Mineralwasser
Es läuft immer besser
Qualitätsmineralwasser bevorzugt aus nachhaltiger und regionaler Beschaffung

Wasser ist für Mensch, Tier und Umwelt lebensnotwendig. Doch die natürlichen Vorkommen schwinden, die Qualität wird durch anthropogene Belastungen und durch den Klimawandel zunehmend schlechter. Diese Tatsache zusammen mit dem wachsenden Streben nach einer Ernährung, die zugleich nachhaltig und gesund ist, wirkt sich auch auf den Mineralwassermarkt aus.
Allein in Deutschland gibt es rund 500 verschiedene Mineralwässer. Dabei achten immer mehr Verbraucher beim Kauf auf Kriterien wie stoffliche Beschaffenheit und Nachhaltigkeit. Ersteres betrifft insbesondere den gewünschten Gehalt an wichtigen Mineralstoffen bei gleichzeitiger Freiheit von Nitrat, Pestizid- und Chemikalienrückständen. Nachhaltig sollen dagegen die Gewinnung und Lieferketten sein. Der Handel kann auf diese Entwicklung mit dem Angebot einer Reihe an Mineralwasser-Marken reagieren, die glaubhaft für entsprechende Merkmale stehen.
Zum einen handelt es sich dabei um Brunnen beziehungsweise Anbieter, die ihre Produkte nach dem unabhängigen Standard der Qualitätsgemeinschaft (QG) Bio-Mineralwasser e.V. zertifizieren lassen und aufgrund dessen als ‚Bio‘ in den Verkehr bringen. Die EU-Bio-Verordnung klammert Mineralwasser zwar bisher als zu zertifizierendes Lebensmittel aus, die großen Bio-Verbände stehen jedoch dahinter.
Zum anderen zählen dazu solche, die auf andere Weise eine besondere Qualität deutlich werden lassen. So oder so, wird teilweise bereits durch den Namen oder einen bestimmten Marken-Claim eine entsprechende Ausrichtung angesprochen. Als Beispiele lassen sich etwa Urquelle, Bio-Kristall oder ‚bleibt natürlich!‘ nennen.
Zu den Aspekten, die für Mineralwasser mit ökologischem Anspruch generell typisch sind, gehören vor allem:
- sichere, unbelastete Quellorte
- besondere stoffliche Güte, überwiegend leichte Mineralisierung
- natürliche Kohlensäure zur Carbonisierung
- abgefüllt in Mehrwegflaschen, überwiegend Glas
- regionale Warenströme
Bevorzugt aus der Region
„Menschen, die Mineralwasser ohne Rückstände von Schad -und Wirkstoffen suchen. Ebenso wie Menschen, die schon durch ihren Wasserkonsum nachhaltig handeln und den ökologischen Landbau sowie den Schutz der Umwelt unterstützen wollen.“ Diese Zielgruppen nennt Hilmar Hilger von der Rheinsberger Preussenquelle für seine Mineralwässer. Dazu passt der Marken-Slogan ‚Bleibt natürlich!‘, unter dem im Handel Mineralwasser still und medium angeboten werden. Für den Gastronomiebereich - ein wachsender Vertriebskanal für Qualitätswässer - steht zusätzlich die classic-Variante zur Auswahl. Seit 2016 sind die Produkte nach der QG Bio-Mineralwasser zertifiziert.
Ökologische Aspekte spielen bei dem Standard eine wichtige Rolle. Die Preussenquelle kommuniziert hier unter anderem die aktive Unterstützung von Naturschutzprojekten in der Region am Quellort Rheinsberg in Brandenburg, das kontinuierliche Nachhaltigkeitsengagement und eine klimaneutrale Produktion. Passend dazu werden die ausschließlich in bepfandeten Mehrweg-Glasflaschen abgefüllten Wässer vor allem in Brandenburg und Berlin vertrieben.
Die Heil- und Mineralbrunnen Johann Spielmann und die Getränkegruppe Hövelmann präsentieren sich ihrerseits als regionale Versorger für Nordrhein-Westfalen.
