Messe
Kaufleute auf der Biofach
Einladung zur 2. Sonderschau Meetingpoint BIOimSEH – supported by Biofach

Im letzten Vierteljahrhundert der Entwicklung von Bio-Vollsortimenten im Mainstream hat der Lebensmitteleinzelhandel das Thema Nachhaltigkeit ganz oben auf seine Fahnen geschrieben, dabei jedoch nur mehr oder weniger rudimentäre Bio-Angebote in seine Outlets integriert. Selbstständige Kaufleute (SEH) sind eingeladen, sich während der Biofach-Messe auf der Sonderschau Meetingpoint BIOimSEH über die aktuelle Situation und Wege in die Biozukunft im SEH mit Bio-Experten und Gleichgesinnten auszutauschen.
Die Öko-Verbände kooperieren schon seit längerer Zeit mit dem Lebensmittel-Einzelhandel. So Naturland mit Rewe und neuerdings auch mit Aldi, Bioland mit Lidl und Demeter sowieso mit jedem, der einen Fachhandelsvertrag unterschreibt. Und so blühen die Bio-Landschaften in den allermeisten Lebensmittel-Outlets mehr denn je. Bio-Vollsortimente gibt es bislang jedoch nur im Naturkostfachhandel.
Die drei Jahrzehnte lange, mehr oder minder erfolgreiche Ausgrenzung des LEH durch die Naturkostbranche bröckelt mit dem Fachhandelseinbruch im Inflationsjahr 2022. Der Naturkostfachhandel befindet sogar: Die Biobranche gäbe es nicht mehr. Gemeint ist die Fachhandelstreue – die sei weggebrochen und nur noch ein kleiner Kreis von Herstellern/Anbietern hielte sich an den Treueeid. Die große Masse sucht neue Wege in die Regale des Handels. Dessen Umsatz wird jetzt gebraucht.
Ansprüche der Biokunden
Wer rundum Bio einkaufen will, braucht ein Bio-Vollsortiment. Das ist bislang nur im Naturkostfachhandel, meist konzentriert in den urbanen Zentren, zu finden. Im Lebensmittel-Einzelhandel gibt es überwiegend lückenhafte Angebote. Selbst die gut bestückten Supermärkte wie tegut oder einzelne Outlets von Kaufleuten zeigen so große Lücken und Preisausrutscher, dass ein One-Stop-Bio-Einkauf bei ihnen selten gelingt.
Beim Vollsortimenter, dessen Qualitätsanspruch auf der Breite und Tiefe seiner Sortimente basiert, lässt das Bio-Sortiment zu wünschen übrig. Da ist noch sehr viel Luft nach oben. Durchschnittlich zehn bis elf Prozent Sortimentsanteil bestimmen die Realität. Der Umsatzanteil dürfte noch darunter liegen.
Woher kommen die Lücken im Sortiment der Kaufleute?
Bio-Vollsortimente brauchen einen hohen Frischeanteil, das liegt in der Natur der Bio-Kundenanforderungen. Ein umfangreiches Angebot an Brot und Backwaren, Fleisch- und Wurstwaren, Käse und O+G trägt dann das Trockensortiment. Wo Salat fehlt oder sündhaft teuer und das Gemüseangebot lückenhaft ist, keine Auswahl beim Joghurt angeboten wird, nur Backmischungen, aber kein Senf im Regal stehen, darf wenig Erfolg, schon gar nicht 30 Prozent Bio-Anteil erwartet werden.
Warum werden die Lücken im Sortiment hingenommen? Was sind die Faktoren, die ein gleichwertiges Niveau mit dem Vollsortiment schaffen könnten? Dreißig Jahre Naturkostfachhandels-Entwicklung kann kein LEH-Einkäufer über Nacht aufholen. Ihre Anstrengungen der letzten zwei Jahrzehnte zielten eher auf das Eigenimage der Verbünde ab als auf die Bedürfnisse der Verbraucher. Die selbstständigen Kaufleute sind in den Gewohnheiten des Filialdenkens so lange gefangen, wie sie sich die Vorstufe mit ihnen teilen.
Überschaubare Discounter-Biosortimente mit bestenfalls 600 Artikeln (Aldi) sind einfacher zu handhaben als Vollsortimente, wo dann auch im Bio-Vollsortiment allein 60 und mehr O+G-Produkte erwartet und Brote vom regionalen Biobäcker geliefert werden, Fleisch- und Wurstangebote in der Theke brillieren und kein Dasein im SB-Regal erleiden müssen, eine breite Bio-Käsepalette den Gourmet erfreut und der gesamte Ordersatz keine Wünsche übrig lässt. Auch ständige ortsabhängige Sortimentsentwicklungen passen in einem Vollsortiment das Angebot an die Kunden und Lieferanten an.
Wie sollen die Einkäufer solche umfangreichen Anforderungen erfüllen können? Sie sind mit über 90 Prozent industriekompatiblen, herkömmlichen Lebensmitteln beschäftigt und bringen wenig Bezug zu den Besonderheiten von Bioqualitäten mit. Es herrscht das Kriterium vor, was einfach handhabbar ist, wird gemacht.
