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Bio-Schweiz: Großgenossenschaften weisen den Weg

Coop steigert Bio-Umsatz und will nachhaltiger werden

Bio-Schweiz: Großgenossenschaften weisen den Weg © Coop Genossenschaft

Der Detailhandel (LEH) wirkt in der Schweiz als Bio-Markttreiber. Bio-Grundangebote sind in den meisten Kanälen selbstverständlich. Marktleader ist heute mehr denn je die genossenschaftlich organisierte Coop-Gruppe. Zum 30-jährigen Geburtstag der Bio-Eigenmarke Naturaplan veröffentlichte der Händler 2023 einen Bio-Report, in dem Auswertungen zu typischen Bio-Kunden zusammengefasst sind. Bis 2050 hat Coop ein ehrgeiziges Ziel: Senkung der Treibhausgas-Emissionen auf Netto-Null.

Während der klassische Biofachhandel in der Schweiz weiterhin eher ein Nischendasein fristet, befindet sich Alnatura nach vielen Jahren Aufbauarbeit auf Expansionskurs. Der Erfolg der Bio-Kette basiert nicht zuletzt auf einer strategischen Kooperation mit der Migros-Genossenschaft Zürich, dem innovativsten Teilverband des marktmächtigen Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB). Der wichtigste Coop-‚Mitbewerber‘ bietet seit rund 25 Jahren selbst umfassende Bio-Sortimente.

Ein wichtiger Grund für den frühen Einstieg und nachhaltigen Bio-Erfolg von Coop und Migros: Sie sind genossenschaftlich organisiert und können daher strategische Entscheide ohne ständigen Blick auf ein an Dividenden interessiertes Aktionariat umsetzen. Neben den Detailhandelskanälen bieten auch die mittlerweile in der Schweiz verankerten Lidl- und Aldi-Ketten eine relativ große Bio-Auswahl an.

Nachholbedarf zeigt die Bio-Schweiz bei der Gemeinschaftsverpflegung, namentlich bei den öffentlich-staatlichen Angeboten. Es bestehen jedoch auch hier branchengerechte Modelle, die langsam aber sicher Wirkung erzielen.

Keine Delle im Bio-Umsatz

Gemäß aktuellen Zahlen waren Bio-Produkte im Jahr 2023 bei Coop so beliebt wie nie zuvor. Trotz Teuerung und weiteren Unsicherheiten zeigt sich keine Umsatzdelle. Teilweise werden die Schweizer Angebote sogar konkurrenzfähiger, angesichts viel stärkerer Preissteigerungen im in der Schweiz überall nahen Ausland.

Coop hat das Jubiläum der Bio-Eigenmarke Naturaplan zum Anlass genommen, einen umfassenden Report über die Konsumenten von biologischen Lebensmitteln zu erstellen. Für den Coop Bio Report 2023 wurden in zwei Befragungen insgesamt knapp 1.900 repräsentative Online-Interviews durchgeführt. Die Auswertungen beschreiben die typischen Bio-Kunden von Coop, zeigen die regionalen Unterschiede auf und enthüllen die Top-10-Bio-Produkte.

Das Ziel von Coop ist es, für jedes Produkt eine biologische Alternative zu bieten. Im Jubiläumsjahr wurde das Bio-Sortiment um rund zweihundert Artikel erweitert und soll kontinuierlich weiter ausgebaut werden. Seit der Einführung von Naturaplan-Produkten bei Coop vor über 30 Jahren schreibt dieses Produktsegment eine Erfolgsgeschichte. Das Wachstum war insbesondere in den von der Pandemie geprägten Jahren 2020 und 2021 signifikant und hat sich 2022 auf höherem Niveau als vor Corona eingependelt. Von Januar bis September 2023 stieg der Bio-Umsatz kumuliert um neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Coop ist in Sachen Bio die klare Nummer 1 in der Schweiz.

Klimaziele – alle müssen beitragen

Zu den ambitionierten Nachhaltigkeitszielen von Coop zählt das Erreichen von Netto-Null-Emissionen bis spätestens 2050. Das ist nur möglich, wenn neben den eigenen, direkt beeinflussbaren Bereichen wie etwa Gebäuden auch die Lieferketten im Fokus stehen, sowie sämtliche Produkte, die Coop einkauft und verkauft. Denn über 98 Prozent der CO2-Emissionen entstehen nicht bei Coop selber, sondern in den vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsketten.

Am 21. September 2023 begrüßte Coop in der Umwelt Arena in Spreitenbach rund 150 Geschäftspartner und Lieferanten zur Geschäftspartnertagung, bei der nachhaltiges Handeln und das Netto-Null-Ziel im Fokus stand. Die Bedeutung von nachhaltigem Handeln, das bei Coop stark verankert ist, wurde durch konkrete Commitments zur CO2-Reduktion bekräftigt, insbesondere auch im Hinblick auf zukünftige Generationen.

Für die Umsetzung der notwendigen Maßnahmen sind ein gemeinsames Verständnis und eine enge Zusammenarbeit von zentraler Bedeutung. Der Anlass bot den Teilnehmern die Möglichkeit, verschiedene Ansätze, konkrete Maßnahmen und Strategien zur CO2-Reduktion entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu diskutieren. Die Relevanz von effizienten Klimastrategien wurde von allen Beteiligten betont.

Peter Jossi

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