Spielmann reiht sich mit der Landpark-Bioquelle in die Anbieterreihe mit den Sorten medium und naturell ein und hebt dabei hervor, dass das Mineralwasser zur Zubereitung von Babynahrung geeignet ist. Allerdings nutzt das Unternehmen für die 0,75 Standard Glasflaschen Grünglas – was ansonsten eher für Heilwässer bekannt ist. Für den Unterwegs-Verzehr stehen zudem 0,5 Liter-Gebinde im TetraPak zur Verfügung.
Beim Rheinfels ‚Urquell Bio-Mineralwasser‘ von Hövelmann weist das Motto ,Aus NRW für NRW‘ sogar explizit auf die Herkunft und das regionale Vertriebsgebiet der Bio-Marke hin. Die Getränkegruppe verwendet dabei die selteneren Bezeichnungen prickelnd und leicht perlend. Die kohlensäurefreie, stille Variante soll in Kürze dazu kommen.
Überzeugt davon, dass Glas die Produktqualität besser schützt und zum anderen bei regional vertriebenen Getränken umweltfreundlicher ist, setzt auch Hövelmann auf Mehrwegglas. In diesem Fall auf Glas-Poolflaschen der Genossenschaft Deutscher Brunnen.
Hinsichtlich des Marktes für Mineralwässer mit Bio-Charakter meint der Anbieter, dass diese insbesondere im konventionellen Handel bislang nicht ausreichend vertreten seien. Doch würden hier immer mehr Brunnen einen Markt mit Zukunftspotenzial erkennen. Mehr Anbieter könnten dann zu einer besseren regionalen Abdeckung und auf Verbraucherseite zu verstärkten Kontakten mit Bio-Mineralwasser führen. Das unterstützt Hövelmann durch Kastendisplays für die neuen Urquell Bio-Mineralwässer, wobei zugleich ein Streuobstwiesenprojekt im Einzugsgebiet vorgestellt wird.
Die regionale Herkunft kann sich genauso auf eine bestimmte Landschaft beziehen. Bei Hornberger Lebensquell, Tochterfirma der Brauerei Ketterer, wird zum Beispiel die Lage der Quelle im Schwarzwald betont. Hornberger hat laut Biovista-Marktforschung im Biofachhandel einen Marktanteil von über 14 Prozent bei Mineralwasser erreicht und gehört dort damit zu den drei stärksten Marken.
Trotzdem stellt auch Philipp Ketterer fest, dass hochwertiges Mineralwasser noch Luft nach oben habe. Die Hochwertigkeit des eigenen Mineralwassers soll dabei schon in der Gestaltung der 1-Liter und 0,33 Liter-Glasflaschen zum Ausdruck kommen: individuelle Designflaschen, die in der Form an historische Wassertonkrüge angelehnt sind und ohne weiteres zu einem feinen Essen auf dem Tisch stehen können. Mit der stofflichen Güte und der typischen leichten Mineralisierung – wie zum Beispiel auch bei der Preussenquelle der Fall − eignet es sich dem Unternehmen zufolge ebenso zur Zubereitung von Babynahrung wie für Fastenkuren. Erhältlich sind einmal mehr die Sorten naturell und medium, wobei hier die kohlensäurefreie Variante klar besser läuft.
Der Teutoburger Wald mag vielleicht weniger als Quellort bekannt sein, aber auch dort gibt es natürliche Mineralwasservorkommen. So liegt in dem niedersächsischen Mittelgebirge die Carolinenquelle. Aus 300 Meter Tiefe gewinnt Mineralbrunnen Wüllner hier das Bio-Urquell, das in den Sorten classic, feinperlig und naturell im Handel zu finden ist.
