Gemeinschaftsverpflegung
Bündnis gegen Ernährungsarmut formiert sich
Ernährungsrat Hannover fordert Transformation der Schulverpflegung

„Mehr als jedes fünfte Kind wächst in der Bundesrepublik in Armut auf“, so Peter Wogenstein, Sprecher des Ernährungsrats Niedersachsen e.V. Bei der Veranstaltung ‚Gemeinsam gegen Ernährungsarmut‘ des Ernährungsrats Hannover und Region am 24. November trafen sich Vertreter der Parteien im Stadt- und Regionalparlament, Schulleiter, Lehrer, Eltern, Schülervertreter, Caterer, Sozialverbände und weitere Organisationen, um über den Weg zu einer guten, gesunden Ernährung für alle Kinder an Schulen zu diskutieren.
Zu teuer, geschmacklos und ungesund – dieses Zeugnis stellten Schüler, Lehrer und Eltern dem Essensangebot in Schulmensen aus. „Ernährung muss Teil der Bildung und fest in den Lehrplänen verankert sein“, waren sich viele der Teilnehmer einig. Die Bedeutung von Ernährung und die Auswirkung von Ernährungsarmut seien der Politik nicht ausreichend bewusst.
Fortschritte gebe es, wenn sich die Schulakteure selbst gemeinsam für gute Ernährung und Nachhaltigkeit engagieren. So hat die IGS List eine Portionierung von Wahlspeisen eingeführt. Mehr Schüler als vorher nutzten das Angebot und: seitdem sei die Menge an Lebensmittelresten um zwei Drittel gesunken.
Die Veranstaltung soll der Auftakt für ein ‚Bündnis gegen Ernährungsarmut‘ in Hannover und der Region sein. Es wurden viele Forderungen und Ideen für eine Veränderung gesammelt: von der Vereinfachung des Bestellwesens für Schulessen bis zu kostenlosem Schulessen in Ganztagsschulen als Beitrag zur Armutsbekämpfung. Die Teilnehmer wollen in den nächsten Monaten daran weiterarbeiten und im nächsten Treffen am 5. März 2024 ihre Handlungsempfehlungen für die Politik konkretisieren.
Eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) beziffert die Kosten, wenn nichts gegen Kinder- und Ernährungsarmut getan wird, auf 3,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. „Das darf uns nicht kalt lassen. Alle in unserer doch wohlhabenden Gesellschaft sind aufgerufen, dagegen etwas zu tun“, so Daria Kistner, Vorsitzende des Ernährungsrats Hannover und Region zum Schluss der Veranstaltung. „Es braucht eine Transformation der Schulverpflegung.“