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Pestizidhersteller verschweigen Gesundheitsgefahren

Untersuchung der Universität Stockholm zeigt zurückgehaltene Studien

Mehrere Agrochemie-Konzerne wie Syngenta und Bayer/Monsanto haben im EU-Zulassungsverfahren von diversen Pestizidwirkstoffen Studien zurückgehalten, die auf erhebliche Gesundheitsgefahren hinweisen. Wie das Umweltinstitut München berichtet, wurden in diesen Studien etwa Entwicklungsstörungen bei Föten und Kindern festgestellt. Aufgedeckt wurde der Fall von Wissenschaftlern der Universität Stockholm.

Die Wissenschaftler haben untersucht, ob Studien zur Entwicklungsneurotoxizität (sogenannte DNT-Studien), die im Zulassungsverfahren der US-Umweltschutzbehörde eingereicht wurden, auch den EU-Behörden vorgelegt wurden. Das Ergebnis: Bei neun Studien war dies nicht der Fall. Bei sieben der Studien zeigten sich negative Effekte wie eine veränderte Bewegungsfähigkeit oder Gehirngröße. In drei Fällen hat das spätere Bekanntwerden der zurückgehaltenen Studien bereits tatsächlich zu einer Neubewertung der Pestizide geführt; in vier Fällen prüfen die Behörden aktuell noch, ob eine Änderung der Zulassung angebracht ist.

Das Umweltinstitut München fordert nun von der EU-Kommission, eingehend zu prüfen, ob rechtliche Schritte gegen die verantwortlichen Konzerne eingeleitet werden sollten. Außerdem müsse die EU untersuchen, ob noch weitere Studien zu Gesundheits- oder Umweltgefahren von den Herstellerkonzernen nicht in die Zulassungsverfahren eingebracht wurden. Dass die Sicherheitsbewertung von Chemikalien in erster Linie auf Studien beruht, die die Konzerne selbst durchführen oder in Auftrag geben, sieht das Umweltinstitut prinzipiell kritisch.

In Deutschland müssten die Zulassungen der Mittel, die die entsprechenden Pestizidwirkstoffe enthalten, umgehend ausgesetzt werden, bis eine umfassende Bewertung der zurückgehaltenen Studien vorliegt. Betroffen sind die Wirkstoffe Fluazinam und Buprofezin, sowie der Wirkstoff Abamectin, dessen Anwendung zwar bereits eingeschränkt wurde, der aber immer noch für die private Anwendung in Pestiziden erworben werden könne.

Zur Studie der Universität Stockholm gelangen Sie hier.

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