Handel
BÖLW-Studie: Bio wirkt als Inflationsbremse
Bio-Preise deutlich stabiler als die für konventionelle Lebensmittel

Ob Möhren, Frischmilch, Butter, Eier oder Äpfel: Während sich die Preisschraube bei konventionell erzeugten Lebensmitteln – teils drastisch – nach oben dreht, bleibt Bio preisstabil. Das bestätigt eine Studie des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), der die Handelsdaten von Januar 2021 bis November 2022 verglichen hat. Ein Grund dafür sei die hohe Unabhängigkeit von fossiler Energie für Düngemittel bei Bio.
Es zeige sich, dass Bio besser gegen die aktuellen Krisen gewappnet ist: durch kurze, regionaler ausgerichtete Wertschöpfungsketten und eine ressourcenschützende Kreislaufwirtschaft, die keinen teuren, synthetisch erzeugten Stickstoffdünger oder Pestizide benötigt. Auch die hohe Verbindlichkeit im Bio-Markt durch längerfristige Verträge und die höhere Vielfalt der Handelsstruktur wirkten inflationsdämpfend.
Ein Vergleich der Verkaufspreise der Monate September bis November 2021 zum Jahr 2022 zeigt, dass die Preisaufschläge bei konventionellen Produkten deutlich höher sind als bei Bio. So musste im Discounter im Herbst 2022 für konventionell erzeugte Möhren 60 Prozent mehr bezahlt werden als im Vorjahreszeitraum, im Supermarkt stieg der Möhrenpreis um 20 Prozent. Durchweg geringer fielen die Zuschläge für Bio-Möhren aus. Sie lagen im Discounter bei 45 Prozent und im Supermarkt bei zwölf Prozent. Der Bio-Fachhandel hielt den Preis für Bio-Möhren mit zwei Prozent nahezu stabil.
Auch bei Frischmilch verzeichnete der Fachhandel die niedrigste Preiserhöhung: Konventionell erzeugte Frischmilch war im Herbst 2022 im Discounter um mehr als ein Drittel teurer als im Vorjahreszeitraum. Während die Discounter ihre Preise für Bio-Frischmilch etwa gleich stark erhöhten, konnte der Fachhandel den Preisanstieg für Bio-Milch im gleichen Zeitraum auf rund die Hälfte beschränken (18 Prozent). Im LEH hielt sich die Verteuerung im Vergleichszeitraum etwa die Waage (konventionelle Milch 24 Prozent, Bio-Milch 29 Prozent).
Für konventionell erzeugte Butter mussten Kunden im Erhebungszeitraum im Discounter 58 Prozent und im Supermarkt 59 Prozent mehr zahlen. Für Bio-Butter berechneten Discounter nur 35 Prozent und Supermärkte 29 Prozent mehr, beim Fachhandel waren es gar nur 19 Prozent.
Zwischen Herbst 2021 und 2022 nahmen Discounter für konventionelle Eier eine Preisanhebung von 18 Prozent vor, in Supermärkten waren es zehn Prozent. Für Bio-Eier gestalteten beide Anbieter den Preisanstieg moderater: Discounter um zwölf Prozent, der Fachhandel um fünf Prozent und Supermärkte nur um vier Prozent.
Bei Äpfeln erwies sich die Preispolitik des Fachhandels als besonders verbraucherfreundlich: Für Bio-Äpfel zahlten Kunden dort im Herbst 2022 rund 16 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Im Discounter ging der Preis für konventionelle Äpfel um sieben Prozent und in den Supermärkten um zehn Prozent zurück. Für Äpfel in Bio-Qualität hielten Discounter und LEH den Preis stabil.
Beim Trendgetränk Bio-Haferdrink fiel der Preisanstieg zwischen November 2021 und November 2022 bei Discountern mit 20 Prozent zehn Mal höher aus als im Bio-Fachhandel, wo er lediglich zwei Prozent betrug. Mit einer Preisanhebung von sechs Prozent liegen Supermärkte ein weiteres Mal im Mittelfeld.
Die Studie wurde von der GLS Bank finanziert und unterstützt.