Gepa

Biologisch fair

Gepa – nachhaltig im doppelten Sinn

{mosimage}Alle reden von Nachhaltigkeit – nur die Gepa (Gesellschaft für Partnerschaft mit der dritten Welt) nicht. Das Handelshaus mit Sitz in Wuppertal ist seit seiner Gründung 1975 durch die Kombination Fair plus Bio nachhaltig im doppelten Sinn. Fair ist alles, was die Gepa handelt. Aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) stammen 70 Prozent der Lebensmittel. Neben 300 Lebensmittel-Artikeln vertreibt die Gepa 1.200 Non-Food-Artikel, die fast ausschließlich in den Weltläden erhältlich sind. Im Geschäftsjahr 2008/2009 setzte das Unternehmen 54 Millionen Euro um, zwei Millionen mehr als im Jahr davor. Zu erkennen sind die Produkte am Fairtrade-Siegel, das der Verein Transfair mit Sitz in Bonn vergibt.

Das Fairhandelshaus Gepa wird von den Geschäftsführern Thomas Speck für Marketing, Robin Roth für Produkte und Wolfgang Kring für Personal und Logistik geführt. „Ich bin über Umwege zur Gepa gekommen“, erzählt Geschäftsführer Thomas Speck. Der studierte Lehrer wurde in den 80-er Jahren nicht eingestellt, nahm eine Stelle als Sozialarbeiter in Göttingen an, legte dann ein Zusatzausbildung in Betriebswirtschaft ein und begab sich zur Höchst AG in Frankfurt. Da ereichte ihn 1990 der Ruf zur Gepa als kaufmännischer Leiter.  Mit 9,7 Millionen Euro Umsatz und 60 Mitarbeitern war das von kirchlichen Organisationen getragene Unternehmen erheblich klei­ner als heute. 1993 stieg er in die Geschäftsführung auf.


Ein Quartett aus dem 2009 erneuerten vielseitigen Schokoladen-Sortiment.

Verhältnisse zum Guten wenden

„Wenn man einmal eine dreiwöchige Partnerreise gemacht hat, bereut man es nie mehr bei der Gepa zu sein. Ich habe einen total abgelegenen Teegarten im Himalaja besucht“, erinnert sich Speck an seinen ersten Flug nach Indien. Die Sozialstandards waren nicht schlecht: Es gab schlicht keine, weder Schule noch Krankenhaus. „Unser Anspruch ist es, Verhältnisse zum Gutem zu wenden. Dort in Indien haben wir mit Fairtrade eine Schule finanziert, die auch Kinder aus Nachbardörfern besuchen“, erzählt der Gepa-Geschäftsführer.

Im Augenblick reden in Deutschland Politik und Wirtschaft viel von Nachhaltigkeit. Die Gepa hat bereits 1975 bei ihrer Gründung mit Pioniergeist Taten vollbracht. Kritischen Konsum propagierten und praktizierten kirchliche Kreise schon in den 1970er und 1980er Jahren.

Das Wissen, dass sinnvoller bewusster Konsum die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen auf der Südhalbkugel verbessern kann, hat hierzulande noch nicht zu großen Taten geführt. „Wenn alle kirchlichen Einrichtungen fairen Kaffee trinken würden, stiege das Niveau beträchtlich“,  betont Speck. Auch staatliche Einrichtungen sollten verstärkt Fairtrade Kaffee einkaufen, fordert Speck.

In Großbritannien werden 20 Prozent der Lebensmittel fair gehandelt. „Durch die koloniale Vergangenheit sind die Entwicklungsländer stärker im kollektiven Bewusstsein verankert“, erklärt Speck die Unterschiede. Der Staat propagiert dort Fairtrade nicht nur verbal, sondern handelt danach. In den Behörden wird fairer Kaffee getrunken. Ähnlich verhält es sich bei dem kleinen Nachbarn Holland. Jeder kleine Beamte trinkt dort Fairtrade-Kaffee in seiner Amtstube.

Seit 1990 in den Supermärkten

Die fairen Produkte wurden am Anfang  allein von den inzwischen 800 Weltläden und 6.000 Aktionsgruppen vermarktet. „Die Zahl der Läden ist in den vergangenen Jahren nicht gestiegen. Die Qualität ist dagegen gewachsen. Die Weltläden siedeln sich inzwischen in besseren Lagen an, sind anspruchsvoller eingerichtet und werden professioneller geführt“, erläutert Speck. Die Dichte des Weltladen-Netzes ist in Deutschland allerdings viel geringer als in den Niederlanden.

Gepa im Weltladen, Bio-Fachhandel, LEH und GV-Markt

1989 zogen die ersten fairen Lebensmittel in die Supermärkte ein. Dort greift vor allem die Verbindung von fair mit Bio. 22 Prozent der Umsätze wurden 2008/2009 mit Edeka, Tengelmann, Tegut und anderen gemacht. Im Naturkostfachhandel ist die Gepa ebenfalls  präsent und erwirtschaftet dort sechs Prozent ihres Umsatzes.

Der Großverbrauchermarkt trägt elf Prozent zum Umsatz bei. Bei Fußball-Länderspielen wird Gepa-Kaffee serviert. Dort schlürfen dann Multiplikatoren das duften­de, heiße Getränk. Konzerne sind im GV-Markt wichtige Gepa-Kunden. Sie verbessern damit ihr soziales Image.

Die Gepa hat sich inzwischen im Premium-Bereich niedergelassen. „Premium ist umfassend. Da zählt alles dazu, nicht nur der gute Geschmack“, macht Speck deut­lich. 1993 hat er die Qualitätsstrategie eingeführt. „Damals hat die Gepa von Qualität nichts gewusst“, fährt der Geschäftsführer fort.

Da wurde zur Freude der Kaffee-Bauern Bruch für gutes Geld abgenommen. Das hat sich gedreht. Für den Fairtrade-Aufschlag müssen die Bauern Qualität abliefern. „Wir haben dann angefangen Produktentwicklung zu betreiben und Fachleute ein­zustellen“. Mit Fachleuten meint Thomas Speck Agrar­ingenieure und Lebensmitteltechniker.

300 Lebensmittel-Artikel zählen heute zum Gepa-Sortiment. Wichtigste Warengruppe ist der Kaffee mit einem Umsatz-Anteil von 54 Prozent. Schokolade, die Nummer eins bei den Süßwaren, hat einen Anteil von 14 Prozent. Mit diesen beiden Produkten werden zwei Drittel des Umsatzes gemacht. Der Rest mit Tee, Honig, Zucker, Wein und noch einigen Randprodukten. 

Anton Großkinsky

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