Gesundheit
Omega 3 Weidefleisch
Viel Natur erzeugt viel Gesundheit
Die erfolgreichsten Felder für Produktneueinführungen im Lebensmittelhandel aus jüngster Vergangenheit sind Bio- sowie Functional Food Produkte. Eine Umsatzsteigerung von 70 % bzw. 150 % innerhalb der letzten 5 Jahre dieser beiden Teilmärkte sprechen für sich (Abb. 1).
So unterschiedlich diese beiden Märkte auch sind, die Hauptmotivation zum Kauf von Bio Produkten und Functional Food sind ähnlich. In empirischen Untersuchungen werden jeweils gesundheitliche Vorteile als Hauptkaufmotive angeführt, wenngleich die wissenschaftlichen Beweise für eine gesundheitsfördernde Wirkung meist fehlen.
Abbildung 1:Wachstumsmärkte Bio Produkte und Functional Food
Quelle: Vgl. A. C. NIELSEN GMBH (2002), persönliche Mitteilung. DUSTMANN, H. (2005): Markterfolg mit Functional Food. Frankfurt am Main, S. 118. WOLFSKEIL, J. (2005): Immer öfter mit dem Biosiegel. In: Lebensmittelzeitung, 57. Jg., Nr. 36, S. 26.
Im Rahmen des von der Chiemgauer Naturfleisch GmbH durchgeführten Omega 3 Weidefleischprojektes ist es jetzt gelungen, die gesundheitlichen Vorteile einer naturnahen Bio Fleischerzeugung anhand erhöhter Omega 3 Fettsäuregehalte zu belegen. Eine grünlandbasierte Fütterung unter Verzicht auf Silomais und einem maßvollen Einsatz von Kraftfutter, führt zu einem erhöhten Anteil wertvoller Omega-3-Fettsäuren. Fleisch aus Gras wird damit zu einem Produkt mit Zusatznutzen für den Verbraucher.
Die wertvollen Gehalte an Omega-3-Fettsäuren werden ohne Hilfe künstlicher Zusatzstoffe, sondern durch die konsequente Rückbesinnung auf die ursprüngliche Ernährung des Rindes: Gras frisch von der Weide, erreicht. Die grünlandbasierte Fütterung führt dazu, dass das „Weidefleisch“ der Rinder einen dreimal so hohen Anteil wertvoller Omega-3-Fettsäuren aufweist, als Fleisch von Rindern, die mit Mais und Kraftfutter gefüttert werden. Nach zukünftig geltendem EU Recht kann auf ganz natürliche Weise ein Omega 3 Niveau im Fleisch erreicht werden, das mit dem Zusatz „von Natur aus reich an Omega-3-Fettsäuren“ ausgelobt werden darf.
Warum haben Omega-3-Fettsäuren eine so große Bedeutung? „Omega-3-Fettsäuren sind Nettsäuren“. Omega-3-Fettsäuren haben auf zahlreiche Vorgänge im menschlichen Körper günstige Wirkungen vor allem auf das Herzkreislaufsystem:
• Minderung des Risikos für Herzrhythmusstörungen
• leichte Blutdrucksenkung
• Verringerung des Risikos einer Blutgerinnselbildung
• Senkung der Triglyceride (Neutralfette)
• entzündungshemmender Effekt
Der menschliche Körper kann Omega-3-Fettsäuren nicht selber herstellen, sondern muss sie mit der Nahrung aufnehmen. Omega-3-Fettsäuren haben aber für den menschlichen Körper und seine Steuerungsvorgänge eine ähnliche oder sogar größere Bedeutung wie Vitamine. Deshalb steht bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und der deutschen und internationalen Gesellschaft für Kardiologie die Empfehlung, mehr Omega-3-Fettsäuren aufzunehmen, mit an erster Stelle. Forschungsresultate belegen, dass eine ausreichende tägliche Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren die Sterblichkeit an Herzkreislauferkrankungen um 30 bis 50 % senken kann. Durch den Verzehr ausgewählter Omega-3-haltiger Produkte, wie z. B. Rindfleisch aus grünlandbasierter Rinderhaltung, besteht jetzt neben Seefischen die Möglichkeit auf ursprüngliche und natürliche Art mehr Omega-3-Fettsäuren zu sich zu nehmen.
In einem interdisziplinären Symposium an der MUVA Kempten wurden kürzlich alle wesentlichen Informationen aus aktuellen Untersuchungen rund um die Potentiale grünlandbasierter Fleisch- und Milcherzeugung vorgetragen. Experten aus Deutschland und der Schweiz berichteten aus erster Hand über Erzeugungs- und Fütterungsvoraussetzungen, die ernährungsphysiologische Bedeutung sowie die Vermarktungsmöglichkeiten für Milch und Fleisch mit von Natur aus erhöhten Omega-3-Fettsäuregehalten.
