Pestizide
Ewigkeitschemikalien in Brot und Pasta
Studie zeigt hohe TFA-Werte in Getreideprodukten

Die österreichische Organisation Global 2000, Teil des Pestizid Aktions-Netzwerks (PAN Europe), hat den Gehalt der Ewigkeitschemikalie Trifluoressigsäure (TFA) in alltäglichen Getreideprodukten wie Pasta, Backwaren und Frühstückscerealien untersucht. Die Ergebnisse bewertet sie als alarmierend: So seien die ermittelten TFA-Werte dreimal so hoch wie vor acht Jahren und gesundheitliche Richtwerte würden überschritten – besonders mit Blick auf Kleinkinder. Während EU-Regulierungsbehörden derzeit an einer Einstufung von TFA als fortpflanzungsgefährdend arbeiten, fordern PAN Europe und Global 2000 ein sofortiges Verbot von PFAS-Pestiziden.
Die Studie ist eine Folgeuntersuchung zur kürzlich veröffentlichten EU-weiten Studie zu TFA in Wein. Untersucht wurden 48 Getreideprodukte, darunter Pasta, Backwaren, Frühstückscerealien und Vollkornprodukte – jeweils zur Hälfte aus biologischem und konventionellem Anbau.
„Der TFA-Gehalt, insbesondere in Brot und Nudeln, ist sehr besorgniserregend und erfordert sofortige Maßnahmen, um weitere TFA-Emissionen in die Umwelt zu verhindern. In konventionellen Getreideprodukten waren die durchschnittlichen Werte so hoch, dass ein Gesundheitsrisiko für Kinder nicht mehr ausgeschlossen werden kann“, warnt Studienautor Helmut Burtscher-Schaden, Umweltchemiker bei Global 2000.
Die zentralen Ergebnisse der Studie:
Alle 48 getesteten Produkte waren mit TFA belastet, wobei die Werte zwischen 13 µg/kg (biologischer Roggen) und 420 µg/kg (konventionelle Butterkekse) rangierten. Diese Werte liegen laut PAN Europe 100 bis 1.000 Mal höher als die bereits hohen TFA-Werte in Regen-, Grund- und Trinkwasser.
Konventionelle Produkte waren im Durchschnitt mehr als dreimal so stark belastet wie biologische. Doch auch alle 24 getesteten Bioprodukte wiesen TFA-Werte über 10 µg/kg auf – für PAN Europe ein Hinweis auf die hohe Mobilität und weite Verbreitung von TFA in der Umwelt.
Der Grenzwert, der von den niederländischen Gesundheitsbehörden für die tägliche Aufnahme als unbedenklich festgelegt wurde (TDI), wird bei Erwachsenen mit durchschnittlichem Konsum konventioneller Getreideprodukte um das 1,5-Fache überschritten, bei Kleinkindern sogar um das 4-Fache.
Im Vergleich zur einzigen offiziellen TFA-Analyse in Getreideprodukten vor knapp zehn Jahren haben sich die Belastungen verdreifacht.
„Diese Studie ist schockierend, aber für uns, die TFA erforschen, nicht überraschend. Wir beobachten einen rasanten Anstieg der TFA-Werte in Ökosystemen, Menschen und Tieren weltweit. Daher müssen wir jetzt darüber diskutieren, wie wir diesen Anstieg eindämmen, bevor die Belastung planetare Grenzen überschreitet und toxische Effekte besonders bei gefährdeten Bevölkerungsgruppen auftreten“, so Burtscher-Schaden.
Hintergrund
TFA ist ein Abbauprodukt von PFAS-Pestiziden und Industriechemikalien. Aufgrund seiner extremen Persistenz und Wasserlöslichkeit reichert sich TFA in Wasserressourcen und lebenden Organismen an. Jüngste Bodenanalysen der deutschen Umweltbehörden bestätigen, dass landwirtschaftlich genutzte Böden inzwischen ein großes Reservoir für TFA darstellen, was zum Teil seine Anreicherung in Nahrungsmittelpflanzen erklärt.
Am 26. Mai veröffentlichte die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) einen Vorschlag zur Einstufung von TFA als ‚fortpflanzungsgefährdend, Kategorie 1B‘, mit den Gefahrenhinweisen: „Kann das Kind im Mutterleib schädigen. Kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen“. Inzwischen überprüft die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die toxikologischen Referenzwerte für TFA. Ihre Schlussfolgerungen werden im Februar 2026 erwartet.
„Die Exposition gegenüber TFA erfolgt über verschiedene Quellen, einschließlich Nahrung und Wasser. Diese alarmierenden Ergebnisse sollten zu einem sofortigen Verbot aller PFAS-Pestizide führen, ohne jede Verzögerung. Wir fordern außerdem, dass die Sicherheitsschwellenwerte die kumulative Aufnahme widerspiegeln und den Schutz der am meisten gefährdeten Personen, einschließlich Kindern und schwangeren Frauen, gewährleisten“, sagt Salomé Roynel, Politikbeauftragter bei PAN Europe.