Mit der Marke können Kaufleute nicht zuletzt Sportlern und Veganern entgegenkommen, da es sich in diesem Fall doch einmal um ein mineralienreiches Mineralwasser handelt. Vor allem der Gehalt an wichtigem Calcium und Magnesium ist höher, nicht aber der Natriumgehalt. Außerdem gibt es die Produkte nicht nur in Glas- (0,75 l), sondern alternativ auch in leichten Kunststoffflaschen. Wie man bei Wüllner erläutert, stammt das verwendete PET im Sinne der Kreislaufwirtschaft zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial zurückgekommener Flaschen, die dazu neu geformt werden.
Eine Region, die wieder mehr Verbraucher auf Anhieb mit unbelasteten Böden verbinden, stellen die Alpen dar. Nicht von ungefähr dürften die Adelholzener Alpenquell-Mineralwässer classic, sanft und mild ihre Herkunft gleich mit im Namen tragen. Dabei gehört das Unternehmen zu denen, die auf die freiwillige Bio-Zertifizierung verzichten: Die Vorgaben der Mineral- und Tafelwasserverordnung seien streng genug.
Als Produktvorteile hebt Adelholzener stattdessen wieder einen ausgewogenen Mineralgehalt hervor. Dementsprechend kann der Geschmack zu Recht als angenehm mild und neutral beschrieben werden. Je nach Gusto stehen Glas-, als die dominierende Verpackungsart, oder PET-Flaschen zur Auswahl.
Äußere und innere Werte
Verbraucher legten heute mehr denn je Wert auf eine gesunde Ernährung und machten sich über die Entstehung und Nachhaltigkeit ihrer Lebensmittel Gedanken, stellt Johannes Ehrnsperger fest. Ehrnsperger ist nicht nur Inhaber von Neumarkter Lammsbräu mit Bio-Bieren und Now-Erfrischungsgetränken, sondern auch Mitinitiator der angesprochenen Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser. Neben der stofflichen Produktqualität, wozu auch deutlich geringere Grenzwerte für Nitrat und Pestizide sowie das Verbot von Industriekohlensäure zählen, fordert der Standard nachhaltige, ökologische und soziale Produktionsbedingungen.
Bei der eigenen Mineralwasser-Marke BioKristall sollen die beiden Sorten still und medium zum einen durch eine ausgewogene Mineralisierung die gesundheitsförderlichen Eigenschaften erfüllen. Zum anderen gilt der pH-Wert von 7,5 als positiv für den Säure-Base-Haushalt des Körpers. Dabei wird es aus einer eigenen Quelle im oberpfälzischen Jura gefördert und in Glas-Mehrwegflaschen abgefüllt. Dem Unternehmen zufolge gehen 65 Prozent in den Naturkost- und Getränkefachhandel sowie inhabergeführte Supermärkte. Mit 25 Prozent hat sich aber auch hier die Gastronomie zu einem zweiten wichtigen Vertriebskanal entwickelt.
Wie schmeckt gutes Wasser?
Wie bei allen Lebensmitteln gilt unabhängig von den äußeren Qualitätsmerkmalen, dass ein Mineralwasser natürlich schmecken muss. Aber wie schmeckt gutes Wasser? Hier gilt an erster Stelle, dass es keinen Alt-, Fremd- oder Nebengeschmack aufweisen darf. Zugleich bevorzugen Verbraucher in Deutschland bei Mineralwasser in der Regel einen weichen, harmonischen Geschmack.
Die St. Leonards Quellen verweisen dabei auf unterschiedliche Geschmackseindrücke, die einzelne Wässer bei jedem Einzelnen hinterlassen. Als Marktführer im Biofachhandel stehen bei St. Leonhards dazu mittlerweile neun Sorten zur Auswahl – still oder medium und das aus sechs unterschiedlichen Quellen im Chiemgau. In diesem Fall weisen die Namen der einzelnen Sorten auf den zugrundeliegenden ganzheitlichen Ansatz des Unternehmens hin, etwa Lichtquelle, Sonnenquelle oder Mondquelle.
