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Neuer Frühblührekord bei Apfelbäumen

Streuobstakteure aus Deutschland berichten

Neuer Frühblührekord bei Apfelbäumen © Hochstamm Deutschland e.V.

16 Tage vor dem langjährigen Mittel – so früh wie nie startete 2024 die Apfelblüte in Deutschland. Bereits für den 8. April meldete der Deutsche Wetterdienst auf Basis verschiedener Beobachtungspunkte in ganz Deutschland den durchschnittlichen Blütebeginn. Eine frühe Blüte erhöht die Gefahr von Spätfrost und damit Ernteeinbußen, dennoch sind die Streuobstakteure momentan vorsichtig optimistisch.

Den frühesten Blütebeginn beobachteten Melder dieses Jahr bereits am 15. März im Nordosten von Nordrhein-Westfalen, den spätesten ganz im Norden am 1. Mai. Auch in den vergangenen zehn Jahren fand die Blüte bereits bis zu 15 Tage früher (2014) oder vier Tage später (2021) als im Schnitt der letzten Jahre statt. Der 16 Tage frühere Beginn stellt allerdings einen Rekord dar.

Der Streuobst-Verein Hochstamm Deutschland hat Streuobstakteure in verschiedenen Regionen nach ihrer Einschätzung gefragt. Ulrich Mayr vom Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) in Baden-Württemberg bestätigt die Daten des Wetterdienstes. Auch das KOB registrierte 2024 die früheste Blüte überhaupt. „Nachdem die Blüte im Streuobstbau 2023 schwach war, standen die Bäume dieses Jahr in voller Blüte“, erklärt der Experte.

Anja Abdank vom Streuobstnetzwerk Mecklenburg-Vorpommern berichtet außerdem, dass die Obstarten dieses Jahr fast alle gleichzeitig blühten. In Niederbayern wurde laut Maria Gruber vom dortigen Streuobstwiesenkompetenzzentrum durch den sommerlich warmen März und Aprilanfang eine bis zu fünf Wochen frühere Blüte beobachtet. „Die Kirschen, Pfirsiche, Zwetschgen und Birnen haben die Blütezeit gut überstanden. Bei den Apfelbäumen müssen wir abwarten. Die Frühäpfel haben es auch noch gut erwischt“, so ihre Einschätzung.

Nach Meinung von Mayr habe es im Bodenseeraum nur in wenigen ungünstigen Lagen leichte Frostschäden gegeben; insgesamt sei die Befruchtung sehr gut. „Die Voraussetzungen für eine hohe Ernte sind gegeben“, stellt er fest. Sollten allerdings ausgedehnte Trockenperioden im Sommer folgen, so könne sich dies durch vorzeitigen Fruchtfall und Kleinfrüchtigkeit auswirken.

Abdank erwartet für Mecklenburg-Vorpommern eine geringere Befruchtung: Das Zeitfenster für Bestäuberinsekten sei wegen der kühlen Tagestemperaturen sehr kurz gewesen. Auch Sabine Washof vom Streuobstwiesen-Bündnis Niedersachsen berichtet, dass Bestäuberinsekten bei den früheren Sorten im Nachteil waren. „Erst bei den späteren Sorten summt und brummt es“, beobachtet sie. Die sehr kühlen Tage hätten die Insekten beeinträchtigt, aber die Blüten nicht geschädigt. Gruber berichtet für Niederbayern ebenfalls von einer geringen Bestäubung: allerdings wegen Regen, der auch den Blütenblättern nicht gutgetan habe.

Um eine genaue Ernteprognose abzugeben, muss erst das Wetter der kommenden Wochen und Monate abgewartet werden. Washof rechnet zum jetzigen Zeitpunkt mit einer geringeren Ernte. Gruber schätzt, es könne eine frühere Ernte geben, was sich wiederum auf die Lagerfähigkeit der Früchte auswirken würde. Dennoch ist sie zuversichtlich: „Wir freuen uns auf eine gute, solide Ernte mit vielen verschiedenen Apfelsorten, Birnen und Zwetschgen.“

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