Gepa
Bewegung an der Spitze stärkt die Mitte
Gepa überarbeitet faires und biologisches Sortiment
Die Gepa in Wuppertal hat für 2010 die Überarbeitung von Sortimenten und Service angekündigt. „Wir wollen die Produkte besser und konsequenter gestalten“, kündigte Robin Roth, seit 2007 Geschäftsführer für Produkte und Partner, an. Web 2.0 wird genutzt für die Rückverfolgbarkeit der Produkte durch die Verbraucher. Das Informationsangebot im Internet wird ebenfalls verbessert und vertieft.
Bereits auf der Anuga hat die Gepa das neue Schokoladen-Sortiment vorgestellt (siehe bioPress Nr. 61/Nov. 2009). Produkt-Geschäftsführer Robin Roth wird mit seiner Mannschaft die anderen Warengruppen ebenfalls erneuern und noch attraktiver machen, ohne zu exklusiv zu erscheinen. Die Sortimente werden nach oben abgerundet. „In der Spitze werden Produkte dazu kommen, um die Mitte nach vorne zu bringen“, definiert er das Ziel.
Im Herbst hat Roth eine Reise ins Tee-Land Sri Lanka unternommen: „Wir wollen in den nächsten Monaten das Tee-Sortiment verbessern. Inhaltlich werden Tees mit Gewürzen kommen.“ Bei der Partnerreise standen aber nicht die Produkte im Vordergrund: „Ich habe mir die Verpackungsmöglichkeiten dort angeschaut.“ Der Gepa-Tee kommt, anders als Kaffee oder Schokolade, verpackt nach Deutschland, um die Wertschöpfung im Ursprung zu belassen. Natürlich hat Roth auch Partner besucht und neue Partner für eine langfristige Zusammenarbeit gesucht.
Konkurrenz bei Beschaffung
Inzwischen ist für die Gepa eine Konkurrenz entstanden auf den Beschaffungsmärkten. Groß-Unternehmen wie der US-Filialist Starbucks sind in den fairen Handel eingestiegen und kaufen Volumen ein. „Wir stehen vor einer Wende. Viele Hersteller haben heute einige fair gehandelte Produkte. Das führt zu knappen Rohstoffen. Für die Produzenten ist es positiv, wenn die Preise steigen“, so Roth.
Dass Produzenten ihre Lieferverpflichtung nicht erfüllen oder abwandern hat Roth noch nicht erlebt: „Viele Erzeugergemeinschaften arbeiten seit 30 Jahren mit der Gepa. Sie haben unsere Unterstützung auch bei sinkenden Weltmarktpreisen und wissen, dass die Gepa immer dabei sein wird“. Ein Konzern mit wenigen Fairtrade-Produkten kann die Artikel schnell wieder aus dem Sortiment streichen.
Als Naturland-Partner beteiligt sich die Gepa auch an Bio-mit-Gesicht, ein System zur Rückverfolgbarkeit durch den Verbraucher. Aktuell arbeitet die Gepa daran, durch einen Code, der auf der Internetseite des Unternehmens eingegeben werden kann, jedes Produkt transparent zu machen. „Das wird kein Marketing-Konzept werden, sondern ein Bildungskonzept mit kurzen einführenden Einheiten und langen komplizierten Texten.“
Schwieriges Handwerk
Im Gepa-Sortiment befinden sich neben den Lebensmitteln auch Non-Food. Mit dem Handwerk erzielt die Gepa allerdings nur drei Millionen des Umsatzes von 55 Millionen Euro. „Das ist eine komplizierte Geschichte. Die Handwerker sind noch benachteiligter als die Bauern. Die Menschen sind oft land- und obdachlos. Manche können nach einigen Jahren gute Produkte anbieten“, erläutert Roth. Kontinuität und Menge fehlen oft, um sie erfolgreich am Markt zu verkaufen. Das 1.200 Artikel zählende Non-Food-Sortiment wird ausschließlich im Vertriebskanal Weltläden abgesetzt. Heimtextilien, Lederwaren, Modeschmuck, Keramik, Fußbälle und Saisonware wie Weihnachtsdekoration zählen dazu.
