Pestizide
Studie zeigt Zusammenhang zwischen Glyphosat und Leukämie in jungen Jahren
Globale Glyphosat-Studie liefert weitere Gründe für Zulassungsstopp
Anfang November steht eine entscheidende EU-Abstimmung über die Zulassungsverlängerung von Glyphosat um weitere zehn Jahre an. Eine internationale toxikologische Studie, die vom Ramazzini-Institut in Italien koordiniert wird, hat nun ergeben, dass schon niedrige Dosen von Herbiziden auf Basis von Glyphosat bei jungen Ratten Leukämie verursachen. Die verabreichten Dosen entsprachen dem zugelassenen NOAEL-Wert (No Observed Adverse Effect Level) der EU für Glyphosat.
In der Langzeitstudie wurden sowohl Glyphosat alleine als auch die Herbizide Roundup BioFlow, das in der EU verwendet wird, und Ranger Pro, das in den USA verwendet wird, Ratten über das Trinkwasser verabreicht, und zwar ab dem pränatalen Alter in Dosen von 0,5, 5 und 50 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag.
„Etwa die Hälfte der Leukämie-Todesfälle bei den Ratten, die Glyphosat und Herbiziden auf Glyphosatbasis ausgesetzt waren, traten im Alter von weniger als einem Jahr auf“, erklärt Daniele Mandrioli, Koordinator der Globalen Glyphosat-Studie (GGS) und Direktor des Ramazzini-Instituts. Bei mehr als 1.600 Sprague-Dawley-Ratten, die in den letzten zwei Jahrzehnten vom U.S. National Toxicology Program (NTP) und dem Ramazzini-Institut untersucht wurden, sei dagegen im ersten Lebensjahr kein einziger Fall von Leukämie beobachtet worden.
Bei der GGS handle es sich um die umfassendste toxikologische Studie, die jemals zu Glyphosat und Herbiziden auf Glyphosatbasis durchgeführt wurde. Sie liefere wichtige Daten für staatliche Regulierungsbehörden, politische Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit. Untersucht werden die Auswirkungen von Glyphosat auf Karzinogenität, Neurotoxizität, Mehrgenerationenwirkung, Organtoxizität, endokrine Störungen und pränatale Entwicklungstoxizität. Mehrere von Experten begutachtete Arbeiten aus der Studie sollen ab Anfang 2024 veröffentlicht werden.
„Die Ergebnisse sind von so großer Bedeutung für die öffentliche Gesundheit, dass wir beschlossen haben, sie jetzt vor der Veröffentlichung zu präsentieren. Die vollständigen Daten werden in den kommenden Wochen öffentlich zugänglich gemacht und zur Veröffentlichung in einer wissenschaftlichen Zeitschrift eingereicht“, so Mandrioli.
„Diese qualitativ hochwertige Studie bedarf der vollen Aufmerksamkeit der europäischen Behörden, da sie alarmierende neue Beweise liefert, die frühere Erkenntnisse über die krebserregende Wirkung von Glyphosat im lymphatischen System bestätigen, die in Studien an Mäusen und in epidemiologischen Studien am Menschen festgestellt wurden“, kommentiert Peter Clausing, Toxikologe beim Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany).
„Die Studie unterstreicht, dass die Verlängerung der Zulassung von Glyphosat mehr als fragwürdig ist – sie ist schlichtweg illegal“, meint Angeliki Lysimachou, Leiterin der Abteilung Wissenschaft und Politik bei PAN Europe.
An der Studie waren Wissenschaftler aus Europa, den USA und Südamerika beteiligt, etwa der University of California, der Universität Kopenhagen und der italienischen Universität Padua.
Eine Präsentation der GGS, die Ende Oktober in Bologna vorgestellt wurde, finden Sie hier.
In Petitionen für ein Glyphosat-Verbot, gestartet von Avaaz, WeMove Europe und Eko wurden zusammen bereits über 2,7 Millionen Unterschriften gesammelt.