & Co. KG und stellvertretender Vorsitzender), Andreas Engemann (BiolandHof Engemann), Christoph Müller (Biolandhof Müller-Oelbke), Prof. Dr. Detlev Möller (Universität Kassel) und Dr. Achim Schaffner (DLG).

Weitere Informationen zum DLG-Ausschuss Ökolandbau und das Positionspapier zum Download finden Sie hier.

[ Artikel drucken ]


Das könnte Sie auch interessieren

Praxisforschung ermöglichen: Verbände fordern Reformen

Positionspapier veröffentlicht

In der Praxisforschung führen Landwirte gemeinsam mit Beratern und Forschern Feldversuche durch; es werden neue Verfahren entwickelt, Fruchtfolgen getestet, Erfahrungen gesammelt und untereinander geteilt, sodass praxistaugliche Erkenntnisse direkt in die Umsetzung gelangen. Vier Institutionen beschreiben in einem Positionspapier, wie Praxisforschung im Ökolandbau durch die richtigen Rahmenbedingungen gestärkt werden kann und was sich ändern muss.

14.07.2025mehr...
Stichwörter: DLG, Forschung, Landwirtschaft, Umstellung, Eiweiß-Quelle, Ökolandbau, Vernetzung, Innovation, Agrarforschung, Positionspapier, Wertschöpfungskette, Vermarktung

Getreidebranche gründet Agrarökologische Praxis Allianz

Schulterschluss von Getreideverarbeitern, Erzeugern und Bäckern

Getreidebranche gründet Agrarökologische Praxis Allianz © Atelier Ernährungswende gUG

Praktiker aus der Wertschöpfungskette Getreide und Leguminosen haben am Rande der Öko-Feldtage am 17. Juni die ‚Agrarökologische Praxis Allianz‘ (APA) gegründet. Durch projektbasierte Arbeit wollen die Mitglieder agrarökologische Systeme und Strukturen entwickeln und voranbringen und ein Gegengewicht zur auf die industrielle Land- und Lebensmittelwirtschaft ausgerichteten Forschung schaffen. Zu den Gründern gehören etwa die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), der Verein ‚Die Freien Bäcker‘ und Slow Food Deutschland.

30.06.2025mehr...
Stichwörter: DLG, Forschung, Landwirtschaft, Umstellung, Eiweiß-Quelle, Ökolandbau, Vernetzung, Innovation, Agrarforschung, Positionspapier, Wertschöpfungskette, Vermarktung

Öko-Feldtage 2025: Wasserschutz und Bio-Zukunft

Outdoor-Messe in Sachsen zeigt Öko-Branche in Bewegung

Öko-Feldtage 2025: Wasserschutz und Bio-Zukunft © Philipp Leingärtner / tobetold.film

So viele Aussteller wie noch nie waren laut den Veranstaltern bei den Öko-Feldtagen 2025 im sächsischen Canitz vor Ort. Mehr als 360 Unternehmen präsentierten am 18. und 19. Juni auf über 30 Hektar Ausstellungsfläche innovative Lösungen für die drängenden Herausforderungen der Landwirtschaft: von Technik über Sortenvielfalt bis zu Methoden des Wassermanagements. 9.000 Besucher nutzten die Gelegenheit, sich über neue Entwicklungen in Bio-Pflanzenbau und -Tierhaltung zu informieren.

23.06.2025mehr...
Stichwörter: DLG, Forschung, Landwirtschaft, Umstellung, Eiweiß-Quelle, Ökolandbau, Vernetzung, Innovation, Agrarforschung, Positionspapier, Wertschöpfungskette, Vermarktung

Hessen ist Ökomodell-Land

Ökomodell-Regionen sind Impulsgeber für mehr Nachhaltigkeit

23.02.2021mehr...
Stichwörter: DLG, Forschung, Landwirtschaft, Umstellung, Eiweiß-Quelle, Ökolandbau, Vernetzung, Innovation, Agrarforschung, Positionspapier, Wertschöpfungskette, Vermarktung


Öko-Feldtage 2025 kündigen sich an

Treffen der Bio-Landwirtschaft am 18. und 19. Juni in Sachsen

27.02.2025mehr...
Stichwörter: DLG, Forschung, Landwirtschaft, Umstellung, Eiweiß-Quelle, Ökolandbau, Vernetzung, Innovation, Agrarforschung, Positionspapier, Wertschöpfungskette, Vermarktung