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Streuobstanbau ist Immaterielles Kulturerbe

Kultusminister geben Antrag von Hochstamm e.V. statt

Streuobstanbau ist Immaterielles Kulturerbe © Florian Fahlenbock / Hochstamm Deutschland

Ab sofort ist der Streuobstanbau in Deutschland Immaterielles Kulturerbe. Dies bestätigten die Kulturminister der Länder am vergangenen Freitag bei der Kulturministerkonferenz. Gemeinsam mit 1,3 Millionen Unterstützern stellte der Verein Hochstamm Deutschland bereits während des letzten Bewerbungsverfahrens im Jahr 2019 den Antrag.

Streuobstwiesen erhalten die Vielfalt an Obstsorten, sind ein Hotspot der Biodiversität, ein prägender Teil der Kulturlandschaft und ein Stück regionale Identität. Dabei sind die arbeits- und zeitintensive Pflege und Bewirtschaftung, die Obstverarbeitung, traditionelle Handwerkstechniken sowie verschiedene Feste und Bräuche Teil der Kulturform. Doch mit dem anhaltenden bundesweiten Rückgang der hochstammbesetzten Streuobstwiesen drohen die über Jahrhunderte entwickelten Praktiken und das Wissen über die Kulturform in Vergessenheit zu geraten.

Für den baden-württembergischen Verein Hochstamm Deutschland, der sich bundesweit für den Erhalt von Streuobstwiesen engagiert, stellt die Aufnahme in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in erster Linie eine öffentlich sichtbare Anerkennung der Kulturform und seiner Trägerschaft dar. Vereinsvorsitzende Martina Hörmann ist begeistert: „Die Wertschätzung gebührt allen Akteuren, die die Streuobstkultur am Leben halten und zum Erhalt der Streuobstwiesen beitragen. Ihr da draußen, die jährlich Bäume schneidet und nachpflanzt, das Obst aufsammelt und tolle Produkte daraus herstellt oder Fortbildungen durchführt, seid die Bewahrer dieser Kulturform und habt euch die Anerkennung verdient.“

Hochstamm Deutschland e.V. bedankt sich bei allen, die einen Beitrag bei der Antragstellung geleistet sowie ihre Erfahrungen und ihr Wissen geteilt haben. Dazu zählten auch alle Organisationen und Einzelpersonen, die sich mit ihrer Unterschrift hinter das Vorhaben stellten. „Das Expertenkomitee der Deutschen UNESCO-Kommission hat die breite Beteiligung und transparente Arbeit des Vereins bei der Antragstellung herausgestellt und belohnt. Für unseren noch jungen Verein stellt die Würdigung unseres Antrags einen großen Erfolg dar“, zieht der zweite Vereinsvorsitzende Ulfried Miller ein Resümee.

Nach der Anerkennung geht Hochstamm Deutschland e.V. nun noch einen Schritt weiter und will einen länderübergreifenden, europäischen Kulturerbe-Antrag in Angriff nehmen. Hierzu prüft der Verein erste Schritte und sucht mögliche europäische Kooperationspartner. Zudem wird aktuell an einem Gemeinschaftsmarketing-Projekt zum Erhalt der Streuobstkultur gearbeitet.

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