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Tierschutz führt zu Bio-Fleisch

Zweinutzungshuhn und Ebermast sind in der Diskussion

Am Anfang war das Müsli. Der Bio-Fleisch-Markt hinkt den pflanzlichen Produkten hinterher. Nur zwei Prozent des Fleisch-Umsatzes stammt aus biologischer Tierhaltung. Den höchsten Anteil hält das Rind mit vier Prozent Umsatzanteil. Vom Schwein ist nur zu einem Prozent aus biologischer Erzeugung, Pute zu einem Prozent und Hähnchen nur zu 0,5 Prozent.

Ein Grund für den Kauf von Bio-Fleisch heißt Nachhaltigkeit. Bei Bio-Fleisch versteht der Verbraucher darunter zuallererst Tierschutz. Der Stadtmensch reagiert hier anders als die Landbevölkerung vor zwei Generationen. Das Verhältnis Mensch-Tier hat sich gewandelt. Heute ist das Tier Haustier und Kamerad des Menschen, früher war es Nutztier, das heißt Fleischlieferant.

Bio-Tiere werden artgerecht gehalten. Doch besser als konventionell ist nicht gut genug. Die Bio-Tierhalter wollen noch besser werden. Aktuell werden bei den Hühner-Fleischrassen die weiblichen und bei den -Legerassen die männlichen Küken getötet. Die Tiere dienen als Futter, zum Beispiel in Zoos oder Falknereien. 

Im Geflügel-Bereich ist das Zweinutzungshuhn in der Diskussion und in der Praxis im Test, zum Beispiel bei den Herrmannsdorfer Landwerkstätten. Das Zweinutzungshuhn vermeidet den frühen Tod. Die Henne legt Eier und das Hähnchen liefert Fleisch. Nachteile der Zweinutzungsrassen sind die geringere Leistung. Das bedeutet weniger Eier und weniger Fleisch bei gleichem Futterverbrauch wie die Hochleistungsrassen.

Die Legegemeinschaft Bio-Hennen aus Vohburg in Bayern hält das Zweinutzungshuhn für eine Nischenlösung. „Eier wie auch die Masthähnchen werden im eigenen Hofladen oder in regionalen Naturkostläden angeboten. Orte, an denn der Verbraucher über die sehr viel höheren Preise informiert werden.

Im Supermarkt ist die Akzeptanz für Bio zwar signifikant gestiegen, aber für derart erklärungsbedürftige Produkte gibt es dort im Moment keinen Markt“, lassen die Biohennen verlauten.

Für die Erzeugergemeinschaft wäre die Geschlechtsbestimmung am unbebrüteten Ei die effektivste Lösung. Wenn die Geflügelzucht wiederbelebt wird, werden im Laufe der Jahre Zweinutzungsrassen mit besseren Leistungen entstehen.

Bei der Schweinehaltung wird ebenfalls über Tierschutz diskutiert. Die männlichen Ferkel werden kastriert, weil Eberfleisch aufgrund des Geruchs ungenießbar ist. Das geschah früher ohne Betäubung. Wegen des Tierwohls darf es jetzt nur noch mit Betäubung geschehen. Die Ebermast vermeidet die Kastration. Konventionell wird es bereits praktiziert. Fleischkonzerne haben eigene Verarbeitungslinien dafür. Salami und Schinken wird überwiegend daraus gemacht, kein Frischfleisch.

Bei Bio ist das schwieriger. Konventionell wird das unkastrierte Tier schnell gemästet und früh vor der Geschlechtsreife geschlachtet. Bei langsam wachsenden Bio-Schweinen funktioniert das nicht. Eigene Verarbeitungslinien sind aufgrund der kleineren Einheiten nicht rentabel. Auch im Bio-Bereich gibt es erfolgversprechende Ansätze für Ebermast. Ob sich das System durchsetzt wird die Zukunft zeigen. Auf jeden Fall bleibt die Bio-Fleischerzeugung spannend.

Anton Großkinky

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