Zu Beginn des Symposiums gab DGE Präsident Prof. Stehle einen ausführlichen Überblick über den Stand der Wissenschaft hinsichtlich der Wirkung und ernährungsphysiologischen Bedeutung der Omega-3-Fettsäuren für den Menschen. Anschließend präsentierte Prof. Meyer von der TU München das Zustandekommen dieser so wertvollen Fettsäuregehalte im Rind. Dr. Westermair und Dr. Weiss stellten aktuelle Analyseergebnisse aus Praxisuntersuchungen von Betrieben vor, die die unterschiedlichen Omega-3-Fettsäure Gehalte im Rind in Abhängigkeit von der gewählten Fütterungsstrategie dokumentieren. Demnach führt eine naturnahe, grünlandbasierte Fütterung unter Verzicht auf Silomais und einem maßvollen Einsatz von Kraftfutter, zu einem erhöhten Anteil wertvoller Omega-3-Fettsäuren. Prof. Eichinger, TU München stellte die Auswirkungen grünlandbasierter Fütterung auf die Rindfleischqualität im Detail vor. Eine deutliche Steigerung der Zartheit des Fleisches (Abb. 2) sowie dreimal so hohe Omega-3-Fettsäuregehalte im Vergleich zu konventioneller Fütterung sind die Kernergebnisse (Abb. 3).
Abbildung 2: Unterschiedliche Zartheit des Rindfleischs in Abhängigkeit von der Fütterung
Quelle: Eigene Darstellung auf Datenbasis von EICHINGER, H. K. (2006): Rindfleischqualität - Einfluss des Produktionsverfahrens. Beitrag auf dem interdisziplinären Symposium Omega 3 Weidemilch - Chancen und Möglichkeiten für Milch- und Rindfleischerzeugnisse vom Grünland, Kempten.
Abbildung 3: Omega 3 Fettsäuregehalte im Rindfleisch in Abhängigkeit von der Fütterung

Quelle: Eigene Darstellung auf Datenbasis von EICHINGER, H. K. (2006): Rindfleischqualität - Einfluss des Produktionsverfahrens. Beitrag auf dem interdisziplinären Symposium Omega 3 Weidemilch - Chancen und Möglichkeiten für Milch- und Rindfleischerzeugnisse vom Grünland, Kempten.
Der dreifach erhöhte Anteil an Omega-3-Fettsäuren im extensiv produzierten Rindfleisch stellt somit einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Omega-3 Bedarfsdeckung in Gegenden mit geringem Seefischkonsum dar. Abbildung 4 fasst die Ergebnisse für den Einfluss des Produktionsverfahrens im Hinblick auf Fettgehalt und Fettsäuremuster auch unter Berücksichtigung weiterer Fettsäureparameter zusammen.
Abbildung 4: Zusammenfassung der Ergebnisse aus dem Projekt Rindfleischqualität Einfluss des Produktionsverfahrens im Hinblick auf Fettgehalt und Fettsäuremuster
Quelle: EICHINGER, H. K. (2006): Rindfleischqualität - Einfluss des Produktionsverfahrens. In: D. WEISS (Hrsg.): Interdisziplinäres Symposium Omega 3 Weidemilch - Chancen und Möglichkeiten für Milch- und Rindfleischerzeugnisse vom Grünland, Tagungsband. Kempten, S. 16-18. Online im Internet: http://www.aktivdrei.de/files/tagungsband_kempten_1.pdf [Stand: 06.06.2006].
Die grünlandbasierte Fütterung hat darüber hinaus positive Effekte auf die Tiergesundheit. Unter Kosten- und sogar auch unter Leistungsgesichtspunkten ergeben sich ebenfalls deutliche Vorteile für weidebasierte Fütterungsstrategien auf Grünlandstandorten, wie Prof. Thomé von der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft, Zollikofen und Herr Dr. Spiekers, LfL Bayern abschließend auf dem Symposium berichteten.
Somit bietet Fleisch aus Gras eine attraktive Nische für Betriebe in Grünlandstandorten. Die Chiemgauer Naturfleisch GmbH hat dieses für sich erkannt und will nach Abschluss des Weidefleischprojektes die Erkenntnisse der Wissenschaft in ihre Produktrange umsetzten. Erste Fleischproben haben gezeigt, dass viele Lieferanten der Chiemgauer Naturfleisch GmbH bereits die Fütterungsvoraussetzungen erfüllen.
Nähere Information zum Omega 3 Weidefleischprojekt erhalten Sie unter www.aktivdrei.de direkt bei Herrn Dr. Weiß unter weiss@wzw.tum.de oder Herrn Dr. Dustmann unter dustmann@wzw.tum.de.