Schlachthof
Tierwohl ade - Weiterer Schlachthofskandal aufgedeckt
Agrarminister Hauk wird Untätigkeit und Vetternwirtschaft vorgeworfen

Im September musste der Baden-Württembergische Schlachthof Gärtringen geschlossen werden – nachdem die Tierschutzorganisation SOKO Tierschutz tierquälerische Vorgänge dokumentiert hatte. Jetzt legte diese nach und zeigte ebenfalls unhaltbare Zustände im Schlachthof Biberach auf. Tierschutzorganisation und SPD fordern den Rücktritt von Minister Hauck (CDU), auch für Vertreter der Grünen im Landtag ist „das Maß überschritten“.
Der Schlachthof Biberach wurde nun ebenfalls vom Veterinäramt vorübergehend geschlossen. Es geht um nicht ausreichend betäubte Schlachttiere, den verbotenen Einsatz von Elektroviehtreibern durch Mitarbeiter, defektes Schlachtgerät und vieles mehr. In den letzten zwei Jahren war es der dritte Schlachthof in Baden-Württemberg, der wegen Ermittlungen der SOKO Tierschutz geschlossen wurde: Den Anfang machte 2018 ein inzwischen aufgelöster OSI-Schlachthof in Tauberbischofsheim.
Agrarminister Peter Hauk veranlasste aufgrund des Skandals in 2018 ein Schlachthof-Monitoring zur Überprüfung der Abläufe in 40 Schlachthöfen des Landes. Damals wurde laut dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg in keinem der Betriebe ein offensichtliches Fehlverhalten im Umgang mit den Schlachttieren festgestellt. Jetzt wird dem Minister vorgeworfen, die realen Ergebnisse schön geredet und in den letzten Jahren wenig unternommen zu haben, um unhaltbare Verhältnisse zu ändern. Das Problem in den Schlachthöfen seien nicht die fehlenden Gesetze, sondern deren Durchsetzung.
So äußerte der agrarpolitische Sprecher der FDP, Klaus Hoher, gegenüber den Medien, angesichts katastrophaler Ergebnisse des Schlachthof-Monitorings sei es für ihn nur eine Frage der Zeit bis zum nächsten Schlachthof-Skandal gewesen. Von verschiedenen Seiten wird Hauk vorgeworfen, bei diversen Vorwürfen zugunsten der Beschuldigten interveniert und Konsequenzen verhindert zu haben.
Die SOKO Tierschutz bringt ein positives Vorgehens-Beispiel an: Nach ähnlichen Skandalen in Bayern habe das Bundesland eine Sonderbehörde zur Kontrolle von Großbetrieben der Tierproduktion und Schlachtbranche geschaffen, die Bayerische Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen. Hier gebe es unangemeldete Kontrollen und nicht in regionale Strukturen eingebundene Verantwortliche.
Solche Maßnahmen setzten allerdings auch eine kompetente Führung voraus, die die SOKO Tierschutz in Baden-Württemberg unter dem Agrarminister Peter Hauk nicht als gegeben sieht. „Herr Hauk hat sein Versagen in den letzten Jahren auf erschreckende Art zur Schau gestellt. Er ist eine Fehlbesetzung“, so Friedrich Mülln, Chef der Soko Tierschutz in Augsburg.