Gentechnik
Öko-Marketingtage: Kirchberger Erklärung zu Gentechnikfreier Landwirtschaft veröffentlicht
„Stoppen Sie die Erosion europäischer Grundwerte, sichern Sie Wahlfreiheit und Transparenz“
Im Rahmen der 6. Öko-Marketingtage der Akademie Schloss Kirchberg haben sich vom 7. bis 9. November Vertreter von Lebensmittelhandel, Verarbeitung, Landwirtschaft, Wissenschaft und Verbänden über die Zukunft der Vermarktung von Bio-Lebensmitteln ausgetauscht. Vor dem Hintergrund des in Brüssel verhandelten Entwurfs zu einer Deregulierung der Gentechnik in der EU haben die Veranstalter und Träger der Konferenz eine Erklärung veröffentlicht, die die Haltung der Bio-Branche klar macht.
Kirchberger Erklärung: Wahlfreiheit von Bürgerinnen und Bürger und Bäuerinnen und Bauern erhalten – Gentechnikfreie Landwirtschaft sichern
Es ist ein Skandal, wie derzeit zentrale Werte der Europäischen Union wie das Vorsorgeprinzip oder das Recht auf Wahlfreiheit aufs Spiel gesetzt werden. Bisher galt: Gentechnik ist erlaubt in Forschung und Anbau, allerdings mit Sicherheitsprüfung, nahezu lückenloser Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit. Regeln der Koexistenz sichern eine gentechnikfreie Produktion, die in Europa und im Weltmarkt der heimischen Landwirtschaft Schutz garantiert und allen Verbraucherinnen und Verbraucher Wahlfreiheit bieten. Über 90 Prozent von ihnen erwarten weiterhin eine Kennzeichnung und Sicherheitsprüfung auch neuer Gentechnikpflanzen.
Nun soll all dies einem Versprechen der Gentechnikindustrie geopfert werden. Der Kommissionsvorschlag sieht dafür vor, dass künftig die meisten gentechnisch veränderten Pflanzen ohne Sicherheitsprüfung, Kennzeichnung und Rückholbarkeit in die Natur freigesetzt und als Futter- und Lebensmittel zugelassen werden sollen.
Diese weitgehende Deregulierung will jetzt die CDU im Europaparlament noch steigern und zusätzlich auch den bisher gentechnikfreien Ökolandbau für die Gentechnikindustrie freigeben. Dies würde eine massive und irreparable Beschädigung eines bedeutenden und wachsenden Wirtschaftssektors zur Folge haben. Der Wille von Bäuerinnen und Bauern sowie Bürgerinnen und Bürgern würde nicht respektiert. Deshalb muss dieses Vorhaben gestoppt werden.
Wir fordern alle Politikerinnen und Politiker auf, endlich den Wunsch von Bürgern und Wirtschaft nach Wahlfreiheit zu akzeptieren und weiterhin rechtlich eine gentechnikfreie Land- und Lebensmittelwirtschaft zu sichern. Außerdem muss das EU-Parlament und auch die Bundesregierung der Patentierung von Pflanzen und deren Eigenschaften, die erst durch die Neue Gentechnik ermöglicht wird, endlich einen Riegel vorschieben.
Daher der Aufruf an alle Abgeordneten des Europäischen Parlaments und an die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten, insbesondere auch an die Bundesregierung: „Stoppen Sie die Erosion europäischer Grundwerte, sichern Sie Wahlfreiheit und Transparenz um zu erkennen, was auf unseren Äckern wächst und auf unsere Teller kommt.“
Kirchberg, 9. November 2023
Die Partner der Öko-Marketingtage:
Akademie Schloss Kirchberg, Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, Leiter
Bioland, Jan Plagge, Präsident
Naturland, Steffen Reese, Geschäftsführer
Demeter, Dr. Alexander Gerber, Vorstand
Biokreis, Josef Brunnbauer, Geschäftsführer
Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft, Tina Andres, Vorstandsvorsitzende
Assoziation ökologische Lebensmittelhersteller, Andreas Swoboda, Vorstand und Geschäftsführer
Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, Rudolf Bühler, Gründer und Vorsitzender
Ecoland, Verband für Ökologische und Klimaresiliente Land- und Ernährungswirtschaft, Rudolf Bühler, Präsidium