Das regionale Fairhandelszentrum in Wuppertal ist eine Fundgrube für sinnvolles Non-Food. Lederwaren wie Geldbeutel und Schreibetuis passen in jedes Kaufhaus. Weihnachtsdeko-Artikel könnten in der Saison im SB-Warenhaus laufen. Die praktischen Conserve-Taschen aus recyceltem Plastik passen in jedes Non-Food-Sortiment, das höhere Ansprüche hat, als nur billig zu sein. Müllsammlerinnen aus Indien beschaffen den Rohstoff, der zu formschönen strapazierfähigen Taschen verarbeitet wird.
Faire Produkte können dem kriselnden Non-Food Impulse geben. Der gleiche Käufer, der nach fairer Schokolade oder fairem Kaffee greift, nimmt auch den Schal oder die Grußkarte aus der dritten Welt.
Anton Großkinsky
Frau an der Spitze
Mit Barbara Riek vom Evangelischen Entwicklungsdienst (eed) wurde erstmals eine Frau an die Spitze des Gepa-Aufsichtsrats gewählt. Stellvertreter wurde Michael Kaufung vom katholischen Hilfswerk Misereor. Turnusgemäß wird das Gremium alle fünf Jahre neu besetzt.
Gold für GEPA
Dreimal haben Gepa- Schokoladen bei der DLG-Qualitätsprüfung 2010 Gold gewonnen. Die neuen Sorten Ganze Mandel, Ganze Nuss und Zartbitter mild sind ausgezeichnet worden. „Wir freuen uns, dass unsere neuen Schokoladen so gut abgeschnitten haben. Sie sind nicht nur bio und fair, sondern liegen auch bei der Produktqualität an der Spitze“, erklärte Gepa-Geschäftsführer Thomas Speck aus Wuppertal.
Leistungsfähige Logistik
Die Gepa in Wuppertal hat sich 2008 mit einem Neubau von Verwaltung und Zentrallager fit für die Zukunft gemacht. Mit einem neuen Hochregal-Lager wurde die Logistik leistungsfähiger gemacht. Auf 8.000 Quadratmeter stehen in neun Etagen 10.000 Paletten-Stellplätze zur Verfügung. 150 bis 180 Aufträge pro Tag wickeln die Männer von Lagerleiter Ingo Klein ab. Hygiene ist auch bei abgepackten Lebensmitteln ein Muss. „Wir müssen uns vor Schädlingen schützen und kontrollieren, dass nichts offen herumliegt“, erklärt Lagerleiter Klein.
Neben Paletten wird auch Karton und stückweise verkauft. „Das ist sicher aufwändig, aber von der Strategie her gewollt“, erläutert Klein. Hier können Privatleute über den Online-Shop bestellen. An acht Rampen können LKW andocken, die dann beladen werden. Pakete bis 30 Kilo werden als Stückgut von DHL befördert. 150 bis 200 Pakete am Tag sind das in Stoßzeiten wie Weihnachten. Was sich nach viel anhört, ist winzig wenig gemessen am Gesamtmarkt. Gerademal ein Prozent der Lebensmittel auf dem deutschen Markt sind Fairtrade gesiegelt.
Der wahre Nikolaus
Auch 2009 war der fair gehandelte Nikolaus mit Bischofsstab und Mitra wieder sehr gefragt. Rund eine Viertelmillion hat das Fair Handelsunternehmen Gepa überwiegend an Weltläden und kirchliche Aktionsgruppen verkauft. Damit hat sich der Absatz innerhalb von fünf Jahren verfünffacht. Zur Palette gehörten wieder Bio-Vollmilch im 28- und 60-Gramm-Format, als Bittervariante „Noir“ im 40-Gramm-Format und ein handbemalter Bio Schoko-Bischof als 50-Gramm-Confiserie-Artikel. Die Schoko-Bischöfe sollen an den Namensgeber aus Myra erinnern, der wegen des kommerziellen Weihnachtsmannes oft in Vergessenheit gerät.