Zertifizierung
GfaW plant neuen Nachhaltigkeitsstandard
Gesellschafterwechsel und Erweiterung der Geschäftsführung

Die Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik (GfaW) – Entwicklerin von Zertifizierungen wie NCP, NCS oder CSE – will einen neuen Klima- und Nachhaltigkeitsstandard für die Bio-Branche etablieren. Er richte sich an intrinsisch motivierte Unternehmen, die eine Pionier-Rolle auf dem Weg der zügigen Transformation in nachhaltiges Wirtschaften einnehmen und sich von Greenwashing-Tendenzen abgrenzen wollen.
Die GfaW wurde 2010 von der geschäftsführenden Mehrheitsgesellschafterin Sophie von Lilienfeld-Toal gegründet. Sie ist verantwortlich für den Nature Care Product (NCP) sowie den Natural Cosmetics Standard (NCS), nach dem etwa Produkte von Sodasan und Sonett zertifiziert sind. Die beiden WPR-Hersteller haben sich außerdem nach dem GfaW-Standard Certified Sustainable Economics (CSE) als nachhaltiges Unternehmen zertifizieren lassen.
Im Juli 2023 sind nun zwei Gründungsgesellschafter ausgeschieden. Stattdessen hat von Lilienfeld-Toal mit Manuel Viana Rodriguez (Wissen bei Köln), Nina Bailer (Wain bei Ulm) und Malte Reupert (Leipzig, auch Inhaber der Biomare GmbH Leipzig) drei neue Mitstreiter aus der Bio-Branche und der Ökokontrolle bekommen. Reupert wird neben ihr in die Geschäftsführung eintreten.
„Diejenigen Siegel, die derzeit zunehmend Bekanntheit erlangen, werden der dramatischen Geschwindigkeit von Klimawandel und Artensterben nicht gerecht. Wir haben uns vorgenommen, das zu ändern“, erklärt von Lilienfeld-Toal über das geplante neue Nachhaltigkeitssiegel für die Bio-Branche.
„Wir Bio-Unternehmen sind noch lange nicht so nachhaltig, wie wir es für eine zukunftsfähige und klimagerechte Wirtschaftsweise sein müssten“, fügt Reupert hinzu. Der neue Standard solle Hersteller vom „Industrie-Bio“ abgrenzen und einen „Ausweg vom Druck übermächtiger Marktpartner“ bieten. Die Entwickler wollen Unternehmen neue Impulse geben und einen klaren Kompass, der sich auf das Wesentliche konzentriert, sowie ein kleines, aber konsequent anspruchsvolles Bündel an Richtlinien zur Verfügung stellen.
Eine Konsequenz hat der neue Gesellschafterkreis gleich für sich selbst gezogen: In der Satzung ist nun festgeschrieben, dass die GfaW mbH ein „Purpose Unternehmen“ und damit allein dem Ziel verpflichtet ist, Nachhaltigkeit voranzubringen. Gewinne dienen dem Unternehmenszweck und dürfen nicht an Gesellschafter ausgeschüttet werden.
Für die konkrete Ausgestaltung des geplanten Nachhaltigkeitsstandards sollen der Stand der Wissenschaft, messbare und ambitionierte Kriterien, sowie die Wirksamkeit am Markt maßgeblich sein. Bestehende und geeignete Systeme zur Zertifizierung von Nachhaltigkeit würden berücksichtigt. Der Gesellschafterkreis suche die Kooperation und verfolge einen integrativen Ansatz.
In den nächsten Monaten sollen die bereits bestehenden Ansätze für Richtlinien mit Akteuren aus Praxis, Wissenschaft und Kontrolle fachlich ausgearbeitet und getestet werden. „Hierzu laden wir weitere Betriebe aus Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel ein, mitzugestalten und als Pilotunternehmen die Praxistauglichkeit zu testen“, so der Gesellschafterkreis.