Wer verantwortet unsere gesunde Ernährung?
Eine nachhaltige Ernährungswende erfordert hochwertige transformative Fähigkeiten, die erlernt sein wollen. Dafür braucht es Kaufleute. So nebenbei erledigt, wie die Nachhaltigkeit im Lebensmitteleinzelhandel, inszeniert durch die Marketingabteilungen der Vorstufen, wird der mögliche Erfolg ausbleiben.
Transformation benötigt Investitionen neben der Wirtschaftslehre auch in Ernährungskultur und das heute mehr denn je in die Köpfe vor Ort. Das kostet Geld, das mit Lebensmitteln bisher nur verdient und nicht für Veränderungsprozesse ausgegeben werden will. Es gibt viele Knoten, die zu lösen sind. Am Ende bleibt der modernen Zeit aber nur übrig, den Fakten in die Augen zu schauen, die Ursachen anzupacken und die Fehler der auf Gewinn optimierten Lebensmittelproduktion zu überwinden.
Eine Hälfte der Bevölkerung könnte sich in Zukunft mit synthetischen Lebensmitteln, wie sie von Wissenschaftlern in ihren Reaktoren im Auftrag der Kapitalinteressen hergestellt werden (sollen), zufrieden stellen lassen. Das würde dann enden, wenn die Nebenkosten so zutage treten, wie jetzt die der Agrochemie. Derweil wird der andere Teil der Bevölkerung in seinen Ernährungsgewohnheiten immer höhere Qualitätsanforderungen stellen, weil die Menschen die Bedeutung für ihre Gesundheit erkennen.
Freie und selbstständige Kaufleute scheinen das Potenzial zu haben, dem Dilemma zu entrinnen. Sie können ihren Kunden demnächst, wenn sie im Supermarkt stehen und nach Verantwortlichen für ihren schlechten Gesundheitszustand suchen, entgegenhalten, dass sie mit dem Bio-Angebot die Wahl hatten. Die Verbraucher werden dann nicht zum Wettbewerber wechseln. Zukunftsfähig ist, wer gelernt hat, wie sich gesunde Ernährung ohne Kontamination durch Chemie auf dem Acker und synthetische Zutaten organisieren lässt.
Lösungen bieten für Kunden auf der Suche
Reality Experiencing vermittelt neue Realitäten, echte Nachhaltigkeit, erfahrbare Wellness und Gesundheit, natürlichen Geschmack anstelle von Chemie-Aromen, Energie von hochwertigen Lebensmitteln statt Billigprodukten mit buntem Marketing. Das übliche Marketing-Storytelling war gestern. Die Menschen sind auf der Suche nach konkret Erfahrbarem. Sie wollen mehr, als von Geschichten und grellen Farben beeindruckt werden.
Lassen Sie sie im Supermarkt Realtitäten erkennen und erfahren, dass sie auf der Suche sind. Helfen Sie den Kunden, ihre Wünsche zu entdecken. Kunden mit Veränderungswillen sind dann bereit, die notwendigen Preise zu bezahlen.
Die Community der Kaufleute erwartet eine verantwortungsvolle Aufgabe im Transformationsprozess in eine neue Ernährungskultur auf der Basis von traditionellen und gesunden Essgewohnheiten.
Es gibt noch keine Vorlage in der Lebensmittelvermarktung außer der Gewissheit, dass gesunde Lebensmittel schadstofffrei aus der Erde herauswachsen (müssen) und diese erkrankte Erde geheilt werden muss, damit die Menschen sich mit sicheren weil natürlichen Lebensmitteln wieder wohl fühlen und erfolgreich leben können.
Das Zentrum der Bio-Lebensmittelvermarktung ist die Weltleitmesse
Biofach. Dort brauen sich Lösungen mit Zukunftsfähigkeit zusammen. Für Lebensmittel-Einzelhändler wurde der Meetingpoint BIOimSEH geschaffen: für Treffen, Erfahrungs- und Gedankenaustausch, den die Besucher mit ihrem Input beleben helfen. Die selbstständigen Kaufleute sind eingeladen, sich an diesem Informationszentrum für Gespräche und Diskussionen zusammenzufinden, sich gemeinsam zu formieren und Lösungen zu finden.
Erich Margrander
Es liegen kostenlos 30 Biofach-Tageskarten für selbst- ständige Kaufleute bereit. Die ersten Abrufe per Mail an BIOimSEH@biopress.de zählen zu den Glücklichen, die wir dann gerne einladen vom 13. bis 16. Februar 2024 in Halle 8, Stand 110-113.
BIOimSEH-Teilnehmerliste:
Teilnehmerliste: Sonderschau BIOimSEH[50 KB]
Programm_BIOimSEH – Experten Lounge
Di., 13.2.2024
11:30-12:30 Uhr: Nachhaltigkeit im Supermarkt, was Kunden von Bio-Sortimenten erwarten.
bioPress-Herausgeber Erich Margrander berichtet über 30 Jahre Bio im SEH und führt eine offene Diskussion mit denTeilnehmern.
