Start / Ausgaben / bioPress 90 - Januar 2017 / Vermittler zwischen Lieferanten und Verarbeiter

Geflügel

Vermittler zwischen Lieferanten und Verarbeiter

mb-Vermarktung macht 60 Prozent des Umsatzes mit Bio-Geflügel

Martin Bauer, Inhaber von mb-Vermarktung in Schwäbisch Hall, bietet dem Handel Geflügel-, Rind-, Schweine- und Lammfleisch in Bio-Qualität an. 60 Prozent seines Umsatzes, der 2016 erstmals im zweistelligen Millionenbereich lag, macht er mit Hähnchen, Pute, Ente und Gans. Der gelernte Bio-Landwirt sieht sich als Vermittler zwischen Schlachthof und Verarbeiter.

„Unsere Aufgabe liegt im Zusammenführen von Angebot und Nachfrage“, sagt Bauer, der sich 2009 mit der mb-Vermarktung selbstständig machte. „Wir übernehmen sozusagen den Vertrieb der Schlachthöfe und den Einkauf unserer Kunden. Zu ihnen gehören industrielle Wurstwarenhersteller, Großhändler, Caterer, Metzger und Tiernahrungshersteller.“ Neben dem Hauptabsatzmarkt Deutschland vertreibt er Bio-Geflügel in zehn weitere europäische Länder.

Bauers Lieferanten sind 29 Schlachtbetriebe aus Deutschland, Italien, Österreich, England, Dänemark und Polen. Die Bestellungen seiner Kunden gibt er an die Betriebe weiter, die die Ware direkt an sie liefern. Er setzt auf langfristige und persönliche Beziehungen zu seinen Lieferanten und Kunden, in denen Vertrauen eine große Rolle spielt. Statt auf detaillierte Verträge zu bestehen, bevorzugt er „einen Handschlag und einen tiefen Blick in die Augen des Gesprächspartners“.

Kompetenz durch langjährige Erfahrung

„Unsere Kompetenz für unsere Kunden liegt in der guten Qualität und Verfügbarkeit, aber auch in der kontinuierlichen und schnellen Versorgung mit Rohwaren“, so Bauer. Lieferanten berate er bei Fragen zur tiergerechten Haltung und Einhaltung der Bio-Richtlinien. Außerdem biete er ihnen individuelle Vermarktungslösungen sowie eine mittel- und langfristige Planungssicherheit.

Genügend Knowhow sammelte Bauer unter anderem als Vertriebsleiter bei RoBert's Bio-Geflügel, als Gründer der BioFleisch Süd und als Bioland-Berater und Bio-Kontrolleur auf landwirtschaftlichen Betrieben. In seiner Diplomarbeit beschäftigte er sich mit praxisrele- vanten Möglichkeiten für die Bio-Hähnchenmast. Seine Ergebnisse flossen in die heutigen EU-Richtlinien zur ökologischen Hähnchenmast ein.

Einer der Gründe, warum er sich für den europäischen Bio-Geflügel-Markt stark macht, seien die besseren Lebensbedingungen. „Konventionelle Grillhähnchen werden bereits nach 20 Tagen mit einem Gewicht von 1,8 Kilo geschlachtet. Bio-Hähnchen wachsen langsamer und leben rund 70 Tage“, so Bauer.

Gute Aussichten

In Zukunft will Bauer Skandinavien als neuen Markt erschließen und direkte Kooperationen mit weiteren Erzeugern eingehen. Die Erfolgsaussichten sind vielversprechend, befand sich mb-Vermarktung doch bereits im letzten Jahr unter den zehn nominierten Unternehmen für den ‚Landespreis für junge Unternehmen 2016‘ der baden-württembergischen Landesregierung und der L-Bank. Die Auszeichnung rückt unter anderem Leistungsstärke, verantwortungsbewusstes Handeln sowie soziales und ökologisches Engagement in den Mittelpunkt.

Sina Hindersmann

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