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Symposium

Pestizide in der Luft: weit verbreitet – noch zu wenig erforscht

Europäisches Fachsymposium untersucht Pestiziddrift

Pestizide in der Luft: weit verbreitet – noch zu wenig erforscht © Thomas Burckhardt

Pestizide werden zwar auf einem bestimmten Gebiet ausgebracht, durch Sprühdrift, Verflüchtigung und Winderosion finden sie sich zum Teil aber noch weit vom Ort der Ausbringung entfernt in der Luft. Beim Europäischen Fachsymposium zum atmosphärischen Transport von Pestiziden in der Brandenburgischen Akademie Schloss Criewen vom 31. Mai bis 1. Juni brachten acht aktuelle Studien aus verschiedenen Ländern neue Erkenntnisse.

Am vom Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft (BEL) initiierten Symposium nahmen Vertreter aus acht europäischen Ländern aus den Bereichen Wissenschaft, Politik, Verwaltung, Naturschutzverbänden und der konventionellen und ökologischen Wirtschaft teil. Die auf der interdisziplinären Veranstaltung präsentierten Studien zeigen ein europaweit einheitliches Bild einer messbaren Pestizid-Belastung der Luft.

So wurden in einer europäischen Studie, integriert in das EU-Projekt SPRINT, an zwei landwirtschaftlichen Standorten in Portugal und in den Niederlanden über einen Zeitraum von 14 Monaten Luftproben genommen. Freya Debler, Doktorandin am Helmholtz-Zentrum Hereon: „Bei unseren Untersuchungen haben wir nicht nur festgestellt, welche Pestizide in der Luft vorkommen, sondern auch ihre Konzentrationen gemessen. Diese Information ist entscheidend, um mögliche Risiken für Mensch und Umwelt abschätzen zu können.“ Insgesamt wurden 96 verschiedene Pestizide nachgewiesen. Die Wissenschaftler waren sich einig, dass die präsentierten Ergebnisse zu Konsequenzen führen müssen.

Ziel des Symposiums war es deshalb auch, Forderungen nach rechtlichen Maßnahmen zu stellen. Achim Willand, Experte für Umweltrecht bei der Anwaltskanzlei GGSC, hält Beschränkungen für zulässig, mit denen die Verflüchtigung beim Ausbringen von Pestiziden wirksam eingedämmt wird. Die Regulierung von Pestiziden in der Luft sei aktuell lückenhaft. Grenzwerte für die Belastung der Luft und bessere Rechtsgrundlagen müssten geschaffen werden, um das Vorsorgeprinzip zu stärken. Denn einmal ausgebrachte, persistente Wirkstoffe können nicht mehr zurückgeholt werden.

Stephan Paulke, zweiter Vorsitzender des BEL zieht eine positive Bilanz: „Das Symposium hat als erste wissenschaftliche Netzwerkplattform zum atmosphärischen Transport von Pestiziden den Diskurs verschiedener Länder in Europa zusammengebracht. Aus unserer Sicht ist dies essenziell, da Pestizide in der Luft nicht an Ländergrenzen Halt machen und wir daher eine europäische Lösung brauchen. Als zentrale Ansatzpunkte wurden die Weiterentwicklung von Monitoring-Programmen, die Einführung von Grenzwerten und die verstärkte Forschung zu den Auswirkungen von Pestiziden in der Luft auf Umwelt und Gesundheit ermittelt.“

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