Reicht ein Sortiment von Snacks und teuren Demeter-Angeboten? Was ist mit Brot, Fleisch, Wurst und Käse? Wo kommt ein vollständiges O+G-Sortiment her? Und welche Hürden müssen lokale und regionale Direktlieferanten nehmen? Vorurteile werden ebenso angesprochen wie Überheblichkeiten mancher Marktteilnehmer
13:00-13:45 Uhr: Bio-Obst+Gemüse-Vollsortiment
Albert Fuhs vom O+G-Großhändler Landgard informiert über die Beschaffung von Bio-O+G-Vollsortimenten für den SEH. Wie gut sind die O+G-Regale im SEH bestückt? Was fehlt, was kann besser werden? Was erwarten die Kunden?
15:00-16:00 Uhr: Firmenpräsentation
Matthias Nitschke, Leviva Berlin
15:00-16:00 Uhr: Bio-Käsesortiment für Kaufleute
Die Käsesommelière Astrid Groß von der Bio-Käse-Großhandlung
Gerald Bartke im Gespräch mit Erich Margrander
16:30-17:30 Uhr: Ecotrado – B2B Datenbank
Como vender con éxito en el sector ecológico del mercado alemán (en Español)
Experiencias, consejos y tipps para conocer la fórmula de entrar en el sector ecológico del mercado alemán dirigido a proveedores de España, Sudamérica y Portugal. Presentado por Carmen de Santos
Mi., 14.2.2024
11:00-12:00 Uhr: Ecotrado – B2B Datenbank
Direktkontakt zu Herstellern und Produzenten aus Spanien, Portugal und Südamerika präsentiert von der Betreiberin Carmen de Santos
12:30-13:30 Uhr: Nutztiere – mehr als eine Frage der Haltung, Buchvorstellung
Die Autoren Renate Künast, MdB, und Bernward Geier, Publizist, freier Autor und Filmemacher, informieren Kaufleute über Tierhaltung und Tierwohl und über nachhaltigen Fleischkonsum.
Pause wir ziehen um ins Kongresszentrum
Besuchen Sie die bioPress-Podiumsdiskussion im Rahmen der Biofach-Kongress-Veranstaltungsreihe im Raum Istanbul
14:00-15:00 Uhr: Wege in den Mainstream
Experten diskutieren über das Thema 30 % Bio – dazu brauchen wir die Kaufleute mit der flächendeckenden Präsenz ihrer Outlets. Wie kommt Bio-Vielfalt in die Vollsortimente der Kaufleute?
15:30-16:15 Uhr: Bio-Frischesortimente im SEH
Expertengespräch, moderiert von Erich Margrander
Kauffrau Theresia Quint erläutert die Chancen von Bio-Angeboten, wie Bio in die Sortimente integriert wird und was Kunden erwarten.
16:45-17:30 Uhr: Was Sie schon immer über Bio-Vollsortimente im Supermarkt wissen wollten
Offene Gesprächsrunde der Teilnehmer mit Gästen und Experten zum Thema Bio-Beschaffung
Do., 15.2.2024
11:30-12:15 Uhr: Die Bio-Fleisch- und Wursttheke
Aufbau eines Bio-Fleisch- und Wurstwaren-Sortiments sowie Fragen zur Vermarktung in der Bio-Fleischtheke. Erfahrungsaustausch mit Edeka-Kauffrau Theresia Quint, moderiert von Erich Margrander
13:00-14:00 Uhr: Die Klima-Kuh, Buchvorstellung
Der Autor Florian Schwinn liefert den Kaufleuten Argumente für nachhaltigen Fleischkonsum und erklärt, wie die Kuh zum Klimaretter wird.
14:30-15:30 Uhr: Welche Rolle spielt Bio-Brot für die Kaufleute?
Über das Geschmacks-Geheimnis vom Bio-Brot informiert
Brot-Expertin Bettina Edmeier von Bettina's Keimbackstube.
16:00-17:00 Uhr: Die Klima-Kuh, Buchvorstellung
Der Autor Florian Schwinn liefert den Kaufleuten Argumente für nachhaltigen Fleischkonsum und erklärt, wie die Kuh zum Klimaretter wird.
Fr., 16.2.2024
11:00-12:00 Uhr: Bio-Obst+Gemüse-Voll-Sortiment im SEH
Bio-Obst- und Gemüsegroßhändler Roy Zylka informiert über Bio-Obst+Gemüse-Sortimentsgestaltung, Chancen, Hürden und Preisgestaltung, regionale und lokale Beschaffung.
13:00-14:00 Uhr: Bio-Käsesortiment für Kaufleute
Die Käsesommelière Astrid Groß von der Bio-Käse-Großhandlung Gerald Bartke im Gespräch mit Erich Margrander