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Pestizide

Südtiroler Pestiziddaten schlagen hohe Wellen

Negativschlagzeilen könnten Image-Schaden bedeuten

Am vergangenen Mittwoch hat das Umweltinstitut München die Auswertung der Spritzdaten von hunderten Vinschgauer Obstbetrieben aus dem Jahr 2017 veröffentlicht. Noch am selben Tag titelte die Süddeutsche Zeitung ‚Das Gift auf dem Apfel‘, die Neue Südtiroler Tageszeitung erkannte einen ‚Apfel-GAU‘ und der Bayerische Rundfunk berichtete unter der Überschrift ‚Perfekte Äpfel und ihre giftige Schattenseite‘.

Sowohl die Analysen der deutschen Medien, denen das Umweltinstitut die Spritzhefte zur Verfügung gestellt hatte, als auch die des Umweltinstituts widerlegen das Bild vom naturnahen Apfelanbau, das die Südtiroler Landesregierung und Obstwirtschaft gern bemühen. 38 Mal wurden die Apfelplantagen im Südtiroler Vinschgau 2017 im Durchschnitt mit Pestiziden behandelt.

Wolfgang Kreiser, Geschäftsführer des Deutschen Obst-Sorten Konsortiums, sprach nun von einem möglichen Image-Schaden für Südtirol durch die Negativschlagzeilen. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Südtirol sei man gut dran, ‚Alternativstrategien‘ zu entwickeln. Hanspeter Staffler, Abgeordneter der Südtiroler Grünen, forderte angesichts des erschreckend hohen Pestizideinsatzes eine ‚Ökowende‘. Die rund 200 Millionen Euro Fördermittel für die Südtiroler Landwirtschaft müssten zur Ökologisierung genutzt werden.

Dagegen behaupteten der Landesrat für Landwirtschaft und der Verband der Obst- und Gemüseproduzenten, dass das Umweltinstitut Falschinformationen verbreite. Und Georg Gallmetzer, Präsident der ‚Arbeitsgruppe Zukunft Landwirtschaft‘, wies die Kritik am hohen Pestizideinsatz als ‚tendenziöse Berichterstattung‘ zurück. Immerhin zeigte sich der Südtiroler Landesrat Arnold Schuler in einem Interview offen für eine ‚Bio-Region‘, auch wenn nicht alle Pestizide von jetzt auf gleich abgeschafft werden könnten.

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