nachhaltiges und faires Wirtschaften
Greenwashing bei Danone: Logo-Relaunch anstatt Ernährungsrevolution
Kommentar von Jan Plagge, Präsident Bioland e.V.
"One Planet. One Health" mit diesem Claim im relaunchten Unternehmenslogo will sich Danone als Konzern mit globaler Verantwortung neu positionieren. Gleichzeitig will der Big-Player der Ernährungsindustrie ein Signal für sein Engagement zu einer gesünderen und nachhaltigeren Lebensmittelproduktion setzen und ruft zu einer Alimentation Revolution auf. Das sind große Worte.
Dass wir über unsere Verhältnisse leben, sagt uns die Wissenschaft schon lange. Schön, dass diese Erkenntnis nun auch bei Danone angekommen ist. Messlatte, um dem Vorwurf des Greenwashings entgegenzutreten wären konkrete Taten. Das Ausrufen einer Revolution im Ernährungsbereich durch ein Einzelunternehmen wirkt angesichts der globalen Herausforderungen hilflos und verkommt zur Witznummer. Wo ist die Gruppe von globalen Playern der Ernährungsindustrie, die sich gemeinsam verpflichten, „Geschäftsaktivitäten radikal zu ändern“ wie Danone großspurig ankündigt.
Treiber der neuen Nachdenklichkeit bei Danone – und das gilt auch für alle anderen global Player der Ernährungsindustrie – ist vermutlich weniger das neue Verantwortungsgefühl für ein nachhaltiges und faires Wirtschaften, sondern die schlichte Angst, das Vertrauen der Verbraucher zu verlieren. Die Branche ist verunsichert, denn im Internetzeitalter wenden sich aufgeklärte Konsumenten von den Großkonzernen ab, bekannte Marken verlieren an Vertrauen, was ganze Geschäftsmodelle gefährden könnte. Stattdessen nehmen kleine meist lokale Konkurrenten den anonymen Weltkonzern Marktanteile ab, weil sie glaubwürdiger auftreten.
Und dann ist da noch der Inhalt der neuen Ernährungsrevolution: Denn was die neuen Lösungsansätze für eine gesündere Ernährung und bessere Lebensmittel sind, da dürften die Meinungen zwischen dem Weltkonzern und anderen Interessensgruppen weit auseinanderliegen. Wenn Ernährungsberater mehr pflanzliche und weniger tierische Produkte empfehlen, viel frische und wenig verarbeitete Lebensmittel, möglichst regional und ökologisch und damit umweltverträglich erzeugt, entspricht dies sicherlich nicht dem Bild von Danone. Hier denkt man beim Thema Gesundheit wohl eher an neue Produktentwicklungen im Bereich medizinischer Ernährung und Functional Food – passgenau für verschiedene Alters- und Zielgruppen. Nur damit sind in gesättigten Märkten höhere Margen möglich.
Oder wie geht Danone mit der Forderung des wissenschaftlichen Beirates für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlicher Verbraucherschutz um, aus Gründen des Klimaschutzes „Leitungs- statt Mineralwasser zu trinken“. Würden Verbraucher dem folgen, brächen Danone mit seinen Mineralwässern Volvic und Evian rund ein Fünftel seines globalen Umsatzes weg.
Die Zeit drängt, dass große Unternehmen ihre globale Verantwortung endlich ernst nehmen und zwar für die gesamte Kette der Herstellung vom afrikanischen Kleinbauern bis zum Ladenregal. Denn wir alle wissen: Lebensmittelqualität beginnt – egal ob Actimel Milch oder Volvic Wasser – im Boden. Der Biolandbau zeigt dabei tagtäglich, was verantwortungsvoller Umgang mit den Ressourcen, Kreislaufwirtschaft und beste Lebensmittelqualität bei der Lebensmittelerzeugung bedeuten – und zwar nicht als Schlagworte einer zeitgemäßen Marketingkampagne oder eines Logo-Relaunches, sondern als Grundlage der Wirtschaftsweise. Doch genau diese Wirtschaftsweise und der nachhaltige Aufbau von Wertschöpfungsketten, wie sie viele Biomolkereien vorleben, stehen bei Danone nicht im Fokus. Allein dies wäre eine wirkliche (Alimentation) Revolution.