Da es sich stets um artesisches Tiefenwasser handele, entfalle das Abpumpen, heißt es hier. Insofern würden die energetischen Schwingungen der ‚lebendigen‘ Wässer nicht gestört. Seit jeher füllt St. Leonhards in hauseigenen 1-Liter-Leichtglasflaschen ab. Bei zwei Sorten stehen zusätzlich 0,33 Liter-Flaschen zur Verfügung.
Mangel mit Mineralwasser ausgleichen
Im Kleingebinde bietet St. Leonhards zusätzlich ein für die Warengruppe ungewöhnliches Jodwasser an. Leicht angereichert mit natürlicher Jodsole, soll es zur Versorgung mit dem Spurenelement beitragen. Um ein Heilwasser, das eine Zulassung durch das Arzneimittelgesetz benötigen würde, handelt es sich allerdings nicht.
Tatsächlich gehören Heilwässer im Lebensmitteleinzelhandel zu den Nischenprodukten (s. Kasten). Manchmal werden sie aber doch nachgefragt. Fündig wird man bei Carmaqua, die Heilwasser aus der Mehrner Quelle in den Tiroler Bergen vertreiben. Angeboten in der 1-Liter-Grünglasflasche, enthält es reichlich Calcium, Magnesium, Sulfat sowie Hydrogencarbonat, ist sehr weich im Gaumen und leicht basisch. Die für Heilwasser geforderten gesundheitsunterstützenden und -fördernden Wirkungen werden auf diese Weise erfüllt.
Mit Blick auf Vermarktungschancen – zum Beispiel im Frühjahr - ergänzt Carmaqua, dass die Mehrner Quelle für Trinkkuren zu empfehlen sei und den Stoffwechsel aktivieren könne.
Fruchtgeschmack bringt Abwechslung
Erfrischungsgetränke, Limonaden und aromatische Schorlen in Bio-Qualität ha-ben sich längst zu einem Erfolgsprodukt entwickelt. Da-bei umfasst die Bio-Auswahl allein an Schorlen Apfel-, Rhabarber-, Cassis- und weitere Sorten − ohne zugesetzten Industriezucker. Eine relative neue Bio-Kategorie sind dagegen Mineralwässer mit Frucht. Hier sorgt nur ein Hauch Fruchtauszug oder -aroma für den Geschmack, ohne dass sich der Kaloriengehalt erhöht. Manche Anbieter sprechen daher stattdessen von flavored oder infused water.
Von den hier exemplarisch genannten Mineralwasser-Firmen greifen Landpark und Carolinenquelle den jungen Trend auf, um so Abwechslung ins Wasseregal zu bringen. Erstere stellen ihrer Bio-Zitronenlimonade bisher ein stilles Bio-Lemon-Wasser zur Seite, wollen die Linie mit Flavors im TetraPak aber schon bald erweitern. Bei der Carolinenquelle gibt es die Sorte Bio-Limette mit etwas Kohlensäure. Der Gang über die kommende Biofach-Messe dürfte sich insofern auch mit Blick auf neue leichte und erfrischende Bio-Getränke als spannend erweisen!
Bettina Pabel
- muss aus unterirdischen Vorkommen stammen
- direkt am Quellort und ohne Veränderung abgefüllt werden (erlaubt sind Entfernung von Schwefel oder Eisen, Zufügen von Hydrogencarbonat)
- muss eine amtliche Zulassung haben
Heilwasser: gleiche Grundvoraussetzungen, aber
- muss nachgewiesene vorbeugende oder heilende Wirkung haben
- muss nach dem Arzneimittelgesetz zugelassen sein
13 Mrd. Liter! Wasser bleibt damit laut Nielsen-Marktforschung an 11.000 Haushalten in Deutschland das meist gekaufte alkoholfreie Getränk (August 18 – Juli 19). Der leichte Rückgang im Vergleich zum Vorjahresraum dürfte sich unter anderem auf das Wetter und den wieder zunehmenden Verzehr von Leitungswasser zurückführen lassen. Nichtsdestotrotz ziehen über 40 Prozent der Verbraucher Mineralwasser vor. Und: Immer mehr greifen zu Mehrweg-Gasflaschen und regionalen Marken.