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Gepa

Gepa ist mehr als fair

Das Handelshaus fährt eine Fair-Maximum-Strategie

Das Fairhandelshaus Gepa (Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt) aus Wuppertal hat in den vergangenen drei Jahres das Sortiment runderneuert von den Zutaten bis zur Verpackung. Die Leitlinie dabei war Fair +. Die wichtigsten Produkte sind Kaffee und Schokolade.

Robin Roth, in der dreiköpfigen Geschäftsführung zuständig für Partner, Produkte und Marketing, hat die Erneuerung des Sortiments geleitet. 300 Produkte haben er und sein Team verbessert oder ersetzt. Der Fair-Anteil wurde erhöht, die Verpackungen neu gestaltet und neue Produkte entwickelt.

Ein Mindestanteil von 20 Prozent der Zutaten müssen in einem Misch-Produkt fair gehandelt sein für eine Zertifizierung mit dem Siegel der Fairtrade Labeling Organisation (FLO). Roth legt die Messlatte höher: „Das ist der Gepa zu wenig. 100 Prozent ist unser Ziel. Wir führen einen Wettbewerb nach oben. Wir sind eine Marke und wollen alles bestmöglich machen und trotzdem soll alles bezahlbar sein.“

Fair + heißt die Maximal-Strategie der Gepa. So viel fair gehandelte Rohstoffe in Bio-Qualität wie möglich heißt die Leitlinie. Fair handeln heißt fair sein zum Menschen und zur Natur. Bio ist die perfekte Ergänzung zu fair. Fair + findet sich als Zeichen auf den Verpackungen. Damit hat die Gepa das Fairtrade-Siegel der FLO weitgehend ersetzt.

Fairtrade meinte ursprünglich Handel mit den benachteiligten Menschen der Südhalbkugel. Auf der Nordhalbkugel gibt es ruinösen Preis-Wettbewerb. Deshalb entstanden auch hier Fair-Initiativen wie Naturland Fair. Erstes Produkt war das Bio-Milchpulver der Milchwerke Berchtesgadener Land. Die Gepa setzt es in der Schokolade ein. Naturland Fair Weizen aus dem Norden für das Gepa-Gebäck ist in Arbeit.  

Gepa Pionier im Fairtrade

Gepa organisiert seit fast 38 Jahren fairen Handel und hat einige Jahre Vorsprung vor Handelsmarken, die in den vergangenen Jahren eingestiegen sind.

Weltweit wird nach Rohstoffen und Arbeitern für immer billigere Produkte gesucht. „Wenn etwas billig ist, hat jemand den Preis dafür bezahlt“, bringt es Geschäftsführer Robin Roth auf den Punkt. Das sind die Kleinbauern in Südamerika, Asien und Afrika. Die Agrarindustrie bestimmt den Markt, nicht die Kleinbauern.

„Die Kleinbauern sind benachteiligt, weil sie am Markt nicht direkt teilnehmen können. „Unsere Partner haben uns gesagt, sie hätten hervorragende Qualitäten, die sie aber für den konventionellen Handel untermischen müssten“, erzählt Roth. „Diese Spitzenqualitäten sind nur in kleinen Mengen verfügbar und daher für den konventionellen Handel nicht interessant als Einzelprodukt.

Diese Erzeugnisse in Wert zu setzen, sprich in Euro umzusetzen, ist eine Aufgabe des fairen Handels. Die Gepa kann kleine Mengen handhaben. Großröster können das nicht.“

Bei der üblichen Prozent-Kalkulation profitieren bei höheren Erzeugerpreisen die nachgelagerten Handelstufen am meisten, weil der Aufschlag immer auf den Einkaufspreis erfolgt. Um diesen Effekt auszuschalten arbeitet die Gepa mit möglichst wenig Stufen. Sie kauft deshalb bei den Genossenschaften im Ursprung ein ohne Zwischenhandel.

„Normalerweise wechselt eine Kaffeebohne fünfmal den Besitzer, bevor sie im Container zur Verschiffung landet“, erzählt Roth. Die Gepa lässt die Produkte in Deutschland von mittelständischen Unternehmen herstellen. Das hält den Preis in Grenzen. Die ­Genossenschaften werden zu­dem bei Bedarf vorfinanziert. Denn von der Saat bis zum Zahltag nach der Ernte hat der Bauer Kosten. 

