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Regionalität

Bäuerliche Ökonomie neu denken

Von der bäuerlichen Landwirtschaft zur regionalen Versorgungswirtschaft

Bäuerliche Ökonomie neu denken

Christian Hiß, Andrea Heistinger und Frieder Thomas untersuchen die funktionalen Eigenschaften bäuerlicher Ökonomien als Schlüsselfaktoren für die Gestaltung einer regionalen Versorgung mit Lebensmitteln.

Es gibt in Deutschland und Österreich unterschiedlichste Initiativen, die der Land- und Ernährungswirtschaft wieder eine nicht-industrielle Prägung geben wollen. „Bäuerliche Landwirtschaft“ ist dabei oft ein Überbegriff. Eine differenzierte Beschreibung ist jedoch nötig, um diesen Begriff deutlicher von fiktionalen und oft traditionsbehafteten Bildern sowie von den Vereinnahmungen durch irreführende Werbung abgrenzen zu können.

Die Autoren haben sich daher mit bäuerlichen Ökonomien in Deutschland und Österreich und ihren sozio-ökono­mi­schen Eigenschaften befasst. Dabei ging es ihnen um ein besseres Verständnis der inneren Organisations- und Entwicklungsprinzipien bäuerlicher Landwirtschaft – und eben nicht um äußerliche Bilder. Sie unterscheiden zwischen dem inneren Bauplan (dem „Genotyp“ ) und den äußeren Ausprägungen (dem „Phänotyp“) eines Hofes; ähnlich wie es die Pflanzenzüchtung bei der Anschauung von Pflanzen tut. Mit dieser Vorgehensweise kommt man, so ihre These, besser an die „funktionalen Eigenschaften“ bäuerlicher Betriebstypen und Wirtschaftsweisen heran und kann besser benennen, was „Bäuerliche Landwirtschaft“ in ihrem Wesen ausmacht.

In einem nächsten Schritt wird beschrieben, welche Eigenschaften sich verändert haben und wo die heutige Landwirtschaft nicht mehr bäuerlichen Prinzipien entspricht – auch wenn viele noch von Bäuerinnen und Bauern sprechen.

Es wird gezeigt, dass bäuerliche Eigenschaften neu interpretiert und gestaltet werden können. Dazu werden einige bereits existierende Ansätze skizziert, die sich als praktische Alternativen zur industriellen Landwirtschaft verstehen. Im Ergebnis wird eine Checkliste vorgeschlagen, mit der man überprüfen kann, in wie weit aktuelle Initiativen der Land- und Regionalwirtschaft funktionale Eigenschaften bäuerlichen Wirtschaftens bereits übernommen und in neuer Form zur Ausprägung gebracht haben.

Die Autoren sind sich bewusst, dass sie mit ihren Gedanken nur einen Anstoß geben können und sie wünschen sich, dass sie in der weiteren Diskussion und von wissenschaftlichen Arbeiten aufgegriffen werden und hoffen, dass die vorläufigen Erkenntnisse als Impulsgeber für den Aufbau neuer regionaler Versorgungsstrukturen dienen.

Kontakt: thomas@kasseler-institut.org
Arbeitsergebnisse, 64 Seiten[966 KB]

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