Nachhaltiges Bio-Palmöl aus Ghana

Mit Palmöl ist 2012 bei der Gepa eine weitere faire Zutat dazugekommen. Das Bio-Palmöl aus Ghana wird von der IMO aus der Schweiz bio und fair zertifiziert. Die Gepa ist eine der wenigen Firmen, die diesen Rohstoff im Lebensmittelbereich einsetzt. Das Projekt mit Namen Serendipalm hat der amerikanische Naturkosmetik-Hersteller Dr. Bronner’s ins Leben gerufen. Der amerikanische Seifenfabrikant fand kein nachhaltiges Palmöl auf dem Rohstoff-Markt und gründete 2005 das Projekt mit fairem Bio-Palmöl.

Dr. Bronner’s nimmt nicht die gesamte Ernte ab. So vermarktet die Gepa einen Teil. Ein weiterer Teil wird im Land verkauft. Denn zu 100 Prozent sollen die Bauern nicht vom Export abhängig sein. 600 Bäuerinnen und Bauern liefern jeweils kleine Mengen. Plantagen mit Monokultur gibt es dort nicht. 200 Beschäftigte arbeiten nochmals in einer Ölmühle. Die Löhne liegen 25 Prozent über dem Durchschnitt.

In Ghana sind die Bauern noch Selbstversorger und pflanzen Ölpalmen für den Eigenbedarf an. Zugang zum Weltmarkt hatten sie vor dem Projekt nicht. Palmöl stammt überwiegend aus Indonesien. Dort wird Regenwald gerodet für Monokulturen, in denen Artenvielfalt verloren geht. Nachhaltiges Bio-Palmöl kommt überwiegend aus Südamerika. Palmfettt wird bei Gebäck eingesetzt.

Das faire und zu 75 Prozent auch biologische Gepa Sortiment besteht aus den drei klassischen Preisstufen Einstieg, mittel und hoch. „Die meisten Kunden fühlen sich im mittleren Segment zuhause“, berichtet Roth.

Kaffee ist die größte Produktgruppe

Kaffee ist nach wie vor mit fast 50 Prozent die umsatzstärkste Produktgruppe. Bei der Erneu­erung führte Gepa die Raritäten-Linie im schwarzen Gewand ein. Sie steht für Spitzenqualität. Der Kaffee ist so rar, dass er tatsächlich manchmal ausverkauft ist. Da sind Spezialitäten wie der Kaffee aus Nepal. „Kein Konzern würde sich mit so kleinen Mengen beschäftigen“, sagt Roth. Die Café Raritäten bilden das obere Preissegment.

Die Ursprungskaffees, die nach ihren Herkunftsländern benannt werden, sind an der blauen Verpackung zu erkennen. Die Bohnen stammen aus süd- und mittelamerikanischen Sorten sowie aus Ruanda in Afrika. Im bekannten braunen Sortiment bietet die Gepa Bio-Kaffeemischungen an wie den Organico, der 1986 als erster fairer Bio-Kaffee auf den deutschen Markt kam.

Die roten Kaffees sind konventionelle faire Mischungen zum Preiseinstieg. Der liegt bei der Gepa bei sieben Euro für 500 Gramm gemahlen. Höherpreisig sind noch die Bio-Espressos. Die werden eigens in Italien geröstet: „Dort hat man eine besondere Kompetenz.“

Schokolade aus dem Rohstoff Kakao ist mit 25 Prozent Umsatz-Anteil die zweitwichtigste Gruppe beim Fairhandelshaus Gepa. Die Spezialitäten sind flache Tafeln in der Karton-Verpackung. Sie liegen im Handel über der Zwei-Euro-Schwelle. Die Klassiker, die Zartbitter-Sorten, liegen an der Zwei-Euro-Schwelle. Die vier fairen Klassiker als Einstieg sind nicht Bio wie beim Kaffee. Sie sind nicht in Karton, sondern in Papier verpackt und sind nicht flach.

Das Schoko-Riegel-Sortiment hat das Team stark überarbeitet. Erstmals sind vier Kinder-Riegel im Programm, drei davon auch mit Frucht. Das Gebäck wurde mit Cookies aufgewertet. Neu ist die Confiserie-Linie. Die Artikel signalisieren durch das edle Schwarz der Faltschachtel Genuss und Qualität.

Das Honig-Sortiment hat die Gepa ebenfalls verbessert. Bisher gab es ein Mischkonzept nach Ländern. „Wir hatten unglaublich gute Honige, die wir in Mischprodukten verarbeitet haben“, erläutert Roth. Jetzt gibt es sieben sortenreine Honige aus Kaffeeblüten, Eukalyptus oder Ulmo-Blüten als Oberklasse. Die sechs Länderhonige aus Äthiopien und Südamerika blieben als Mittelklasse erhalten. Als Einstieg ins faire Bio-Sortiment dienen die Blütenhonige.

Anton Großkinsky

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